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Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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lag auf einer Betonbank. Daniel sah sich seinen Zellennachbarn, der ungeachtet Mr. Packards irrem Jammern fest schlief, genauer an. Der Mann war bis zur Taille hinab nackt und hatte einen voll-ständig mit Tattoos bedeckten Oberkörper. Es kostete Beherrschung, nicht darauf zu starren. Um es sich leichter zu machen, wandte sich Daniel ab und warf durch das Gitter einen Blick auf seine Umgebung. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass kein anderer Gefangener irgendeinen Laut von sich gab. Er konnte durch die Schiebefenster in ein paar der übrigen Zellen sehen, und er sah Männer, die auf und ab liefen und ihren Gedanken ebenso wenig entrinnen konnten wie Daniel den seinen.
    Zuerst versuchte er, sich m öglichst viel von seinen früheren Gefängniserfahrungen in Erinnerung zu rufen, um fürs Überleben gewappnet zu sein. Er wusste, dass ein Gefängnisaufenthalt in etwa damit vergleichbar war, wieder an der Highschool zu sein, und zwar in einer Klasse, die ausschließlich aus Rabauken, Lügnern und Verrückten bestand. Die meisten Kriminellen waren verantwortungslose, wütende Kerle, die in der Welt gescheitert waren und ihren Frust an denen ausließen, die es zu etwas gebracht hatten. Daniel beschloss, niemandem etwas davon zu sagen, dass er einen Highschool-, geschweige denn einen akademischen Abschluss hatte. Es gab eine zweite Bank in der Zelle, und Daniel streckte sich darauf aus. Er hatte kein Auge zugetan, und es musste inzwischen früher Morgen sein. Er schloss die Augen, doch die grellen Lampen, die harte Liegefläche und die fortwährenden fremden Geräusche hielten ihn wach. Daniel warf sich eine Weile hin und her, bis sich seine Gedanken an einer Frage festhakten, die er sich schon früher gestellt hätte, wäre er nicht von der Entdeckung des Toten als auch der Schande und dem Schrecken seiner Festnahme wie vom Blitz getroffen gewesen: Wer hatte Arthur Briggs ermordet und weshalb?
    Daniel wusste so gut wie nichts über Briggs' Privatleben, außer dass er verheiratet war und zwei erwachsene Kinder hatte. Die wenigen gesellschaftlichen Anlässe, bei denen sie sich begegnet waren, hatten sich auf Feiern in der Firma beschränkt. Aus Erfahrung wusste Daniel, dass Briggs ein rüder, scharfzüngiger Mann war, der bei Gericht zu äußerst aggressivem Verhalten auflief. Andererseits hatte Daniel keine Ahnung, ob Briggs Feinde hatte - oder auch Freunde. Daniel wurde schnell klar, dass er viel zu wenig wusste, um auch nur vage darüber zu spekulieren, wer Briggs' Mörder sein konnte, und er wandte sich lieber dem Motiv zu.
    Auf Daniels Anrufbeantworter hatte Briggs gesagt, er m üsse mit ihm über eine neue Entwicklung im Insufort-Fall reden. Er hatte auch gesagt, er wisse jetzt, dass er sich in Bezug auf Daniel geirrt habe und dass Daniel der Einzige sei, dem er vertrauen könne. Und plötzlich gab es keinen Zweifel: Es konnte nur um den Kaidanov-Bericht gehen.
    Daniel setzte sich auf. Die neue Entwicklung im Fall Geller musste etwas mit dem Bericht zu tun haben, denn dies war der einzige wichtige Aspekt des Falls, der auch Daniel betraf. Er war der Grund f ür seinen Rausschmiss gewesen. Worüber hatte Briggs bei ihrem letzten Treffen gesprochen? Er war wütend geworden, als Daniel ihm erzählt hatte, dass Geller möglicherweise die Ergebnisse der Kaidanov-Studie vertuschte.
    Nat ürlich! Briggs musste herausgefunden haben, dass Geller Pharmaceuticals tatsächlich in eine Vertuschungsaktion verwickelt war. Das würde erklären, wieso er Daniel für den Einzigen hielt, dem er trauen konnte. Die Kanzlei würde Geller Pharmaceuticals als Klienten und damit einen stattlichen jährlichen Honorarvorschuss verlieren, und deshalb hatte er weder bei Geller noch in seiner eigenen Firma jemandem vertrauen können. Daniel hingegen hatte Briggs gedrängt, die Vertuschung aufzudecken. Der einzige Haken an seiner Theorie war, dass er sich Arthur Briggs eher als Mitwisser einer Verschwörung bei Geller Pharmaceuticals vorstellen konnte denn als jemanden, der die Vertuschung eines Klienten aufdeckte, solange dieser Klient seiner Kanzlei Millionen einbrachte.
    Aber wenn er sich nun in Briggs get äuscht hatte? Er wusste so wenig über seinen früheren Vorgesetzten. Vielleicht hatte Briggs bei Geller mit den falschen Leuten gesprochen und sie hatten ihn zum Schweigen gebracht. Daniel musste mit irgendjemandem darüber reden, doch mit wem? Und welche Beweise konnte er liefern? Er fühlte, wie ihn eine Woge der Verzweiflung überkam und

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