Der schlagende Beweis
dafür sorgen würde, dass Sunnyvale nicht den Bach runtergeht. Ich frag ihn, an wie viel Geld er gedacht hat, und er sagt, Martin Alvarez kann sich von einer Million Dollar trennen, ohne mit der Wimper zu zucken.«
»Was haben Sie daraufhin zu dem Angeklagten gesagt?«, fragte Ramon.
»Ich hab gesagt, in dem Fall will ich mehr als fünfzigtausend, wenn ich ihm helfen soll.«
5
Desert Grove glich einem Backofen, und wegen der antiquierten Aircondition regte sich kaum ein Lufthauch im Gerichtssaal. Der Richter unterbrach die Sitzung f ür die übliche Vormittagspause, und die meisten Zuschauer strömten hinaus, um sich kalte Getränke zu besorgen oder sich in den Toiletten das Gesicht unter dem Wasserhahn zu kühlen. Nur Martin Alvarez rührte sich nicht. Schon bald war er in der ersten Reihe allein. Unverwandt starrte er Dobbs und Paul McCann an, und Ramon Quiroz konnte sehen, was in ihm vorging. Er lehnte sich über das Geländer, das den Zuschauerraum vom Richter und von den Anwälten trennte, und sagte leise etwas zu Alvarez. Nachdem er seine Ausführungen beendet hatte, stand dieser auf und verließ den Saal.
Als das Gericht die Verhandlung wieder aufnahm, sagte Dobbs aus, Paul McCann habe gewusst, dass Patty Alvarez gerne in der W üste ausritt und dass sie immer am frühen Morgen vor der Hitze des Tages aufbrach. Dobbs zufolge plante McCann, au ßer Sichtweite der Hazienda in einem Hinterhalt zu lauern. Patty Alvarez sollte, gefesselt und mit verbundenen Augen, im Laderaum eines Vans in den Keller eines verlassenen Hauses im angrenzenden County geschafft werden. Dort sollte Dobbs auf die Geisel aufpassen, während McCann die Lösegeldverhandlungen übernahm. Aber nichts lief wie geplant.
»Mr. McCann holte mich schon sehr früh in seinem Van ab. Wir sind zu dieser Stelle rausgefahren, wo die Felsbrocken rumliegen, wo Mrs. Alvarez immer dran vorbeigekommen ist, und wir haben den Van so am Eingang des Canyons geparkt, dass Mrs. Alvarez ihn nicht sehen konnte.«
»Und was passierte als Nächstes?«
»Wir haben gewartet, bis Mr. McCann sagte, dass er sie kommen sieht. Er hatte ein Fernglas, aber ich konnte die Staubwolke auch so sehen. Also haben wir unsere Skimasken aufgesetzt und unsere Gewehre genommen ...«
»Wer hat die Gewehre besorgt?«
»Mr. McCann.«
»Erzählen Sie weiter!«
»Wir hatten verabredet, dass Mr. McCann rausspringt, um das Pferd anzuhalten. Dann sollte ich Mrs. Alvarez packen und sie fesseln. Nur ist es nicht so gelaufen. Mr. McCann stand da draußen und hob die Hand, und sie ist zuerst langsamer geritten. Dann muss ihr irgendwas Angst gemacht haben, und sie hat dem Pferd die Sporen gegeben und versucht, an uns vorbei zu preschen. Wenn sie erst mal weg war, wärs aus gewesen. Und da hat es Mr. McCann getan.«
»Hat er was getan, Mr. Dobbs?«
»Das Pferd erschossen. Peng! Es war wie im Film. Das Pferd stellte sich auf die Hinterbeine und schlug mit den Hufen in die Luft. Es war fast in Zeitlupe, wie das Pferd hochgeht und wie das Blut raus schi eßt. Es blieb einen Moment in der Luft, machte dann zwei Schritte nach hinten und fiel zur Seite, genau auf die Felsen und genau auf Mrs. Alvarez. Ich hab nur dagestanden und zugesehen. Ich konnte es nicht glauben. Der Schuss war richtig laut, wie ein Donner. Dann war da ein dumpfer Knall, als Mrs. Alvarez' Kopf auf den Felsen aufschlug, und noch einer, etwas leiser, als das Pferd genau auf sie fiel. Als ich diesen Knall gehört hab, war mir klar, dass wir echt Probleme kriegen. Ich hab gleich gedacht, dass sie tot ist, und ich hab Recht behalten.«
»Und was hat Mr. McCann gemacht, nachdem er das Pferd erschossen hatte?«
»Er stand nur da, wie gelähmt. Ich auch, aber ich hab mich schneller gefangen. Als Erstes hab ich ihn gefragt, warum er das gemacht hat, aber er hat nur vor sich hin geglotzt. Ich glaube nicht, dass er geplant hatte, das Pferd zu erschießen. Ich glaub, er wusste gar nicht, was er getan hat.«
»Und was geschah dann?«
»Ich bin zu Mrs. Alvarez gerannt. Sie war übel zugerichtet. Ihr Kopf war zwischen dem Pferd und dem Felsen zerquetscht. Mr. McCann stolperte herüber. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten. Er wollte mich fragen, ob sie tot ist, aber er hat das Wort nicht über die Lippen gekriegt.«
»Welches Wort?«
»Tot. Er konnte es einfach nicht sagen. Also hab ich es an seiner Stelle gesagt. Als ich es gesagt hab, hat er sich auf den Boden gesetzt und angefangen, vor sich hin zu brabbeln.«
»Was hat
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