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Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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um, und Charlie entnahm seinem Universalrucksack Pinsel und Tusche und
malte ihr ein paar Runzeln auf Stirn, Wangen und Kinn. Jetzt sah sie wie eine waschechte
Farmersfrau aus dem Smaragdenland aus.
„Bei den Palmen von Kuru-Kusu!” rief Charlie. „Dich wird kein Spion der Welt erkennen.
Aber warte mal, du brauchst ja einen Vorwand, um in die Stadt zu gehen.”
„Keine Sorge, ich hab mir schon einen ausgedacht.”
Der Seemann schnallte Elli einen breiten Gurt um den Leib und knüpfte ein starkes Seil
daran. Dann nahm das Mädchen ein Körbchen in die Hand und schob sich zwischen den
Gitterstäben, die das Dach stützten, hinaus.
Die Holzköpfe bewachten nur die Tür, und keiner kümmerte sich um die andere Seite des
Turmes.
Langsam ließ Charlie seine Nichte an der Mauer hinunter.
Unten angekommen, löste Elli den Gurt, den der Seemann sofort wieder hochzog, schickte
dem Onkel noch einen Luftkuß und schritt langsam auf die Straße zu.
Charlie, der sie pochenden Herzens beobachtete, beruhigte sich erst, als sie auf dem
Gelben Backsteinweg war und ihm zum Abschied mit der Hand winkte.
Das Mädchen ging aber nicht geradewegs in die Stadt. Auf einer Wiese füllte sie ihren
Korb mit schönen großen Beeren, unter denen sie die Säge verbarg. Dann ging sie weiter,
erreichte schließlich das Stadttor und begann daran zu klopfen. Der Wache sagte sie, der
Korb voller Beeren sei ein Geschenk für Urfin, und man ließ sie ungehindert hinein.
Elli ging durch die Straßen, die einst von Smaragden glänzten und in denen immer viele
schön gekleidete Menschen zu sehen waren. Jetzt lagen die Straßen wie ausgestorben da.
Im Schloß zeigte man ihr den Weg zur Küche. Der feiste Baluol erkannte Elli zuerst nicht,
doch dann freute er sich unsäglich.
Das Mädchen blieb in seinem Zimmer, bis die Nacht hereinbrach. Dann geleitete sie der
Koch zum Fenster des Gelasses, in dem Din Gior und Faramant eingesperrt waren. Das
Fenster war zum Glück nicht verglast, es war aber gar nicht so leicht, die Schlafenden
wachzukriegen, zumal das möglichst leise geschehen mußte. Menschen mit reinem
Gewissen haben eben einen festen Schlaf, selbst wenn sie im Kerker sind. Als erster
öffnete Faramant die Augen und begann sogleich Din Gior zu rütteln.
Wie erfreut die beiden waren, als sie Elli erkannten! Der Wächter befand sich in einem
fernen Winkel des Ganges, und so konnten die beiden ungestört an das Werk ihrer
Befreiung gehen. Einer stieg immer auf die Schultern des anderen und sägte eifrig am
Gitter, und binnen zehn Minuten hatten sie einen dicken Stab ausgehoben.
Als erster kroch Din Gior über den Rücken Faramants ins Freie. Aber wie sollte sich
Faramant zum hohen Fenster hinaufschwingen, wenn die Zelle weder einen Tisch noch
einen Stuhl hatte und die eisernen Bettstellen in den Fußboden eingelassen waren? Laken
und Decken hatte man den Gefangenen natürlich nicht gegeben.
„Was fangen wir nun an?” flüsterte Din Gior, sich zum Fenster vorbeugend. „Wir haben ja
kein Seil.”
„Kein Seil!” wiederholte Faramant spöttisch. „Und deinen Bart hast du vergessen?”
„Ach wirklich, den hätte ich fast vergessen”, gab Din Gior freudig zur Antwort.
Er ließ seinen mächtigen Bart durch das Gitter hinab, Faramant hielt sich daran fest und
zog sich, die Füße gegen die Wand gestemmt, hinauf. Din Gior preßte die Zähne vor
Anstrengung zusammen, wich aber nicht von der Stelle. Dann fielen beide ihrer kleinen
Retterin um den Hals.
Der Koch führte die Gruppe durch eine Hinterpforte auf die Straße. Die Freunde konnten
jedoch die Stadt nicht durch das Tor verlassen, weil dieses von Holzköpfen und Polizei
bewacht wurde. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als über die Mauer zu klettern. Dann
ging Faramant in eine der umliegenden Farmen, wo er sich eine Weile flüsternd mit dem
Hausherrn unterhielt, der sogleich seine beiden jungen schnellfüßigen Söhne mit einem
Auftrag in nordwestliche Richtung schickte, während er selber sich zu seinem Nachbarn
begab.
Die Freunde hatten verabredet, sich in der Schlucht an der Mündung des unterirdischen
Ganges zu treffen. Dorthin führte nun Elli Din Gior und Faramant.
Als sie am Turm vorbeikamen, ahmte Faramant dreimal den Schrei der Eule nach, und Elli
winkte mit ihrem Körbchen hinauf. Dieses Zeichen bedeutete, daß das Unternehmen
gelungen sei und die Freunde den Turm verlassen könnten. Als Antwort erscholl vom
Turm der Ruf eines Kuckucks. Das bedeutete:

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