Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur
Täubchen. Sie gleicht eher einem Raben, der nichts teilen möchte.«
Mit diesen Worten ging er in den Flur hinaus. Ich hörte, wie er mit meiner Tante tuschelte. Ein paar Minuten später fiel die Eingangstür ins Schloss. Er hatte also, zutiefst verärgert, das Haus verlassen. Nun erschien meine Tante mit äußerst vorwurfsvollem Blick.
»Wo ist das Nachthemd, das wir gestern Abend auf das Bett gelegt hatten?«
Es hing noch an meinem Körper.
»Du Närrin!«, schimpfte sie. »Hast du die Ehe vollzogen?«
»Ob ich die Ehe vollzogen habe? Ich verstehe nicht, was du meinst.«
»Hast du nach dem Akt geblutet?«
»Nein, ich habe nicht geblutet. Es tat sehr weh, und es tut auch jetzt noch sehr weh.«
»Es stimmt also, dass du nichts anderes kannst, als herumheulen! Deine Mutter hat es mir oft gesagt, aber ich wollte ihr nicht glauben. Arme Warda, möge Gott ihr helfen! Hör mir gut zu, Samia! Hier geht es um die Ehre, und damit spaßt man nicht! Wie kann es sein, dass du nach dem Akt nicht geblutet hast? Ist er vollkommen in dich eingedrungen?«
»Das weiß ich doch nicht! Ich weiß nur, dass es mir sehr wehtut, wenn er mich berührt, und ich große Angst vor ihm habe.«
»Darum geht es jetzt nicht, Samia. Es spielt keine Rolle, ob du Angst hast oder nicht. Wichtig ist für uns, dass du deine Jungfräulichkeit beweist. Was soll ich jetzt deiner armen Mutter sagen? Dass die ganze Nacht über nichts geschehen ist? Hast du spüren können, ob mit seinem Penis alles in Ordnung war? Für die Familie von Monsieur Shariff wäre es weniger entehrend, wenn die Hochzeitsnacht durch seine und nicht durch deine Schuld nicht vollzogen worden wäre. Verstehst du?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Ich weiß nur, dass es mir sehr wehtut, wenn er mich berührt. Bitte hindereihn daran, Tante! Es war, als würde er die ganze Nacht lang meinen Körper entzweireißen. Ich habe Angst vor ihm. Bleib bei mir, oder nimm mich mit, Tante!«
»Wohin soll ich dich denn mitnehmen? Warte! Ich werde dir etwas zu essen bringen, dann fühlst du dich besser. Du bist nicht die Einzige, die das durchgestanden hat, und keine von uns ist an den Folgen der Hochzeitsnacht gestorben. Es kommt jetzt lediglich darauf an, deine Jungfräulichkeit zu beweisen. Wenn er das nächste Mal in dich eindringt, legst du das Nachthemd unter dich, sodass das Blut deiner Jungfräulichkeit darauffließt und du es vorzeigen kannst. Damit können deine Eltern allen beweisen, dass ihre Ehre nicht beschmutzt wurde. Deine Mutter brennt darauf, mit diesem Symbol vor allen zu tanzen. Nur Mut, meine Tochter, erweise dich einer Shariff würdig!«
Ich hoffte inständig, dass Abdel nicht so bald zurückkäme.
Die Atempause währte leider nur sehr kurz, denn während unseres Gesprächs war Abdel bereits zurückgekehrt und leise bis zum Schlafzimmer geschlichen. Kaum hatte sich meine Tante entfernt, stürzte er sich auf mich wie ein erfahrenes Raubtier.
Er warf mich zu Boden, sodass ich auf den Bauch fiel. Ich spürte sein ganzes Gewicht in meinem Rücken. Dann riss er mich herum und zerfetzte mein Nachthemd. Er tobte vor Wut. Weder meine Tränen noch mein Flehen konnten ihn besänftigen.
»Du gehörst mir, und ich will nicht als Versager dastehen. Ich habe euch belauscht, deine Tante und dich! Ich werde euch zeigen, dass ich ein Mann bin! Und zwar sofort! Dann werden deine Eltern wissen, wer ich bin! Glaub mir, es ist höchst erregend, wenn man mit der Tochter seines Chefs tun kann, was man will!«
Er drang mit seinem Penis in mich ein, als wäre es einDolch. Die Schmerzen waren so furchtbar, dass ich das Bewusstsein verlor. Als ich wieder zu mir kam, lag ich immer noch am Boden, über mich war eine leichte Decke gebreitet. Wie eine Trophäe hielt meine Tante das blutbefleckte Nachthemd in die Höhe. Sie half mir beim Aufstehen.
»Bravo, meine Tochter! Ich werde dieses Beweisstück sofort zu deiner Mutter bringen, damit sie es den Leuten zeigen kann. Alle warten nur darauf. Du hast die Ehre deiner Familie gewahrt, Samia! Wir alle sind stolz auf dich. Ruh dich jetzt aus, denn das hast du verdient. Meinen Glückwunsch! Du bist nun zur Frau geworden, und ich wünsche euch viele Kinder, vor allem schöne kleine Jungen!«
Ich hatte große Schmerzen, und ich war hungrig. Meine Tante hatte mir ein Croissant und Kaffee gebracht. Sie stellte das Tablett neben mir ab, aber ich hatte keine Kraft, mich zu bedienen. Ich sehnte mich danach zu schlafen, ohne dass Abdel an
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