Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur
meiner Seite war. Ich fühlte mich verletzt, beschmutzt und erniedrigt. Und ich fürchtete mich vor seiner Rückkehr.
Später erfuhr ich, dass meine Mutter vor allen Gästen den Tanz der Geretteten Ehre vollführt hatte. Bis zur völligen Erschöpfung soll sie getanzt haben.
In den nun folgenden Tagen musste ich immer wieder Quälereien und Vergewaltigungen durch meinen neuen Ehemann über mich ergehen lassen!
Nach vier Tagen besuchte mich meine Mutter. Sie wollte wissen, welche Kleider ich nach Frankreich mitnehmen wollte, denn unsere Abreise stand nun unmittelbar bevor. Ich antwortete ihr, sie solle alles für mich auswählen, da ich an nichts mehr Gefallen hatte.
»Hör mir ein letztes Mal zu, bevor du abreist, Samia! Du musst nun tun, was dein Ehemann von dir verlangt. Ihm steht es zu, alles zu entscheiden, was dich betrifft. Wenn er dich zurechtweist, musst du Demut zeigen und dir immerwieder sagen, dass er nur dein Bestes will. Auch wenn du denkst, dass er unrecht hat. Wenn er die Hand gegen dich erhebt, so ist das sein Recht, denn jeder Mann muss seine Frau erziehen. Wenn sie etwas falsch macht, so ist es normal, dass er sie auf ihren Fehler hinweist. Deine Tante hat mir gesagt, dass dein Mann dich in der Hochzeitsnacht geohrfeigt hat. Mach dir keine Sorgen. Er hat es getan, weil er dich liebt und dich begehrt. Verstehst du das?«
»Wenn man jemanden liebt, dann schlägt man ihn nicht!«
»Woher willst du das wissen? Hast du schon jemals geliebt? Denkst du etwa, dein Vater und ich haben dich nicht geliebt, wenn wir dich geschlagen haben? Da irrst du dich gründlich, meine Tochter. Wenn man jemanden liebt, so sorgt man dafür, dass er niemals vom rechten Weg abkommt. Du glaubst wohl auch, dass dein Vater mich nicht liebt, wenn er mich schlägt, oder? Doch ich bin ihm dankbar dafür. Durch ihn bin ich eine Frau von Welt geworden und führe das Leben, von dem ich immer geträumt habe. Ich wünsche dir ein ähnliches Leben, aber du musst es dir durch Gehorsam und Dankbarkeit gegenüber deinem Ehemann verdienen.«
Meine Mutter lehrte mich die Kunst, in einem Krieg am Leben zu bleiben! Einem Krieg, der ein ganzes Leben lang andauern würde …
Auf ihn hören. Geduldig und tapfer sein. Mich von ihm zurechtweisen lassen, wann immer er es für angebracht hält. Überzeugt sein, dass er bei allen Entscheidungen nur mein Wohl im Auge hat. Er ist der Herr, und ich bin seine Sklavin! So lauten die Verhaltensregeln, die strenge Eltern ihren armen Töchtern mit auf den Weg geben. Dabei berufen sie sich auch noch auf den Glauben: Dem Vater obliegt es, das Gesetz des Islam anzuwenden; er weiß stets, was das Richtige ist.
Bevor sie meine Koffer packte, schärfte mir meine Mutter ein, mich stets an diese Worte zu erinnern, wenn es zwischenmeinem Mann und mir zu Unstimmigkeiten kommen sollte. Mir und ihr sei ich es schuldig, Abdel zu gehorchen, um mich des Namens Shariff würdig zu erweisen.
»Steh jetzt auf, und mach dich schön, damit du deinen Ehemann empfangen kannst. Sonst sieht er sich noch nach anderen Mädchen um.«
Mit diesen Worten verschwand sie und ließ mich allein in diesem großen Haus. Als ich aufstehen wollte, um mich anzukleiden, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Wie hatte er sich so lautlos heranschleichen können? So packt gewiss auch ein Wolf seine Beute!
»Komm ins Schlafzimmer, meine Hübsche! Komm, ich zeige dir, wie man miteinander schläft! Ich möchte dich ganz nackt sehen, auch wenn dein Körper mir nicht gefällt. Ich will, dass du zunimmst, damit auch deine Brüste praller werden!«
Als ich mich sträubte, ihn zu küssen, gab er mir eine Ohrfeige. Wieder nahm er mich mit Gewalt.
»Ich hoffe, dass ich mich nicht jedes Mal mit dir schlagen muss, wenn ich mich befriedigen will«, schimpfte er. »Allmählich kommt es mir so vor, dass du nicht den rechten Glauben hast! Es ist deine Pflicht als gute Muslimin, mich zu befriedigen. Wenn du dich weigerst, wirst du deinen Platz im Paradies verlieren. Ich bin dein Ehemann, und du schuldest mir Respekt und Gehorsam. So lauten die Gesetze des Islam. Gott hat zu den Männern gesagt: › Ihr seid die Hirten, und eure Frauen sind euer Vieh! ‹ Wenn du mir nicht glaubst, so werde ich dir diesen Vers schon beibringen!«
Ich antwortete ihm, es fiele mir schwer zu glauben, dass Gott so etwas gesagt habe! Mein Zweifel an seinen Worten brachte ihn so auf, dass er mich aufs Bett stieß und erneut vergewaltigte.
»Jetzt hast du hoffentlich
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