Der Schlüssel zu Rebecca
Verteidigungslinie in der Hand, er wußte auch, was sie von Rommel erwarteten, und er kannte ihren Täuschungsplan.
Der Plan stammte von Vandam!
Dies würde der größte Spionagecoup des Jahrhunderts werden. Wolff selbst würde Rommels Sieg in Nordafrika garantieren. Dafür sollten sie mich zum König von Ägypten machen, dachte er und lächelte.
Er blickte auf und sah Smith, der zwischen den Vorhängen stand und zu ihm herabstarrte.
»Wer, zum Teufel, sind Sie?« brüllte Smith.
Wolff war wütend über sich selbst, weil er nicht auf die Geräusche aus dem Schlafzimmer geachtet hatte. Irgend etwas war schiefgegangen, man hatte sich nicht an dasDrehbuch gehalten. Vermutlich hatte er das Knallen des Champagnerkorkens überhört, weil ihn die strategische Auswertung zu sehr beschäftigte. Die endlosen Namen von Divisionen und Brigaden, die Zahlen von Soldaten und Panzern, die Mengen von Treibstoff und Vorräten, die Kämme und Senken und Treibsandgebiete hatten ihn jede Vorsicht vergessen lassen.
»Verdammt, das ist meine Aktentasche« sagte Smith. Er machte einen Schritt nach vorn.
Wolff streckte die Hand aus, packte Smith’ Fuß und riß ihn zur Seite. Der Major wankte und stürzte zu Boden.
Sonja schrie.
Wolff und Smith rappelten sich auf.
Smith war ein kleiner, magerer Mann, zehn Jahre älter als Wolff und in schlechter Verfassung. Furcht spiegelte sich in seinem Gesicht. Er machte einen Schritt zurück, stieß gegen ein Regal, warf einen Blick zur Seite, sah eine Obstschale aus Kristall, griff danach und schleuderte sie auf Wolff.
Sie verfehlte ihn, prallte auf das Küchenbecken und zerschmetterte.
Der Lärm, dachte Wolff: Wenn er noch mehr Lärm macht, wird jemand herkommen, um nachzusehen. Er schob sich auf Smith zu.
Smith, mit dem Rücken zur Wand, kreischte: »Hilfe!«
Wolff traf ihn mit einem Schlag an der Kinnspitze. Smith brach zusammen, rutschte an der Wand nach unten und blieb bewußtlos auf dem Boden sitzen.
Sonja kam heraus und starrte ihn an.
Wolff rieb sich die Knöchel. »Es ist das erste Mal, daß ich so etwas getan habe.«
»Was?«
»Jemanden mit einem Schlag auszuknocken. Ich dachte, nur Boxer könnten das.«
»Ist doch unwichtig. Was willst du mit ihm anfangen?«
»Ich weiß nicht.« Wolff überlegte sich dieMöglichkeiten. Es wäre gefährlich, Smith zu töten, denn der Tod eines Offiziers – und das Verschwinden seiner Aktentasche – würde in der ganzen Stadt für Unruhe sorgen. Außerdem müßte die Leiche beseitigt werden, und Smith würde keine Geheimnisse mehr liefern.
Smith stöhnte und rührte sich.
Könnte Wolff ihn gehen lassen? Sicher, er würde vermutlich schweigen, denn wenn er verriet, was sich auf dem Hausboot abgespielt hatte, müßte er auch seine eigene Schuld eingestehen. Seine Karriere wäre ruiniert, und man würde ihn wahrscheinlich einsperren.
Trotzdem, das Risiko war zu groß. Ein britischer Offizier in der Stadt, der alle Geheimnisse Wolffs kannte ... unmöglich.
Smith hatte die Augen geöffnet. »Sie ... sind Slavenburg ...« Sein Blick wanderte zu Sonja, dann zurück zu Wolff. »Sie haben uns bekannt gemacht ... im Cha-Cha. Es war alles geplant ...«
»Halt’s Maul«, sagte Wolff leise. Sollte er Smith töten oder freilassen? Welche anderen Möglichkeiten gab es? Nur eine: ihn hier, gefesselt und geknebelt, festzuhalten, bis Rommel Kairo erreichte.
»Ihr seid verfluchte Spione«, flüsterte Smith. Sein Gesicht war weiß.
»Und du dachtest, ich sei verrückt nach deinem mickrigen Körper«, höhnte Sonja.
»Ja.« Smith begann, sich zu erholen. »Ich hätte wissen sollen, daß euch Arabern nicht zu trauen ist.«
Sonja trat vor und stieß ihm ihren nackten Fuß ins Gesicht. »Hör auf!« befahl Wolff. »Wir müssen überlegen, was wir mit ihm machen. Haben wir ein Seil, um ihn zu fesseln?«
Sonja dachte nach. »Auf Deck, in dem Kasten am Bug.«
Wolff zog die schwere Stahlstange, mit der er das Tranchiermesser schärfte, aus der Küchenschublade. Er gab sie Sonja. »Wenn er sich bewegt, schlag damit zu.«
Er glaubte nicht, daß Smith sich bewegen würde.
Gerade wollte er die Leiter zum Deck hinaufklettern, als er Schritte auf dem Steg hörte.
»Der Briefträger!« sagte Sonja.
Wolff kniete sich vor Smith und zog sein Messer.
»Öffne den Mund!«
Smith wollte etwas sagen, doch Wolff schob ihm das Messer zwischen die Zähne.
»Wenn du dich bewegst oder einen Laut von dir gibst, schneide ich dir die Zunge ab«, zischte Wolff.
Smith
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