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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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unter Wasser. Wolff preßte die Augen zusammen und hielt den Atem an. Smith schien schwächer zu werden. Inzwischen mußten seine Lungen halb voll Wasser sein. Ein paar Sekunden später brauchte auch Wolff Luft.
    Smith’ Bewegungen wurden kraftlos. Wolff lockerte den Griff, stieg hoch und erreichte die Oberfläche. Eine Minute lang atmete er tief durch. Der Major wurde zueiner bleiernen Last. Wolff schwamm mit energischen Beinstößen auf das Hausboot zu und zog Smith mit sich. Smith’ Kopf tauchte auf, aber er gab kein Lebenszeichen.
    Wolff erreichte die Bootswand. Sonja war auf Deck – sie trug eine Robe – und starrte ins Wasser.
    »Hat uns irgend jemand gesehen?« fragte Wolff.
    »Ich glaube nicht. Ist er tot?«
    »Ja.«
    Wolff dachte: Und was nun?
    Er drückte Smith gegen die Bootswand. Wenn ich ihn loslasse, wird er an die Oberfläche treiben. Man wird die Leiche in der Nähe finden und jedes Boot durchsuchen.
    Plötzlich krampfte Smith sich zusammen und spuckte Wasser.
    »Verdammt, er lebt noch!« sagte Wolff.
    Er drückte Smith wieder unter Wasser. So würde es zu lange dauern. Er ließ Smith los, zog sein Messer und stieß zu. Der Major bewegte sich schwach. Wolff konnte unter Wasser nicht zielen. Er fuchtelte mit der Waffe, und Smith drosch um sich. Das schäumende Wasser wurde hellrot. Endlich gelang es Wolff, Smith am Haar zu packen. Und während er seinen Kopf festhielt, durchschnitt er ihm die Kehle.
    Jetzt war er tot.
    Wolff ließ Smith wieder los, und steckte das Messer in die Scheide. Das Flußwasser färbte sich schmutzig-rot. Ich schwimme im Blut, dachte er, und ekelte sich plötzlich.
    Die Leiche trieb davon. Wolff zog sie zurück. Ihm wurde zu spät klar, daß ein ertrunkener Major einfach in den Fluß gefallen sein konnte, während ein Major mit durchschnittener Kehle unzweifelhaft ermordet war. Nun mußte er die Leiche verstecken.
    Er blickte auf. »Sonja!«
    »Mir ist übel.«
    »Denk nicht daran. Wir müssen die Leiche sinken lassen.«
    »Oh Gott, das Wasser ist ganz blutig.«
    »Hör mir zu!« Er hätte sie am liebsten angebrüllt, aber er mußte leise sprechen. »Hol ... hol das Seil. Los!«
    Sonja verschwand und kehrte mit dem Seil zurück. Sie war hilflos. Wolff mußte ihr genaue Anweisungen geben.
    »Jetzt hol Smith’ Aktentasche und leg etwas Schweres hinein.«
    »Etwas Schweres ... Aber was?«
    »Himmel ... Was für schwere Sachen haben wir? Was ist schwer? Hm ... Bücher, Bücher sind schwer. Nein, das reicht vielleicht nicht ... Ich weiß, Flaschen. Volle Flaschen – Champagnerflaschen. Füll seine Aktentasche mit Champagnerflaschen.«
    »Warum?«
    »Mein Gott, reiß dich zusammen. Tu, was ich dir sage!«
    Sonja verschwand wieder. Durch das Bullauge konnte er sehen, wie sie die Leiter hinunterstieg. Sie bewegte sich sehr langsam, wie eine Schlafwandlerin.
    Mit zeitlupenhaften Bewegungen hob sie die Aktentasche vom Boden auf, trug sie in die Küche und öffnete den Eisschrank.
    Dann blickte sie hinein, als wolle sie etwas zum Abendessen aussuchen.
    Wolff konnte die Spannung kaum noch ertragen.
    Sonja nahm eine Champagnerflasche und runzelte die Stirn, als könne sie sich nicht erinnern, was sie damit tun sollte. Endlich legte sie die Flasche flach in die Tasche und nahm eine weitere Champagnerflasche aus dem Kühlschrank. Wolff dachte: Leg sie abwechselnd nach links und rechts, damit mehr hineingehen.
    Sonja legte die zweite Flasche hinein, zögerte, holte sie wieder heraus und drehte sie andersherum.
    Brillant, dachte Wolff.
    Sie brachte vier Flaschen in der Tasche unter und schloß den Kühlschrank. Um das Gewicht zu vergrößern, legte sie noch die Stahlstange und einen gläsernen Briefbeschwerer darauf und kam wieder an Deck.
    »Und jetzt?«
    »Binde das Seilende um den Taschengriff.«
    Sie schien ihre Benommenheit zu überwinden. Ihre Finger bewegten sich schneller.
    »Binde es ganz fest.«
    »Ja.«
    »Ist jemand in der Nähe?«
    Sie blickte nach links und rechts. »Nein.«
    »Beeil dich.«
    Sonja zog den Knoten zu.
    »Wirf das Seil her.«
    Sie warf ihm das andere Seilende zu, und er fing es auf. Wolffs Kraft reichte kaum noch, sich selbst über Wasser zu halten. Er mußte Smith für einen Moment loslassen, da er beide Hände für das Seil benötigte. Mühsam führte er das Seil unter den Achseln des Toten hindurch. Er wickelte es zweimal um den Oberkörper und machte einen Knoten. Dabei ging er mehrere Male unter, und einmal füllte sich sein Mund mit dem ekelhaft blutigen

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