Der Schluss-Mach-Pakt
Menschen hielt, verursachte mir doch ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend. Im Gehen fummelte ich am Träger meines Rucksacks herum, wobei ich mir auf die Lippen biss und zu Boden starrte. War das jetzt die Rache dafür, dass ich sie nicht mit Elliott ausgehen lassen wollte? Vielleicht war ich bei ihr nicht vorsichtig genug gewesen. Vielleicht hatte ich viel zu sehr darauf vertraut, dass sie mir niemals wehtun würde. Ich schämte mich dafür, dass mir jetzt Tränen in den Augen brannten.
Nach dem großen Streit mit Hannah und Elliott hatte ich mich die ganze achte Klasse hindurch von meinen restlichen Mitschülern ferngehalten. Ich hatte nur mit ihnen geredet, wenn es sich gar nicht hatte vermeiden lassen, aber an den Wochenenden verabredete ich mich nie mit ihnen. Bis zur neunten war ich dann schon so gut darin geworden, mich abzuschotten, dass erst gar keiner mehr versuchte, mit mir zu reden.
Doch dann tauchte Molly auf, und irgendwie schaffte sie es, den Schutzwall zu durchdringen, den ich um mich herum errichtet hatte. Wie mir jetzt klar wurde, war ich nachlässig geworden. Ich hatte ihr zu sehr vertraut und mich wieder einmal jemandem so weit geöffnet, dass ich verwundbar geworden war.
Ich schlang mir die Arme fest um den Oberkörper, straffte die Schultern und hob trotzig das Kinn an.
»Nun«, sagte ich mit eisiger Stimme, »ich werde schon zusehen, dass ich in Zacs Gegenwart ganz aufgedreht und fröhlich bin, da ich ihn mit meiner wahren Persönlichkeit ja wohl kaum rumkriegen werde.«
Molly stieß genervt die Luft aus. »Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt, Avery. Du weißt genau, dass du nicht gerade lieb und freundlich rüberkommst.«
Ich zuckte die Achseln und tat so, als würden ihre Worte mich rein gar nicht berühren. »Ich muss jetzt los.«
»Denk daran, was ich gesagt habe«, ermahnte Molly mich noch einmal. »Du musst ihn rumkriegen. Ihn mit deinem Charme verzaubern. Ihn verführen!«
Zum Glück war es schon so spät am Nachmittag, dass die Gänge leer waren und so niemand mitbekam, wie Molly mir erklärte, ich müsse Zac Greeley verführen.
Neun
Als ich vor Greeleys Schlüsseldienst anhielt – ein Laden in einem kleinen Backsteingebäude mit einem Schild in Form eines Haustürschlüssels über der Eingangstür –, sah ich Zac schon durch das große Fenster. Er stand hinter der Kasse, nickte mit dem Kopf und hüpfte umher, während er Schlüssel an ein großes Brett an der Wand hängte. Er tanzte zwischen Tresen und Wand hin und her, drehte sich im Kreis und vollführte irgendwelche irren Disco-Moves vermischt mit etwas, das nach dem Macarena-Tanz aussah, als wäre es ihm total egal, dass jeder, der vorbeifuhr oder -ging, ihn sehen konnte.
Ich saß eine ganze Weile in meinem Wagen vor dem Laden und sah Zac dabei zu, wie er auf seiner kleinen privaten Party im Geschäft seines Dads herumtanzte. Mir fiel es wirklich nicht leicht, mich ein paarmal die Woche dazu zu zwingen, den Hot-Diggity-Shuffle hinzulegen. Doch Zac machte den Eindruck, als würde er nie wieder mit seiner Tanzeinlage aufhören wollen. Wie konnte er nur so tanzen – völlig ohne Hemmungen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass ihn jemand, der zufällig zur Tür reinkam, überraschen könnte? Wie es sich wohl anfühlte, so unbeschwert zu sein?
Nach dem zu schließen, wie Zac durch den Raum wirbelte, trat ich mit der Erwartung in den Laden, dass mir gleich total laute, schnelle Musik entgegendröhnen würde. Doch stattdessen drang nur ganz harmloses Gedudel an mein Ohr.
Das Glöckchen über der Tür klingelte leise und Zac dreht e sich zu mir um, immer noch tanzend. Er setzte ein breites Grinsen auf und deutete auf das Brett, das hinter ihm hing.
»Hey«, sagte er. »Ich hab hier einen kleinen Job zu erledigen. Muss ein paar neue Schlüsselrohlinge aufhängen.«
Ich sah ihn mit hochgezogenen Brauen an, während er sich an so was wie dem Moonwalk versuchte. »Tanzt du immer bei der Arbeit?«
»Klar«, antwortete er außer Atem. »Tut das nicht jeder?«
»Ich tu es nur, wenn jemand den Hot-Diggity-Shuffle von mir verlangt.«
Zac sah mich an, als wäre ich hier die Verrückte von uns beiden. »Du solltest öfter mal tanzen«, erklärte er und deutete dabei mit einem Rohling auf mich. »Komm schon, zeig mal, was du für Moves draufhast.«
Ich schüttelte den Kopf. »Auf gar keinen Fall.«
»Komm schon.« Zac kam hinter dem Tresen hervor und tanzte auf mich zu. »Ein bisschen Disco vielleicht?« Er
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