Der Schmetterlingsthron
Jhimu dem Zusammenfluss des Bharmas mit dem Penerath. Zwischen den beiden Flüssen erhob sich die riesige Stadt Trimandilam auf neun Hügeln. Ihre massiven Mauern waren aus schwarzem Basalt. Darüber sahen die Reisenden die Hügelkuppen, auf denen schimmernde Paläste und Tempel aus Marmor und Alabaster standen, deren Dächer in der Sonne schimmerten. Unter diesen Gebäuden breiteten sich Tausende von braunen Lehmhäusern aus – die Wohnungen des gewöhnlichen Volkes.
Als das Schiff festmachte, wollten die kichernden Mädchen sofort an Land eilen. Aber Jorian hielt sie zurück.
»Königinnen und ihre Hofdamen stürzen sich nicht ohne Begleitung in eine fremde Stadt. Ihr wartet hier, bis ich eine angemessene Eskorte gefunden habe.«
Und er schritt davon. Im Gegensatz zu Janareth war die Einwohnerschaft Trimandilams ziemlich homogen. Die Menschen waren kleiner und dunkler als die Novarier und hatten glattes oder gekräuseltes schwarzes Haar. Die meisten gingen barfuss. Hauptkleidungsstück war ein langer Rock, der bei den Männern nach Art eines Lendenschurzes zwischen den Beinen hochgebunden war. Männer wie Frauen liefen in der milden Luft mit nacktem Oberkörper herum. Wer es sich leisten konnte, hatte Schmuck angelegt – Halsbänder, Armbänder, Fußschmuck, Ringe aller Art.
Eine Stunde später kehrte Jorian auf dem Rücken eines großen kastanienbraunen Hengstes zurück, an der Spitze von zwanzig Lanzenträgern mit spitzen Helmen und rasselnden Kettenhemden. Den Soldaten folgten drei riesige Elefanten mit buntbemalten Köpfen und Howdahs auf dem Rücken; ihre Reiter waren in golddurchwirkte Roben gekleidet.
Jorian sprang zu Boden und verbeugte sich vor Mnevis. Als der Offizier der Truppe langsam abstieg, sagte Jorian: »Eure Majestät, ich möchte Euch den galanten Oberst Yaushka vorstellen, Veteran vieler Kämpfe!« Er wiederholte den Satz auf mulvanisch.
Einen Augenblick standen sich der Offizier und die Königin gegenüber, Misstrauen auf der einen Seite, königliches Selbstvertrauen auf der anderen. Mnevis siegte – der Oberst fiel vor ihr auf beide Knie und drückte seine Stirn auf das Pflaster. Mnevis gestattete sich ein leichtes Nicken.
»Sagt dem galanten Oberst«, sagte sie zu Jorian, »dass das Reich nichts zu fürchten hat, wenn sein Mut seiner Höflichkeit entspricht.«
Grinsend stand der Offizier auf und gab den Elefantenlenkern ein Zeichen, die ihre Tiere niederknien ließen. Kichernd stiegen die Mädchen über Leitern in die Howdahs.
Jorian sprang wieder auf sein Pferd, während ein Soldat Karadur auf einen großen weißen Esel half. Die Kavalkade setzte sich in Bewegung.
Sie ritten durch endlose schmale, gewundene Straßen, passierten vornehme Häuser und winzige Hütten, Tempel und Läden, Schänken und Theater, Schuppen und Mietshäuser, Tavernen und Freudenhäuser – ein einzigartiges Durcheinander.
Endlich erreichten sie den Fuß des Hügels, auf dem sich der königliche Palast erhob. Eine Mauer umgab den Hügel. Neben dem befestigten Tor arbeitete eine riesige Pumpe, die von zwei im Kreis gehenden Elefanten in Betrieb gehalten wurde.
Am Tor wurden Jorian und seine Gruppe gemustert, ausgefragt und schließlich durchgelassen, wobei die Wächter mit der Stirn den Boden berührten. Die Pferde, der Esel und die Elefanten erstiegen eine lange, steile Straße, fünfzehn Meter breit, die aus dem Klippenhang des Hügels gemeißelt worden war. Rechts wurde die Felswand bald von der äußeren Burgmauer aus rosa Steinen abgelöst, die die Spitze des Hügels umspannte. Auf der linken Seite, zum Abgrund hin, verlief ein Bronzerohr, längst grün geworden und dick wie ein Männerbein, durch Löcher in Steinblöcken; in ihm wurde das Wasser hochgepumpt, es diente zugleich als Geländer für die Straße.
Die Prozession erreichte das Tor in der Außenmauer und wurde wieder durchgelassen. Drinnen sah man sich einem dritten Tor gegenüber; während die Außentore der Verteidigung gedient hatten, handelte es sich hier um ein Schmucktor aus bunten Steinen, mit einem riesigen Mittelbogen, der von kleineren Portalen flankiert war. Links unter dem Mittelbogen diente eine Plattform den Reitern zum leichten Auf- und Absteigen. Rechts war eine höhere Plattform für die Howdahs angebracht.
Als sich die Gruppe vor dem Hauptportal einfand, eilte ein kleiner, grauhaariger Mann herbei und verbeugte sich wiederholt über verschränkten Händen. »Würde Eure Hoheit diesem unwürdigen Sklaven folgen?« sagte
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