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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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behaupten, dass alle heraufbeschworenen Geister böse Wesen sind, die dem guten Gott Gorgolor entgegenstehen. Deshalb ist der Umgang mit solchen Wesen Gotteslästerung. So muss ich mich, der die übernatürlichen Wissenschaften weit vorantreiben könnte, auf Horoskope beschränken und darauf, meinen Geist in Trance auszusenden, um verlorene Gegenstände meiner Kunden wieder zu finden.
    Andere haben andere Klagen, aber es läuft alles auf dasselbe hinaus. Wir werden von unsinnigen theologischen Vorschriften eingeengt. Unser Stadtstaat stagniert, während die anderen Zwölf Städte in den Künsten und Wissenschaften Fortschritte machen. Ich könnte Euch endlos Beispiele zitieren für die dumme Unterdrückung von Literatur und Künsten, das Verbot freier Diskussion und so weiter. Erst im letzten Monat …«
    »Verzeiht«, sagte Jorian, der sich nicht den ganzen Kummer der Tarxianer anhören wollte. »Ich glaube, ich verstehe, was Ihr meint. Sprechen wir aber von der Statue. Ein Denkmal dieser Größe kann nicht einfach aus dem Tempel geschleppt werden. Was gedenkt Ihr zu tun?«
    »Die Truhe, die Euer guter Kollege mitbrachte, enthält einen nützlichen Schrumpfungszauber, der Größe und Gewicht eines Objekts reduziert. Damit schaffen wir es.«
    »Und was soll ich bei dem Streich tun?«
    »Das müssen wir heute Abend besprechen, um sicherzugehen, dass jede Einzelheit geplant und jede Eventualität berücksichtigt ist.«
    »Aber mir gefällt die Sache nicht«, sagte Jorian. »Wie kommt ihr überhaupt darauf, dass ich damit zu tun haben will?«
    »Weil Ihr, mein lieber Jorian, noch immer dem Zauber unterliegt, den Euch meine Kollegen angehängt haben. Deshalb habt Ihr wirklich keine andere Wahl. Ihr seid nun mal gezwungen, auf jede denkbare Weise dafür zu sorgen, dass die Truhe nach Metouro kommt, und das ist in diesem Falle nur möglich, indem Ihr meinen Wünschen entsprecht – dadurch erspart Ihr Euch Qualen, von denen Ihr bereits in kleinen Dosen kosten durftet.«
    »Nicht, wenn Ihr nicht länger lebt«, sagte Jorian zähneknirschend, packte seinen Schwertgriff und zog.
    Im gleichen Augenblick jedoch brüllte Valdonius einige Worte, warf eine Handvoll Pulver in Jorians Richtung und machte schnelle Handbewegungen. Das shvenische Schwert ließ sich nur zwei Fingerbreit aus der Scheide ziehen. Jorians mächtige Armmuskeln schwollen an, der Schweiß brach ihm aus, doch die Klinge rührte sich nicht mehr. Schließlich ließ er los.
    »Seht Ihr«, sagte Valdonius und lachte leise. »Nun kommt! Ich bin nicht Euer Gegner, also gestalten wir Euren Aufenthalt hier so angenehm wie möglich. Das langersehnte Bad ist bereit. Ihr werdet tüchtig gewaschen. Auch wird sich eine Frau um Eure Kleidung kümmern, damit Ihr wieder wie ein zivilisierter Sterblicher ausseht.
    Und was das andere angeht, das ich Euren Blicken auf meine Hausmädchen zu entnehmen glaube, das müsst Ihr zurückstellen, bis Ihr Tarxia verlassen habt. Beziehungen zwischen den Geschlechtern unterliegen hier strikten Vorschriften, und zufälliger Beischlaf ist nicht einmal den Seeleuten von den Schiffen gestattet. Diese Tatsache macht Tarxia zum unbeliebten Hafen, trotz der Gewinne, die hier zu machen sind.«
    »Hat die Regierung wirklich alle Hurerei im Griff?«
    »Praktisch schon. Die einzigen, die sich darüber hinwegsetzen, sind bestimmte Kreise der Priesterschaft.«
     
    Am folgenden Abend näherten sie sich dem Tempel Gorgolors. Valdonius, der eine Laterne trug, erklärte mit leiser Stimme: »Wir haben Glück. Der Theokrat und seine Hierarchie haben überlegt, ob sie Missionare nach Mulvan und Shven schicken sollten. Als ich berichtete, dass Ihr gerade aus diesen Ländern kommt, wurde sofort eine Audienz arrangiert. Ihr solltet überlegen, was Ihr über die Religionen dieser Länder wisst.«
    »Nicht viel«, erwiderte Jorian. »Hätte ich gewusst, welche Fragen mir gestellt werden, hätte ich mich vorbereiten können; aber jetzt ist es zu spät.«
    »Naja, denkt euch aus, was Ihr nicht wisst. Aber es muss plausibel klingen. Die Audienz war nicht billig, ich will also etwas von meinem Geld haben.«
    »Man berechnet solche Dinge, obwohl es zum eigenen Vorteil ist?«
    »Aber gewiss! Das erste Prinzip des Kults ist es doch, dass sich jedes Unternehmen selbst trägt. Warum sollte man sonst auf ein Monopol in übernatürlichen Dingen Wert legen?«
    »Wie ist denn der Status der anderen Götter?«
    »Ganz zu Anfang sollten alle Glaubensrichtungen toleriert werden.

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