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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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einzige Hoffnung auf dieser Welt - und soll plötzlich wahr sein.»
    «Reden wir nicht mehr davon. Das ist jetzt erledigt, ja?» Gefühlsbetonte Dankbezeigungen waren ihm immer peinlich, ob für ein Geldgeschenk oder für ein neues Gesicht. «Ich möchte dich nur bitten, es vor dem Burschen geheimzuhalten. Es wäre mir furchtbar, wenn er mich wie den Weihnachtsmann behandelte.»
    Es fiel ihm ein, daß Desmond vielleicht nicht gerade begeistert sein würde, sein Erbe zu teilen. Aber sein Sohn war ohnedies gut versorgt - worin sich damals Grahams Interesse an ihm erschöpfte. Er war zu sehr beschäftigt, und wozu wurden schließlich Schulen und Gouvernanten so reichlich bezahlt?
    «Graham, du bist ein Schatz.» Er sah, daß sie fast weinte und ihn küssen wollte, was beides befriedigend für ihn war. Doch wurden sie vom Stubenmädchen unterbrochen, das ohne zu klopfen die Tür aufriß und rief, der «Herr Doktor» müsse sofort nach der gnädigen Frau sehen. Seine Frau war seit Stunden im Badezimmer und wusch sich, und das Wasser begann die Stiegen herunterzulaufen.
    Nach ihrem Selbstmordversuch war Maria ein Jahr lang recht
    fröhlich gewesen. Sie stand auf, ging aus, sprach sogar davon, wieder in ihren Komitees mitzuarbeiten. Die Überdosis Chloralhydrat schien als geistiges Abführmittel gewirkt zu haben. Dann aber begann sich der Meuchelmörder Depression wieder in die Schatten ihres Lebens zu schleichen. Diesmal zog Graham einen Psychiater zu Rate. Er hatte früher gedacht, er kenne Marias Gemüt besser als irgendein anderer, aber die Ereignisse hatten deutlich gezeigt, wie unrecht er hatte. Auch hatte er nun nichts zu verbergen. Nach Cramphorns Getratsche wußten alle in Blackfriars, daß er eine halbverrückte Frau hatte.
    Maria war gegen die Idee gewesen. Sie verabscheute es, ihre Sorgen mit einem Außenstehenden zu teilen, es schien ihr ein neuer Schwächebeweis. Aber Dr. Dency, der Psychiater, ein jüngerer Mensch, blond, dünn, langfingrig und weibisch, mit zarter Uhrkette aus kleinen goldenen Stäbchen, die sich über seine zweireihige, taubengraue Weste breitete, gewann mit professioneller Gewandtheit ihr Vertrauen. Graham wurde auch von der Überlegung beeinflußt, daß derartige Spezialisten nicht nur in Mode kamen, sondern beinahe schon als Respektspersonen galten. Dr. Dency war kürzlich erst in einer nagelneuen Abteilung in Blackfriars Hospital etabliert worden, zum wütenden Ärger Mr. Cramphorns, der der Meinung war, daß alle Gemütserkrankungen von weiblicher Melancholie bis zur offenen Schizophrenie durch die Entfernung genügend vieler Unterleibsorgane heilbar waren.
    Marias dauerndes Waschen war eine neue Komplikation. Sie hatte damit begonnen, sich wiederholt die Hände zu waschen, wusch sich aber jetzt ihren ganzen Körper, sobald sie den geringsten Kontakt mit anderen Menschen oder auch nur Stühlen und Tischen gehabt hatte, die von anderen berührt worden waren. Ein Fleck von ihrem Essen oder sogar ein Staubkörnchen im Sonnenlicht ließ sie in höchster Erregung zum Waschtisch eilen, wo sie murmelte und ein seltsames Ritual befolgte, das selbst für Graham unverständlich blieb. Als nach Ediths Besuch das Wasser ziemlich regelmäßig die Stiegen herunterlief, hielt er die Zeit für gekommen, Dr. Dency wieder zu rufen. Der Psychiater diagnostizierte eine Zwangsvorstellung und verschrieb eines der neuen, starken Beruhigungsmittel, die aus Barbitursäure gewonnen wurden. Er empfahl Graham dringend, die Tabletten in seinem Arbeitszimmer verschlossen zu halten und nur einzeln zu verabreichen.
    Maria wurde immer deprimierter. Sie lag den ganzen Tag im Bett, starrte hilflos vor sich hin und glättete ständig das umgeschlagene Laken mit ihren knochigen Händen. Eines Abends stieß Graham die Blumenvase auf ihrem Nachttisch um und entdeckte ein Versteck verformter Veronaltabletten unter ihrem hohlen Fuß. Sie hatte eine Woche lang jede Tablette unter der Zunge gehalten, bis er das Schlafzimmer verlassen hatte.
    «Das darfst du nicht!» sagte er zornig. «Du darfst es nicht noch einmal versuchen. Diesmal könnte es gelingen.»
    Maria betrachtete stumm ihr aufgedecktes Geheimnis.
    «Ich glaube nicht, daß ich wieder dumm sein würde», sagte sie schwach.
    «Wozu hast du sie dann gesammelt, verdammt noch mal? »
    «Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, Graham.» Sie starrte verwirrt um sich. «Ich wollte eine Tür offenhalten. Für den Fall.»
    «Für welchen Fall? Welchen? Sag es mir!»
    «Für den

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