Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
von einem starken roten Gummischlauch verschlossen, durch den John Bickley seine Narkose verabreichte. Graham war erleichtert darüber, mehr Spielraum im Gewebe zu haben, als er erwartet hatte. Das Läppchen war normal, die verkümmerte obere Partie lag mehr oder weniger richtig. Er konnte die beiden ersten Etappen in einem machen. Er schnitt einen Knorpelstreifen aus einer Rippe und formte ihn auf einem kleinen sterilen Block in einer Ecke des Operationssaales zu einer flachen Platte in der Größe und Form ihres normalen Ohres. Dann schnitt er einen Halbkreis Haut hinter dem deformierten Ohr auf, legte das Knorpelstück ein und nähte den Einschnitt mit seinen üblichen feinen, engen Stichen zu. Sobald die Wunde geheilt und der transplantierte Knorpel in seiner neuen Lage gesund angewachsen sein würde, wie die Nase des Korporals von ehedem, konnte die Platte mit ihrem Hautüberzug von der Seite ihres Kopfes abgehoben werden. Wenn das Ganze nicht septisch wurde, natürlich... Grahams Hände in den Handschuhen schwitzten beim bloßen Gedanken daran.
    «Also, das genügt, um mich für immer vom Film abzubringen», sagte John Bickley.

30

    Die Cavendish Clinic bot ihren distinguierten Patienten gleichermaßen verständnisvoll strengste Diskretion und Publicity. Drei Tage nach ihrer Operation wurde Stella Garrod in ihre Wohnung in der Brook Street, in der Nähe des Grosvenor Square, zurückgeschmuggelt. Graham besucht sie zehn Tage später, um die Nähte zu entfernen, wieder eine Woche später waren keine Verbände mehr notwendig. Ende September rief ihn ihre neue Sekretärin an. Ja, Miss Garrod sei vollkommen gesund und entzückt von der Operation. Sie führe am kommenden Donnerstag Gäste zur Premiere eines neuen Musicals. Sie würde entzückt sein, wenn Mr. Trevose mitkommen wolle.
    Sie trafen sich zum Cocktail in Stellas Wohnung. Es waren etwa ein Dutzend Gäste, unter ihnen Lady Pocock, und zwar nicht in Begleitung von Lord Pocock, sondern in der eines exquisit mit Brillantine geschniegelten jungen Mannes, den, wie Graham annahm, seine Schöpfung angezogen hatte. Es war ein schlechter Abend für eine Party. Der Premierminister war in München, und der Friede Europas, lange schon so zerbrechlich wie der Kristallpalast, schien nun jenem Gebäude in einer schnell um sich greifenden Brandkatastrophe nachfolgen zu wollen. Im Hyde Park waren tatsächlich Schützengräben angelegt worden, die Lage war ernst. Jedermann besaß eine Gasmaske, sogar Miss Stella Garrod. Die vierundvierzig Fliegerabwehrkanonen, die das Land besaß, wurden enthüllt, um die Willensstärke der von ihnen Beschützten zu beeinflussen, wennschon nicht die zukünftigen Feinde. Die Adlerflügel der deutschen Luftwaffe überschatteten die Straßen und die Gemüter in ganz Europa.
    Wenn das Musical eine Ablenkung von solchen beunruhigenden Zeiten sein sollte, so war es ein trauriger Mißerfolg. Sogar Graham fand die Vorstellung öde, und dabei hatte er den Vorteil, unmusikalisch zu sein. Stella Garrod war von Anfang an schlecht gelaunt. Der Verfasser des Textes, ein alter Bettgenosse von ihr, sollte mit ihnen kommen und hatte es nicht nur versäumt zu erscheinen, sondern sich nicht einmal entschuldigt. Nur die Kaskade von Pfuirufen, die mit dem Vorhang auf die Darsteller niederging, heiterte sie auf. Sie bestand darauf, sie in eines der teuersten Restaurants von London zum Abendessen zu führen, was Graham weit aufregender fand. Es war großartig, unter Theaterleuten zu sitzen, ihr Geplauder zu hören, selbst so weltgewandte Geschöpfe mit seinem eigenen Beruf zu beeindrucken. Er überlegte sogar, ob die Gesellschaft in die Zeitungen kommen würde und was Haileybury dazu sagen würde. Um etwa ein Uhr begannen die Gäste zu gehen, und plötzlich wurde Graham die Rechnung präsentiert. Er blickte hoffnungsvoll um sich, doch schien niemand geneigt, sie ihm streitig zu machen. Er nahm sein Scheckbuch und seine Füllfeder heraus und empfand den Betrag als recht unverschämte Zumutung. Das kostete ihn ja das ganze Honorar für die Operation seiner Gastgeberin!
    In der Vorhalle des Restaurants fand er sie in einem Zobelmantel und bot ihr in einer plötzlichen Anwandlung an, sie nach Hause zu fahren.
    «Aber natürlich, das ist sehr lieb von Ihnen», sagte sie. «Ich hasse Taxis ohnedies, man weiß nie, wer vorher darin gewesen ist.»
    Er fuhr seinen Bentley in die Brook Street. Sie gähnte und sagte beiläufig: «Kommen Sie mit hinauf.»
    Die Wohnung war

Weitere Kostenlose Bücher