Der Schoenste Fehler Meines Lebens
bemerkenswert, dass Haley ihre Freundschaft hoch genug schätzte, um sich gegen ihre Mutter zu stellen. Sie nahm sich ein Stück von dem Keks, den Haley nicht aß. »Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen, doch ich habe bereits andere Pläne.«
»Was für Pläne?«, hakte Haley nach.
»Ich ziehe in die Kirche zurück.«
»Das wird Ted nicht zulassen«, sagte Birdie.
»Er hat die Schlösser austauschen lassen, und ich möchte wieder mein eigenes Reich haben.« Die Überwachungskamera, die er heute noch fertig anschließen wollte, ließ sie unerwähnt. Je weniger Leute davon wussten, umso besser.
»Ja nun, wir bekommen nicht immer das, was wir wollen«, zitierte Birdie den Song You Can’t Always Get What You Want der Rolling Stones, den Mick Jagger so voller Inbrunst sang. »Denken Sie bei Ihren Planungen eigentlich auch mal an jemand anderen außer an sich selbst?«
»Mom! Es ist doch gut, wenn sie zurückgeht. Warum musst du immer so negativ sein?«
»Tut mir leid, Haley, aber offenbar willst du nicht sehen, was für ein Durcheinander Meg überall hinterlassen hat. Gestern bei Francesca … Du warst nicht dabei und hast deshalb keine Ahnung – «
»Ich bin nicht taub. Ich habe dich mit Shelby telefonieren hören.«
Offenbar gab es ein paar undichte Stellen im Schweigekodex.
Birdie hätte beim Aufstehen beinahe ihren Drink umgekippt. »Wir tun alle unser Bestes, um hinter Ihnen aufzuräumen, Meg Koranda, aber ganz allein schaffen wir das nicht. Ein wenig Kooperation wäre sehr hilfreich.« Sie griff nach ihrer Jacke und entfernte sich, ihr Haar loderte in der Sonne feuerrot.
Haley zerkrümelte ihren Keks in dem Wachspapierquadrat. »Ich finde, Sie sollten zurück in die Kirche.«
»Da scheinst du die Einzige zu sein.« Besorgt betrachtete Meg die ins Leere stierende Haley. »Offenbar stelle ich mich bei der Lösung meiner eigenen Probleme nicht besonders geschickt an, aber ich weiß, dass dich was quält. Wenn du reden willst – ich höre dir zu.«
»Ich habe nichts zu bereden. Ich muss zurück an die Arbeit. « Haley griff nach dem von ihrer Mutter zurückgelassenen Pappbecher und dem zerkrümelten Keks und kehrte in den Snackshop zurück.
Meg ging zurück zum Clubhaus, um ihren Getränke-Cart zu holen. Sie hatte diesen neben dem Trinkbrunnen abgestellt, und als sie dort eintraf, kam eine sehr vertraute, äußerst unwillkommene Gestalt ums Clubhaus gebogen. Ihr Designer-Sonnenkleid und die Louboutins legten nahe, dass sie nicht kam, um eine Runde Golf zu spielen. Stattdessen schlug sie den direkten Weg zu Meg ein, wobei ihre Stilettos erst über den Asphalt klapperten und sich dann lautlos über die Wiese bewegten.
Meg widerstand dem Drang, ihre zum Kreuzzeichen aufeinandergelegten Finger hochzuheben, aber als Francesca vor ihr stehen blieb, konnte sie sich ein Stöhnen doch nicht verkneifen. »Bitte sagen Sie jetzt nicht, was ich glaube, dass Sie sagen werden.«
»Ja nun, glauben Sie ja nicht, dass mich das hier begeistert. « Mit einer raschen Handbewegung schob sie ihre Cavalli-Sonnenbrille auf den Kopf und legte damit ihre leuchtend grünen Augen frei, auf deren Lidern bronzefarbener Lidschatten glänzte und seidige dunkle Wimperntusche ihre bereits dichten Wimpern betonte. Das wenige Make-up, das Meg am Morgen aufgetragen hatte, hatte sie schon vor Stunden weggeschwitzt, und wo Francesca nach Quelques Fleurs duftete, roch Meg nach verschüttetem Bier.
Sie blickte auf Teds winzige Mutter herab. »Könnten Sie mir nicht wenigstens vorher eine Waffe geben, damit ich mich selbst erschießen kann?«
»Nun werden Sie nicht albern«, erwiderte Francesca. »Wenn ich eine Waffe hätte, wäre die bei Ihnen schon zum Einsatz gekommen.« Sie schlug nach einer Fliege, die die Dreistigkeit besaß, zu nah an ihrem feinen Gesicht vorbeizufliegen. »Unser Gästehaus steht leer. Sie können es ganz für sich haben.«
»Muss ich dann auch Mom zu Ihnen sagen?«
»Gott bewahre, nein.« Etwas passierte mit ihrem Mundwinkel. War das eine Grimasse? Ein höhnisches Grinsen? Unmöglich zu sagen. »Nennen Sie mich Francesca wie alle anderen auch.«
»Prima.« Meg steckte ihre Finger in ihre Tasche. »Nur so aus Neugierde, gibt es denn niemanden in dieser Stadt, der in der Lage ist, sich nur um seine eigenen Belange zu kümmern? «
»Nein. Und das ist auch der Grund, weshalb ich von Anfang an darauf bestanden habe, dass Dallie und ich uns eine Wohnung in Manhattan halten. Wussten Sie, dass Ted bereits neun Jahre alt
Weitere Kostenlose Bücher