Der Schoenste Fehler Meines Lebens
genauso wie seine Blässe, aber sie wusste ihre Besorgnis zu verbergen. »Das Gewinnspiel ist vorbei«, sagte sie, »und wir haben eine Gewinnerin.«
»Ich bin gespannt«, meinte er schleppend.
»Es ist Meg.«
»Meg?«
Sie nickte und wartete auf seine Reaktion. Würde er zufrieden dreinschauen? Entsetzt? Lag sie richtig mit ihrer Theorie? Er setzte die Sonnenbrille wieder auf und sagte ihr, sie habe dreißig Sekunden, um ihren verdammten Wagen wegzufahren.
Francescas riesiger begehbarer Kleiderschrank war einer von Dallies liebsten Orten, vielleicht, weil er die Widersprüchlichkeiten seiner Frau so gut widerspiegelte. Der Schrank war sowohl luxuriös als auch behaglich, chaotisch und aufgeräumt zugleich. Er duftete nach süßen Gewürzen. Er zeugte von Überfluss und ebenso von ganz bodenständiger Zweckmäßigkeit. Was ihr Schrank jedoch nicht zeigte, waren ihr Mut, ihre Großzügigkeit und die Loyalität gegenüber den Menschen, die sie liebte.
»Das wird nicht funktionieren, Francie«, sagte er von der Tür her, von wo aus er beobachtete, wie sie einen besonders bezaubernden BH aus einer der in den Schrank eingebauten Schubladen holte.
»Unsinn. Natürlich wird es das.« Sie schob den BH zurück in die Schublade, als hätte er sie persönlich beleidigt. Ihm war das nur recht, denn so stand sie in nichts als einem winzigen violetten Spitzenhöschen vor ihm. Wer je behauptet hatte, eine Frau in den Fünfzigern könne nicht sexy sein, hatte Francesca Serritella Day Beaudine nicht nackt gesehen. Er aber schon. Und das viele Male. Unter anderem auch vor einer halben Stunde, als sie beide eng umschlungen in ihrem ungemachten Bett gelegen hatten.
Sie holte einen anderen BH aus der Schublade, der genauso hübsch aussah wie der letzte. »Ich musste was unternehmen, Dallie. Er verkümmert.«
»Er verkümmert nicht. Er orientiert sich neu. Schon als Kind hat er sich gern Zeit zum Nachdenken genommen.«
»Unsinn.« Auch dieser BH fand nicht ihr Wohlgefallen. »Er hat über einen Monat Zeit gehabt. Das ist lang genug.«
Bei seiner ersten Begegnung mit Francie war diese, gekleidet wie eine Südstaatenschönheit und mit einer Stinkwut im Bauch, auf dem Seitenstreifen eines Highways in Texas entlanggestapft, entschlossen, als Anhalterin bei ihm und Skeet einzusteigen. Dieser Tag sollte sich als der glücklichste seines Lebens erweisen. Doch noch immer sah er es nicht gern, wenn sie ihm ein paar Schritte voraus war, und er gab vor, eine Kerbe im Türgriff zu studieren. »Was meinte denn Lady Emma zu deinem Plan?«
Francies plötzliche Begeisterung für einen knallroten BH, der in keiner Weise zu ihrem Höschen passte, sagte ihm, dass sie Lady Emma in ihren Plan eingeweiht hatte. Sie zog den BH an. »Habe ich dir schon erzählt, dass Emma Kenny zu überreden versucht, ein Wohnmobil zu mieten und ein paar Monate mit den Kindern durchs Land zu fahren? Während sie unterwegs sind, will sie ihnen Hausunterricht erteilen.«
»Ich fass es nicht, dass du das getan hast«, erwiderte er. »Doch noch unglaublicher finde ich es, dass du ihr mitgeteilt hast, eine E-Mail-Adresse in Megs Namen einrichten und das letzte Gebot in diesem blödsinnigen Wettbewerb abgeben zu wollen. Du wusstest doch, dass sie versuchen würde, es dir auszureden.«
Sie zog ein Kleid in ihrer Augenfarbe vom Bügel. »Emma ist manchmal übervorsichtig.«
»Blödsinn. Lady Emma ist die einzig vernünftige Person in dieser Stadt, und dazu zähle ich auch dich, mich und unseren Sohn.«
»Das nehme ich dir jetzt aber übel. Ich bin sehr vernünftig. «
»Wenn es ums Geschäftliche geht.«
Sie kehrte ihm den Rücken zu, damit er ihr den Reißverschluss hochziehen konnte. »Also gut … Du bist vernünftig.«
Er strich ihr die Haare aus dem Nacken und küsste die weiche Haut darunter. »Nur nicht, wenn es um meine Frau geht. Da war es um meine Vernunft bereits an dem Tag geschehen, als ich dich auf diesem Highway aufgabelte.«
Sie drehte sich um und sah ihn mit halb geöffneten und schmachtenden Augen an. Er hätte sich in diesen Augen ertränken können. Und verdammt, sie wusste es. »Hör auf, mich abzulenken.«
»Bitte, Dallie … ich brauche deine Unterstützung. Du kennst meine Gefühle für Meg.«
»Nein, die kenne ich nicht.« Er schloss ihren Reißverschluss. »Vor drei Monaten hast du sie gehasst. Für den Fall, dass du es vergessen hast – du hast versucht, sie aus der Stadt zu vertreiben, und als das nicht funktionierte, hast du alles
Weitere Kostenlose Bücher