Der Schoenste Fehler Meines Lebens
helfen. Er fühlte sich regelrecht dazu verpflichtet, sich um alles und jeden zu kümmern, der ihm wichtig war. Höchstwahrscheinlich war er der beste Mensch, dem sie je begegnet war. Und vielleicht auch der einsamste. Denn eine derart schwere Last zu tragen musste einen erschöpfen. Kein Wunder, dass er so viele seiner Gefühle verbarg.
Vielleicht war dies aber auch nur ein Erklärungsversuch ihrerseits für die emotionale Distanz, die er zu ihr wahrte. Der Gedanke, dass er sie genauso behandelte, wie er alle seine anderen Eroberungen behandelt hatte, gefiel ihr gar nicht, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, dass er zu Lucy so grob gewesen war wie zu ihr.
Sie warf das Laken zurück und stieg aus dem Bett. Ted gab allen das Gefühl, er würde eine ganz besondere Beziehung nur zu ihnen unterhalten. Das war sein größter Trick, den er in seiner Zauberkiste hatte.
Spence und Sunny verließen Wynette, ohne dass eine Entscheidung gefallen war. Die Bewohner waren hin-und hergerissen: Einerseits waren sie erleichtert, weil sie abreisten, andererseits waren sie besorgt, sie könnten nicht zurückkommen. Aber Meg war unbesorgt. Solange Sunny glaubte, bei Ted Chancen zu haben, würde sie zurückkommen.
Spence rief Meg täglich an. Er schickte ihr auch einen luxuriösen Papiertaschentuchhalter, eine Seifenschale und den edelsten Handtuchhalter, den Viceroy Industries im Programm hatten. »Ich werde mit dir am nächsten Wochenende nach Los Angeles fliegen«, sagte er. »Du kannst mich dort herumführen, mich deinen Eltern und ein paar Freunden vorstellen. Wir werden eine tolle Zeit miteinander haben.«
Sein Ego war einfach zu groß, um eine Zurückweisung begreifen zu können, und es wurde für sie von Tag zu Tag schwieriger, zu ihm Distanz zu wahren, ohne ihn zu verprellen. »Das klingt großartig, Spence, aber im Moment ist keiner von ihnen in der Stadt. Vielleicht nächsten Monat.«
Auch Ted war geschäftlich unterwegs, und Meg war es sehr unangenehm, wie sehr sie ihn vermisste. Sie zwang sich, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten und sich der Aufstockung ihres Bankkontos zu widmen, indem sie die Wartezeiten an ihrem Getränke-Cart zu ihrem Vorteil nutzte. Sie entdeckte im Internet einen Laden für Schmuckbedarf, der die Versandkosten übernahm. Mit den Werkzeugen und Materialien, die sie kaufte, arbeitete sie unter Verwendung der Artefakte ihrer Sammlung aus der Plastiktonne in den Pausen zwischen den einzelnen Kunden und stellte eine Halskette und ein Paar Ohrringe her.
Am Tag, nachdem sie die Stücke fertiggestellt hatte, trug sie diese, und dem ersten Vierer, der an diesem Morgen zu ihr kam, fielen sie sofort ins Auge. »Solche Ohrringe habe ich noch nie gesehen«, bemerkte die einzige Diätcola-Trinkerin der Gruppe.
»Danke. Sie sind gerade fertig geworden.« Meg nahm sie von ihren Ohren ab und hielt sie hoch. »Die Perlen sind aus tibetischer Sherpakoralle. Ziemlich alt. Mir gefallen die verblichenen Farben.«
»Was ist mit der Halskette?«, wollte eine andere Frau wissen. »Die ist sehr ungewöhnlich.«
»Es ist ein chinesisches Nadelkästchen«, erklärte Meg, »von den Chin aus Südostasien. Über hundert Jahre alt.«
»Man stelle sich vor, so etwas zu besitzen. Verkaufen Sie Ihre Arbeiten?«
»Mann, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.«
»Ich möchte diese Ohrringe«, meldete sich Diätcola.
»Wie viel wollen Sie für die Halskette?«, fragte eine andere Golferin.
Und schon war sie im Geschäft.
Den Frauen gefiel die Vorstellung, ein schönes Schmuckstück zu besitzen, das zugleich ein antikes Kunsthandwerksprodukt war, und bis zum folgenden Wochenende hatte Meg noch drei weitere Stücke verkauft. Sie hielt es sehr genau mit der Echtheit und fügte jedem Entwurf eine Karte als Herkunftsnachweis bei. Darin hielt sie fest, welche Materialien echte Antiquitäten und welche womöglich Kopien waren, und legte ihre Preise auch dementsprechend fest.
Kayla hatte davon erfahren und einige Stücke auf Kommission für den Secondhandshop bestellt. Es lief eigentlich zu gut.
Nachdem Ted zwei lange Wochen weg gewesen war, tauchte er in der Kirche auf. Er war kaum über die Schwelle getreten, da rissen sie einander schon die Kleider vom Leib. Keiner von beiden hatte die Geduld, über die Treppe auf die heiße Chorempore zu steigen. Stattdessen ließen sie sich auf die Couch fallen, die Meg im Club vor dem Müllcontainer gerettet hatte. Ted fluchte zwar, als er sich an der Korbgeflechtlehne den
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