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Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Titel: Der schottische Seelengefährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Wyler
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war ein kleiner Hafen, der sich unweit der Burg an einer Flussmündung befand. Na ja, Hafen war vielleicht zuviel gesagt, aber lange Bohlen führten einen schmalen Steg ins Meer, an dessen Ende ein paar Boote unterschiedlicher Größe befestigt waren. Betriebsam eilten Menschen hin und her, luden Waren ein und auf einem andern Boot aus. Andere reparierten oder säuberten weitere Boote und machten sie zur Weiterfahrt bereit.
    Ihr Blick schweifte über die lebhafte Ansammlung und folgte dann dem schmalen Flusslauf, der sich vom Meer dunkel an den Wäldern vorbei schlängelte, die bis ans Ufer reichten. Wie eine glitzernde Schlange wand er sich zwischen den Bergtälern hindurch und verschwand schließlich hinter der nächsten Biegung. Einige Berge wurden von dunklen Wäldern in unterschiedlichen Grüntönen bedeckt, weiter hinten am Horizont waren dagegen saftige grüne Wiesen zu erkennen. Das Wetter war Mitte Mai sehr gnädig und ließ durch den hellen Sonnenschein alles wie frisch gewaschen glänzen.
    Iain betrachtete Marys verträumten Blick, mit der sie sein Land betrachtete und fühlte sich mächtig stolz. Er freute sich, dass es ihr so gut gefiel und konnte sich an ihrer Begeisterung nicht satt sehen. Würde er es jemals? Konnte er sie je wieder gehen lassen? Um seine unschönen Gedanken zu verbannen, räusperte er sich und berichtete nüchtern.
    „Wir haben einen gut florierenden Handel mit den Inseln, dem Inland und auch dem Grenzgebiet zu England. Berwick ist einer unserer wichtigsten Umschlagshafen für schottische Waren, hauptsächlich Wolle. Dafür erzielen wir gute Preise. Unsere kleinen schnittigen Boote sind sowohl für Fahrten auf dem Fluss als auch für das Meer geeignet. Wir holen die Wolle oder andere Waren über den Fluss aus dem Inland und transportieren sie direkt weiter nach Berwick. Das erspart uns Umpacken und Zeit. Das Schiff ist nach wie vor das schnellste Transportmittel, denn die Berge sind mit dichtem Wald durchzogen, mit nur wenigen schmalen Wegen. Je nach Wetter werden sie zu schwer zugänglichen Schlammpisten, im Winter sogar unpassierbar. Es gibt auch nur wenige Brücken über die zahlreichen Flüsse, das macht Reisenden zusätzlich das Leben schwer.
    Und ich fand die Infrastruktur zu meiner Zeit schon marginal dachte Mary versonnen und wandte sich ab, um weiterzugehen. Sie schüttelte ihre leichte Melancholie ab und blickte sich weiter um.
    „Da ist ja auch der Grad, und intakt“ rief sie plötzlich begeistert aus und beobachtete eine kleine Prozession, die sich auf dem nur knapp zwei Meter breiten Zugang, langsam der Burg näherte. Bei dem Gedanken, wie steil es dort an beiden Seiten in die Tiefe fiel, überkam sie ein ungemütliches Schaudern.
    „Wie clever“ rief sie aus, als sie Einzelheiten ausmachen konnte und Iain erklärte sachlich: „Wir transportieren alles mit Eseln hin und her, sie sind sehr ruhig und trittsicher. Es ist zwar etwas umständlich, aber die Sicherheit meines Clans geht vor Bequemlichkeit. Von den umliegenden Dörfern erhalten wir die Dinge, die wir benötigen, wie Fasanen, Rebhühner oder Wild. Die tauschen wir gegen Waren, die wir von unseren Seereisen mitbringen.“ Mary verfolgte noch eine Weile den waghalsigen Weg der kleinen kräftigen Tiere, bis Iain sie schließlich weiterzog. Sie kamen in den rechten hinteren Bereich, von dem laute, metallische Geräusche zu hören waren.
    „Ach, einen Schmied habt ihr auch hier, das konnte man damals nicht mehr erkennen“ rief Mary erfreut und lief zu einem Haus, in dem ein muskelbepackter schweißnasser Mann rhythmisch auf heißes Eisen einschlug. Neugierig blieb sie davor stehen und schaute eine Weile fasziniert zu, wie aus einem unförmigen glühenden Stück Metall langsam ein Hufeisen entstand. Nach einem kurzen Wortwechsel mit dem Mann gingen sie weiter und schauten sich die Tierställe an. Während sie gerade einem süßen kleinen Fohlen die Nase kraulte, kam ihr plötzlich eine Idee.
    „Iain, wenn ich den Schmied bitte, würde er mir etwas anfertigen?“
    Interessiert schaute Iain in Marys erwartungsvolles Gesicht.
    „Woran denkst du?“
    „Glaubst du, er kann mir etwas Kleines, Fragiles anfertigen? Vielleicht wenn ich es ihm aufzeichne?“
    „Woran denkst du?“ wiederholte Iain.
    Mary wand sich ein wenig unbehaglich. Natürlich wollte sie nicht den Lauf der Geschichte zu arg verändern, aber dies war doch nur eine Kleinigkeit.
    „Ich hätte so gerne eine Gabel zum Essen“ brach es schließlich

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