Der schottische Seelengefährte (German Edition)
schien sie schier zu zerreißen. Sie meinte den Duft des traditionellen Schokoladengeburtstagskuchens zu riechen, mit dem ihre Eltern sie morgens immer geweckt hatten. Und das dazugehörige Ständchen, bei dem ihr unmusikalischer Vater ihre Mutter regelmäßig aus dem Takt gebracht und Megan ihm mit einem Knebel gedroht hatte. Mary fühlte sich plötzlich so alleine auf der Welt, so einsam und ohne Familie. Nie wieder würde sie ihr Lachen und ihre Neckereien, ihre liebevollen Umarmungen spüren. Der dicke Kloß in ihrem Hals schien immer mehr anzuschwellen und sie versuchte verzweifelt, ihn hinunterzuschlucken.
„Was ist los?“ Mairi schaute besorgt in Marys vor Gram verzogenes Gesicht.
Mary schüttelte nur leicht mit dem Kopf und ermahnte sich selber, sich zusammenzureißen.
„Was denn?“ fragte Mairi wiederholt und blickte sie ungeduldig mit echter Sorge an.
Marys traurige Augen schauten weiter gebannt auf das Meer, als sie schließlich krächzend nach kurzem Räuspern fast belustigt antwortete: „Es ist auch mein Geburtstag.“
Mairi starrte sie nur sprachlos an. Dann kniff sie leicht die Augen zusammen und murmelte: „Das kann kein Zufall sein.“
Mary wischte sich mit dem Ärmel über ihre feuchten Augen und betrachtete Mairi ironisch. „Hätte ich nicht selbst die Erfahrung gemacht, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt als man denkt, würde ich sagen, du reimst dir da was zusammen. Unsere Astrologen würden unserer Beziehung aber sowieso keine Chance geben, da wir das gleiche Sternzeichen haben.“
Mairi warf ihr nur einen indignierten Blick zu. „Und was sagen deine hochmodernen Experten zu Zeitreisen?“
Mairis einfache Kritik kam manchmal mit so viel beißender Ironie daher, dass man Jod für die Wunden brauchte. Mary hob entschuldigend die Schultern.
Entschlossen schüttelte sie den letzten Rest von Kummer und Selbstmitleid ab. Vor ihr lag noch ihr ganzes Leben und sie wollte es nicht mit Jammern vergeuden. Belebende Energie füllte ihren Körper und voller Tatendrang fragte sie Mairi aus.
„Was habt ihr sonst an seinem Geburtstag gemacht? Wie habt ihr gefeiert?“
„Gefeiert? Nun, eigentlich gar nicht.“
Auf Marys verständnislosen Blick erklärte sie entschuldigend: „Bisher war Liam die Hauptperson als Erbe, da wurde Iain nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Zwar hat seine Mutter ihm immer gratuliert, aber sonst ist nichts Besonderes gemacht worden.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Und nach dem Tod seiner Familie hat sich niemand wirklich darum gekümmert.“
„Aber dieses Mal wird auf jeden Fall etwas organisiert!“
Mary wurde wütend auf diese gefühllosen Eltern, die den jüngeren Sohn dermaßen vernachlässigt hatte, nur weil er das Pech hatte, als zweiter Sohn zur Welt gekommen zu sein. Resolut drehte sie sich zu Mairi an. „Er wird den Geburtstag seines Lebens bekommen. Zumal es noch ein runder ist“
Mairis ratloser Blick machte ihr wieder mal deutlich, dass sie etwas Neuzeitliches gesagt hatte und sie erklärte ihr den Begriff der runden Geburtstage.
„Aber ich weiß nicht, ob ich der Küche schon wieder eine große Feier mit der vielen Arbeit zumuten kann. Gerade erst war Elizabeths Hochzeit und nun schon wieder die zusätzliche Arbeit.“
„Lass das mal meine Sorge sein“ beruhigte sie Mairi. „Wenn sie hören, dass es für den Laird ist, würden sie Tag und Nacht arbeiten, um ihm eine Freude zu machen. Ihr Leben ist so viel besser und friedlicher geworden, seid Iain sich um seinen Clan kümmert. Sein Vater war ein hochgeachteter Laird, aber auch hart, den einzelne Menschen nicht interessiert haben. Iain dagegen kümmert sich auch um den niedrigsten Knecht, das hat ihm viel Respekt und Zuneigung eingebracht.“
„Dann soll es ein Abendessen mit all seinen Lieblingsgerichten geben“ entschied Mary.
Mairi lächelte verschmitzt.
„Ich werde mich darum kümmern, dass er kugelrund vom Tisch rollen wird.“
„Und ich werde mir ein paar Spiele zur Unterhaltung ausdenken.“
Mary ging in Gedanken schon durch, was sie hier wohl organisieren könnte. Dabei bemerkte sie zuerst nicht Mairis seltsamen Blick.
„Was?“
„Spiele?“
„Aber ja, wie feiert ihr denn sonst Geburtstag?“
„Nun ja, es wird gut gegessen und getrunken. Und wenn ein Barde in der Burg ist, wird auch etwas vorgetragen und getanzt.“
„Dann werden wir eben etwas Neues einführen.“
Auf Mairis zweifelnden Blick fügte sie beruhigend hinzu: „Keine Sorge, ich werde
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