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Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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nicht?«
    »Wegen dem nächsten Hinweis. Er lautet ›Weiter gehen‹.«
    »Ganz allein mit nichts drumherum.« Cessy streckte den Arm aus. »Guck mal, da steht ein kleines Haus ganz für sich. Das muß gemeint sein.«
    Mit Mühe kam Carl wieder auf die Beine. Er fragte sich, ob er den Berg nicht einfach wieder hinabrollen sollte, denn er hatte schon Blasen an den Füßen.
    Es war ein sonderbares Haus. Völlig abgelegen – und fliederfarben. Carl hatte noch nie ein lila Haus gesehen. Und er hatte noch nie gehört, daß dort draußen irgend jemand wohnte.
    »Ich seh’ überhaupt keine Straße, die dorthin führt«, meinte Carl.
    »Ich aber«, sagte Cessy. »Einen Weg. Er kommt von hinten.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Du mußt bessere Augen haben als ich.«
    »Hab’ ich auch.« Sie schaute ihn mit ihren großen, tiefblauen Augen an. Sie blickten immer forsch und unternehmungslustig – und, wie er jetzt bemerkte, auch äußerst intelligent. »Ich kann eine Menge Dinge sehen, die du nicht siehst.«
    Unter seinem Sonnenbrand lief er rot an. »Und was siehst du?«
    »Daß du müde bist.« Sie nahm ihn am Arm. »Komm, setzen wir uns hin. Wir können uns ein bißchen unterhalten.«
    Damit führte sie ihn zu dem Felsblock zurück, auf dem er sich noch einen Moment zuvor ausgeruht hatte, setzte sich neben ihn und hob ihren Wasserbehälter hoch. »Durstig?« fragte sie.
    »Nicht auf kochendes Wasser.«
    Sie schraubte den Deckel ab, neigte den Behälter knapp einen halben Meter von ihrem weitgeöffneten Mund und trank von dem Wasser, das in hohem Bogen herausfloß. Natürlich ging viel daneben und benetzte ihr Gesicht und ihre Kleidung. Carl sah, daß sie keinen BH trug, und aufs neue wurde ihm bewußt, was für volle Brüste sie hatte und wie sanft die Rundung ihrer Hüften verlief. Als ob er das überhaupt jemals vergessen hätte.
    »An was denkst du?« fragte sie ihn, nachdem sie die Wasserflasche beiseite gestellt hatte.
    »An nichts.«
    »Doch. An irgend etwas denkst du immer. Nun sag schon.«
    »Ach, Gedanken lesen kannst du also nicht?«
    Sie lächelte. Noch immer perlten Wassertropfen auf ihren Wangen. »So gut kenne ich dich noch nicht«, meinte sie. »Tom hat mir nur ein bißchen über dich erzählt. Und ich glaube auch nicht alles, was er sagt.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Daß ihr alte Freunde seid.«
    »Sind wir auch. Hat er sonst noch was gesagt?«
    »Ein bißchen was«, meinte Cessy.
    »Wie seid ihr denn Freunde geworden? Ihr wirkt so verschieden.«
    »Wir haben einiges gemeinsam. Du würdest staunen.«
    »Und wie hast du ihn kennengelernt?«
    »Durch Davey. Davey mag Tom. Sagt er jedenfalls.«
    Carl erinnerte sich an ihre Bemerkung beim Frühstück und mußte kichern. »Das nimmst du ihm aber nicht ab, oder?«
    Wieder lächelte Cessy. »Er ist ein Lügner. Ich will, daß du das weißt. Andererseits liegt das bei uns in der Familie.« Sie veränderte ihre Position auf dem Felsen so, daß ihr Bein seines berührte. Es machte ihn verlegen, daß sie ihn die ganze Zeit über anstarrte. »Wolltest du mich noch was fragen, Carl?«
    »Nein.«
    »Schon okay. Du brauchst dich nicht zu schämen. Ich bin nicht schüchtern.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich hab’ mich bloß gefragt, warum du heute morgen plötzlich angerufen hast, um mich in eure Gruppe einzuladen.«
    »Tom wollte, daß ich das tue.«
    »Ach so.«
    »Davey wollte auch, daß ich dich anrufe«, sagte sie.
    Um seine Enttäuschung zu verbergen, lachte er. »Gut, daß es jemanden gibt, der mich mag.«
    Sie berührte seinen Arm. Ihre Hand fühlte sich außerordentlich kühl an. »Es gibt jemanden, der dich mag. Weißt du wer?«
    »Wer denn?«
    »Tracie.«
    »Häh? Ach, Tracie, ja. Wir sind alte Freunde.«
    Cessy ließ seinen Arm los, runzelte die Stirn und schaute weg. So ernst hatte er sie noch nie gesehen.
    »Nein, es ist etwas anderes. Sie hat es nicht gern, wenn sie dich sieht. Es tut ihr weh. Aber sie muß dich sehen.«
    »Ich verstehe nicht, was du mir sagen willst.«
    Sie schloß die Augen und legte sich die Hand an die Stirn, als ob sie Kopfschmerzen hätte. »Tja«, meinte sie leise. »Es ist ja auch schwer zu verstehen.«
    »Was denn?«
    »Was sie empfindet.«
    »Du bildest dir etwas ein, wenn du glaubst, Tracie liebt mich.«
    Mit einemmal öffnete Cessy die Augen und blickte auf. »Das wollte ich sagen. Warst du schon mal verliebt?«
    »Du denn?« reagierte er mit einer Gegenfrage.
    »Nein. Macht es Spaß?«
    Carl lachte unbehaglich.

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