Der schwarze Fürst der Liebe
Schlosses wiederherzustellen – gleichgültig, wie spät es war.
Der Fürst schritt langsam zu seinen Gemächern, betrat sein Ankleidezimmer und blieb einen Moment stehen. Dort auf dem Teppich hatte sie gelegen. Er hätte sich auf sie stürzen und sie, so wie sie lag, durch ihr hübsches Spitzenhöschen penetrieren können – was ein Mann wie er sich natürlich niemals erlaubt hätte. Dies war allerdings eine Situation gewesen, in der er bereute, kein gewöhnlicher Bauer zu sein, der seinen animalischen Gelüsten folgte und sich einfach nahm, was er brauchte.
Sein persönlicher Diener trat lautlos ein, um ihm beim Auskleiden zu helfen. Stöhnend entledigte er sich der unbequemen Gala-Uniform und schlüpfte in ein schwarzes, schlichtes Gewand. Er entließ den Domestiken und wusch sich gedankenverloren an der mit Blumenmuster verzierten und lauwarmem Wasser gefüllten Keramik-Waschschüssel.
Weiterhin nachdenklich ließ er sich in seinem Schlafgemach auf die prunkvolle Schlafstatt sinken. Dieses Schlafzimmer war das einzige Gemach im Schloss, das nach seinem persönlichen Geschmack eingerichtet war: Es besaß schwarz lackierte Wandtäfelungen mit vergoldeten Rändern und goldgewebte Gardinen, die, wenn die Sonne auf sie traf, den Raum in ein wohliges Licht tauchten, was er besonders morgens genoss. Das goldene, massive Bett war mit schwarzen Vorhängen ausgestattet, die an schweren, schmiedeeisernen Stangen rund um die Bettstatt hingen. Was ihm vortrefflich gefiel, war die große Spiegelfläche, die anstelle des üblichen Betthimmels die darüber befindliche Stuckdecke zierte. Für diesen Spiegel hatte er vor Jahren ein Vermögen ausgegeben und das Anbringen war eine echte Herausforderung gewesen.
Mordersberg streckt sich auf dem Bett aus und überdachte die Konsequenzen, die eine Verbindung mit einer jungen Frau wie Lena nach sich zogen. Sie konnte ihn betrügen, sollte er zu alt werden, um weiterhin seinen Mann zu stehen. Da seine Potenz in der langen Zeit mit der weitestgehend im Zölibat lebenden Gattin mehr als geschont worden war, brauchte er sich jedoch darum kaum zu sorgen.
Der Einzige, der ihn störte, war Warrenhausen. Mit dem würde er durch eine Ehe mit Lena verbunden, was ihm nicht sonderlich angenehm war. Der Freiherr war eine Ratte. Ehe? Was dachte er da? Er war doch noch verheiratet! Er beschloss, den König aufzusuchen, um seine Ehe annullieren zu lassen, was nach einem Jahr Wartezeit bestimmt möglich war. Was für Warrenhausen sprach, war die zu erwartende hohe Mitgift, denn der Freiherr war kein armer Mann.
Hatte er etwas vergessen? Vielleicht Mark, den er gern weiterhin um sich haben wollte. Würde Mark Lenas Reizen verfallen? Er bezweifelte es. Sein Hausgast hatte bisher kaum Interesse an Frauen gezeigt. Konnte es sein, dass Mark möglicherweise sein eigenes Geschlecht bevorzugte? Gab es Hinweise auf so eine Neigung? Nein. Mark würde höchstwahrscheinlich einfach andere Prioritäten haben. Er besaß womöglich eine Vorliebe für Kammerzofen. Nun ja, die Dienstmägde hatten ihn ja ebenfalls in den vergangenen Jahren willig bedient. Daran war nichts Schlechtes.
Wenn er nun wirklich alles bedacht hatte, sprach wenig gegen eine Verbindung mit Lena Warrenhausen. Was für eine kleine Zuckerschnecke, dachte der Fürst und lächelte.
Kapitel 42 – Jungfräulichkeit
Der Fürst schlief lang und ließ den nächsten Tag gemächlich angehen. Er diskutierte heftig mit Mark über das Thema, ob die Monarchie weiterhin als zeitgemäß zu betrachten sei. Sie ritten aus und beschlossen früh zu Bett zu gehen, denn der Ball des Vorabends steckte beiden noch in den Knochen.
Am zeitigen Abend schritt Mordersberg die Freitreppe hinauf zu seinen privaten Räumen und kleidete sich gemächlich aus. Auf den Diener verzichtete er – er wollte allein sein, um nachzudenken. Bekleidet mit einem schwarzen Gewand, das er gerne nachts trug, betrat er sein Schlafgemach und stutzte.
Sein dämmeriges Schlafzimmer war mit Kerzen erhellt, was eigentlich nicht weiter ungewöhnlich gewesen wäre, hätten sie nicht ihr flackerndes Licht auf ein Paar weiße Arme geworfen. Er trat näher an sein Bett. Lena Warrenhausen schlummerte und umarmte dabei eines seiner großen Kissen. Auf dem Nachttisch erblickte er einen Krug Wein und zwei leere Gläser. Potztausend! Wie war die junge Frau bis in sein Gemach gelangt? Sein Schloss war gut bewacht. Er setzte sich auf die Bettkante, entschlossen sie zu wecken und zu befragen.
Lena
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