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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Rotunde knieten und beteten. Er hustete und drückte sich in eine Nische, wo er den Eingang genau im Auge behalten konnte. Weitere Pilger kamen. Während Rupert sein Versprechen einlöste und ein Gebet für König Richard sprach, blieben seine Augen unbeirrt auf den Eingang gerichtet. Und tatsächlich erkannte er in einer der Pilgergestalten seinen Verfolger wieder. Er hatte sich seines Turbans und Kaftans entledigt, trug stattdessen einen braunen Umhang. Rupert war sich sicher, dass sich darunter immer noch der blinkende, krumme Dolch befand.
    Auf Knien rutschte Rupert hinter den Reihen der Betenden entlang. Er blieb im Schatten und umfasste fest den Griff seines stilettartigen Dolches, den er neben dem Schwert unter seinem schwarzen Umhang trug. Im Zweifelsfall verließ er sich doch lieber auf seine Waffen. Dass er sich in einem Gotteshaus befand, störte ihn dabei keineswegs.
    Durch die geöffnete Kirchentür erklang der Ruf des Muezzins vom nahen Minarett zum Gebet. Fast augenblicklich fiel sein seltsamer Verfolger auf die Knie und berührte mit den Handflächen und der Stirn den Boden. Wie der Pfeil von der Sehne schnellte Rupert auf und packte den Mann mit einer Hand an seinem schwarzen Schopf, während er ihm mit der anderen seinen Dolch an die Kehle hielt. »Ihr betet in die falsche Richtung«, zischte Rupert in sein Ohr. »Osten liegt dort!« Er stieß ihn vor sich her zum Kirchenportal hinaus auf den kleinen Vorplatz. Noch immer hielt Rupert seinen Kopf nach hinten gezogen, den Dolch drückte er ihm nun zwischen die Rippen. »Was wollt Ihr von mir? Warum verfolgt Ihr mich?«
    »Ich soll Euch eine Einladung überbringen«, stammelte der Mann.
    »Lüge nicht, du Stück Hundedreck!« Zornig drückte Rupert ihm den Dolch ein Stück zwischen die Rippen. Mit einem leisen Schmerzenslaut bäumte sich der Mann auf, ohne sich jedoch aus Ruperts brutalem Griff befreien zu können.
    »Es ist die Wahrheit, Fremder. Schon lange lässt Euch der Gebieter beobachten. Er wusste, dass Ihr in die Heilige Stadt kommen würdet.«
    »Wer ist dein Gebieter? Sprich, bevor ich dir dein kümmerliches Öllämpchen ausblase!«
    »Das kann ich Euch nicht sagen, fremder Herr. Mein Befehl lautet, Euch zu beobachten und dann ins Hauptquartier zu bringen.«
    »Du hast mich neugierig gemacht. Gehen wir deinen Gebieter besuchen. Ich bringe ihm seinen wackeren Abgesandten als verschnürtes Geschenkbündel mit!« Er schnitt dem Sarazenen kurzerhand mit dem Messer den Gürtel durch, sodass sein Dolch zu Boden fiel. Rupert stieß den Mann auf das Pflaster, fesselte dem halb Ohnmächtigen mit seinem Gürtel die Hände und nahm dessen Dolch an sich. Dann riss er ihn wieder auf die Füße und stieß ihn vor sich her durch die Gassen. »Sag, wo es langgeht!«, forderte Rupert ihn unter kräftigen Knuffen und Stößen auf.
    »Hier entlang, Herr«, stöhnte der Mann. Ein dünnes, rotes Rinnsal lief von seiner Kehle den Hals herab. Sie blieben vor einem großen Gebäude stehen, dessen Eingang von sarazenischen Soldaten bewacht wurde. Noch immer hielt Rupert den Mann am Schopf gepackt, den Dolch zwischen die Rippen gedrückt.
    »Was soll das sein?«, fragte Rupert misstrauisch.
    »Das Quartier, Herr. Es ist das Winterquartier der Armee.«
    »Wer sollte mich bei den Soldaten erwarten?« Zorn kochte in ihm auf und er witterte eine Falle.
    Die Wachsoldaten waren beiseite gesprungen, als ein Mann aus dem Dunkel des Portals heraustrat und amüsiert auf die seltsame Szene blickte. »Ich!«
    Überrascht blickte Rupert in ein ihm bekanntes Gesicht. »El-Adil!«
    El-Adil deutete lächelnd eine Verbeugung an. »Ich freue mich, Euch wiederzusehen«, sagte er auf Arabisch.
    Noch ehe der neben ihnen stehende Mann übersetzen konnte, sagte Rupert, ebenfalls auf Arabisch: »Die Freude liegt ebenso in meinem Herzen.«
    El-Adil hob erstaunt die Augenbrauen, dann verbreiterte sich sein Lächeln. »Ihr seht mich beeindruckt, edler Herr, und erfreut, dass Ihr nicht nur unseren Glauben und unsere Lebensweise respektiert, sondern auch unsere Sprache beherrscht.«
    Rupert neigte schweigend den Kopf. El-Adil vollführte eine einladende Bewegung in das Innere des palastähnlichen Gebäudes. Gemessen schritt er seinem Gast voran. Vor ihnen öffnete sich ein größerer Raum, der orientalisch bunt, aber keineswegs luxuriös ausgestattet war. Teppiche hingen an den Wänden, die Fensteröffnungen waren durch lichtdurchscheinende Vorhänge verhüllt. Duftende Öllampen verbreiteten

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