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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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ein anheimelndes Licht.
    Auf einem seidenbezogenen Diwan, inmitten bunter Kissen und Polster, saß der Sultan persönlich. Er war etwas kleiner und schmächtiger als sein Bruder el-Adil und deutlich älter. Rupert schätzte ihn auf etwas über fünfzig Jahre. Aber so wie sein Bruder trug er einen kurz geschnittenen dunklen Bart. Sein Kopf wurde von einem Turban aus goldgefasster blauer Seide gekrönt. Auch seine weiten Pluderhosen und das langärmelige Hemd bestanden aus feinstem Stoff, den goldbestickte Borten zierten. Die Beine hielt er untergeschlagen, die Arme locker auf die Knie gelegt. In dieser Pose verharrend, blickte er Rupert lächelnd entgegen.
    Rupert verneigte sich stehend, hielt dabei die Arme gekreuzt über der Brust.
    »Das ist al-Malik an-Nasir Salah ad-Din Abu’l-Muzaffer Yusuf ibn Ayyub ibn Shadi. Mein Bruder.« El-Adil trat einen Schritt zurück und ließ dann den Sultan mit seinem Gast allein.
    »Ich grüße Euch, edler Sultan Nur ad-Din, Licht des Glaubens.«
    Der Sultan lächelte geschmeichelt, als er diese Anrede vernahm. Er lud Rupert ein, auf den ausgebreiteten Polstern Platz zu nehmen. Diener boten Früchte, Süßigkeiten und kühle Limonade an. So gastfreundlich und angenehm es im Palast des Sultans war, Rupert blieb auf der Hut. Immerhin sollte er mit Gewalt hierher verschleppt werden.
    Der Sultan griff zu einer kleinen, rotgelben Frucht und ließ sie spielerisch von einer Hand in die andere hüpfen. Er beobachtete Rupert und lächelte dann in einer seltsam stillen und bescheidenen Weise.
    »Viel Ruhmvolles wurde mir von Malik Richard berichtet«, sagte Saladin. »Und mein Bruder durfte ihn sogar persönlich kennen lernen, mit ihm verhandeln und speisen. Fürwahr eine glückliche Fügung. Ich war sehr besorgt um die Gesundheit Eures mutigen und tapferen Königs, hörte ich doch, er befinde sich zuweilen nicht wohl. Ich ließ ihm Birnen und Pfirsiche aus Damaskus senden und Schnee vom Berge Hermon, um seine Getränke zu kühlen und sein Fieber zu senken.«
    »Malik Richard hat Eure Fürsorge wohl zu schätzen gewusst, edler Sultan«, entgegnete Rupert zurückhaltend.
    »Es geziemt einem großen König und Feldherren wie Malik Richard, ihn auch als solchen zu behandeln, auch wenn er mein Feind ist. Er hat mich vor Arsuf geschlagen und nur Allah kann ermessen, welch heftigen Schmerz ich nach dem Kampf im Herzen spürte«, sagte Saladin nicht ohne Regung. Da Rupert schwieg, fuhr der Sultan fort: »Malik Richard ist ein großer Feldherr, aber es mangelt ihm an kluger Einsicht und Mäßigung. Um nicht zu streng von ihm zu sprechen, so geht er doch oft ohne Not in die Gefahr und ist zu freigebig mit seinem Leben. Wie der Nachtfalter in das Feuer stürzt er sich in den Kampf. Mag sein, es ist das Ungestüm seiner Jugend, das ihn manche Vorsicht und Weitsicht vergessen lässt. Ich wollte lieber mit Reichtum gesegnet sein, so er von Weisheit und Mäßigung begleitet ist, denn mit Wagemut und Unmäßigkeit.«
    »Es ehrt Euch, dass Ihr Malik Richard seine Schwächen nachseht.« Rupert wählte seine Worte mit Bedacht. Auch wenn er sich dem englischen König nicht verpflichtet fühlte, lag es ihm fern, Richard in den Rücken zu fallen oder gar zu verraten.
    Saladin schien es zu genießen, so zwanglos über Richard zu plaudern. Sein Gesicht wirkte entspannt mit einem leisen Anflug von Melancholie. In Ruperts Kopf kreiste fortwährend die Frage, warum der Sultan ihn in seinen Palast geholt hatte. Der Sultan sprach mit ihm voll Ehrfurcht und Respekt wie mit einem hohen Staatsgast. Rupert wusste, dass es bei den Orientalen als unhöflich galt, gleich auf den Kern seines Anliegens zu sprechen zu kommen. So wartete er geduldig, unterhielt sich mit dem Sultan und wusste die erlernten arabischen Worte sehr trefflich zu setzen.
    »Malik Richard hatte wohl einen wichtigen Grund, dass er Euch als Berater und Leibarzt erwählt hat.« Ruperts Körper spannte sich an. Der Sultan schien endlich auf den Grund seiner seltsamen Einladung zu sprechen zu kommen. »Ich hörte, Ihr seid ein Arzt. Das hat meine Neugier geweckt. Nun halte ich von der abendländischen Heilkunde überhaupt nichts, sie ist barbarisch. Die fränkischen Ärzte vernichten lieber die Patienten als deren Krankheiten. Ich möchte Euch beileibe nicht beleidigen, edler Gast, aber mir wurde Seltsames und gar Wunderliches über Euch berichtet. Dass Ihr der Magie und Zauberkunst mächtig seid und Geheimnisse seht, die den Blicken der Sterblichen verborgen

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