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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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diese Operationen benutzte.
    »Woher bekommt Ihr diese Instrumente?«, wollte Rupert wissen.
    Ahmed lachte, dass seine schneeweißen Zähne im dunklen Gesicht leuchteten. »Das ist Damaszener Wertarbeit. Wir lassen sie von extra geschulten Silberschmieden fertigen und von Kurieren überbringen.«
    Ebenfalls neu für Rupert war die Trennung der Kranken nach ihrem Leiden. In einem Krankensaal lagen Patienten mit fiebrigen Infektionen, in einem anderen welche mit äußeren Verletzungen und in einem gesonderten Trakt waren Frauen untergebracht, wieder unterschieden nach infektiösen und nicht infektiösen Krankheiten sowie speziellen Frauenleiden. Hier konnte er es endlich studieren, das Mysterium des weiblichen Körpers!
    Moses übergab Rupert in die Obhut von Ahmed und überließ es diesem, Rupert herumzuführen, ihm zu erklären und ihn auch bei Operationen zuschauen zu lassen.
    Nach einiger Zeit war Ahmed sogar einverstanden, dass Rupert bestimmte Operationen selbst ausführte.
    Ahmed war ein lebensbejahender, aufgeschlossener und dabei außerordentlich intelligenter Arzt. Er besaß außergewöhnliche Kenntnisse über das System der Blutgefäße im Körper, Funktionen von Nerven und die Behandlung von Schädelverletzungen. Mit sicherer und ruhiger Hand bohrte er einem Patienten den Schädel auf, um ein Blutgerinnsel zu entfernen, einem anderen schnitt er ein Krebsgeschwür aus dem Bauch und einem Dritten amputierte er ein Bein, das von einem Pferdehuf zerschmettert worden war. Am meisten interessierte Rupert jedoch die Operation an den Augen, wo Ahmed mit sicheren Schnitten die milchige Trübung der Hornhaut entfernte und so Blinde wieder sehen ließ. Ebenso überwältigten Rupert die Methoden zur Geburtshilfe. Ahmed zeigte dem faszinierten Rupert verschiedene Schnittmöglichkeiten, um den Säugling aus dem Bauch der Gebärenden zu befreien, wenn es auf natürlichem Wege nicht ging, aber er wusste ebenso viel über die Behandlung von Kinderlosigkeit, krankhaften Veränderungen im Inneren des weiblichen Körpers und der Verhinderung von Schwangerschaften.
    »Geht das nicht gegen Eure Religion?«, fragte Rupert verblüfft.
    Ahmed grinste. »Bei manchen Krankheiten ist es für die Frau lebensgefährlich, ein Kind auszutragen. Wenn man genügend über die Befruchtung weiß, weiß man sie auch zu verhindern. Also, wenn Ihr mal Bedarf habt, dass Eure Gattin…«
    »Ich habe keine Frau«, entgegnete Rupert schroff. »Wozu ist sie denn sonst da, als Kinder auszutragen?«
    Ahmed schüttelte verwundert den Kopf. »Eine Frau ist die wunderbarste Schöpfung Allahs, einzig und allein dazu gemacht, uns Männern erst die rechte Freude am Leben zu schenken.«
    »Eure verschleierten und verschreckten Hühner, was können die an Freude schenken? In Europa gibt es wenigstens Huren, die ihr Geschäft verstehen.«
    Ahmed hatte sich auf die Kante eines Tisches gesetzt, auf dem noch vor einer halben Stunde einem Patienten die Steine aus der Blase entfernt worden waren. Sorgfältig trocknete er sich mit einem Baumwolltuch die Hände ab. »Bei uns spielt sich das Liebesleben nicht so schamlos in der Öffentlichkeit ab wie bei den Franken. Ich habe die Ritter gesehen mit ihren lockeren Weibern, die sie sogar auf der Straße allein spazieren gehen lassen.« Er grinste wieder und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Bei uns findet das alles hinter den Mauern der Häuser statt, dafür ist es unvergleichlich schön.«
    Rupert zuckte mit den Schultern. »Sind sie nicht alle gleich? Ist es nicht jedes Mal dasselbe?«
    Ahmed schüttelte den Kopf. »Eben nicht. Ich sehe, Ihr kennt die orientalische Liebe nicht. Ihr solltet sie kennen lernen.«
     
     
    Die Arbeit hatte Rupert und den jungen Arzt Ahmed auch persönlich näher gebracht. Trotz seines hohen Könnens war Ahmed ein bescheidener Mann, offen und ehrlich. Obwohl Rupert sonst jegliche Vertraulichkeiten zuwider waren, pflegte er mit Ahmed einen für ihn selbst ungewöhnlich lockeren Umgang. Ab und zu trafen sie sich in einer der kleinen Teestuben, sie rauchten gemeinsam Wasserpfeife, tranken grünen Tee mit frischen Salbeiblättern und unterhielten sich über Sitten und Gebräuche des Orients.
    »Woher kennst du eigentlich Rambam?«, fragte Ahmed, nachdem er einen genussvollen Zug aus der Wasserpfeife genommen hatte und das Mundstück Rupert reichte.
    »Rambam?«
    »Moses Maimonides. Wir nennen ihn nur kurz Rambam. Eigentlich heißt er Rabbi Moses ben Maimon. Er ist sehr bekannt

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