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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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spärlichem Bartwuchs. Was wollte so ein Mann im Orden?
    Er musste sich an der Wand abstützen, als ihm schwindelte. »Seid Ihr krank, Herr?«, fragte William besorgt.
    Rupert warf ihm einen galligen Blick zu. »Ich denke, Ihr versteht etwas von Krankenpflege?«
    William achtete nicht auf Ruperts ungebührliches Betragen. Er winkte einen zweiten Ordensbruder herbei, einen ebenso hübschen, dunkelhaarigen Burschen. »Sieht aus wie Sumpffieber«, hörte Rupert diesen sagen und fühlte sich in einen Krankensaal gezogen, wo er sich aufstöhnend auf eine Pritsche fallen ließ. William legte ihm sofort sachkundig fiebersenkende kalte Wickel an, flößte ihm ein bitter schmeckendes Gebräu ein und ordnete seine Sachen und sein Gepäck. »Schau mal, er ist wirklich Arzt«, flüsterte er seinem Ordensbruder zu, der frisches, kaltes Wasser brachte. Der junge Ritter namens Raffael de Torremolinos kniete sich neben Ruperts Bett und hielt die Hände zum Gebet gefaltet. William legte den Lederbeutel mit den Instrumenten auf die Bettdecke. Rupert richtete sich ächzend auf.
    »Nehmt die Finger weg davon. Davon versteht Ihr nichts. Es ist…« Er konnte nicht weitersprechen, die Schwäche übermannte ihn.
    »Es sind medizinische Instrumente, wie sie die Muslime benutzen«, sagte Raffael nach einem kundigen Blick. »Habt Ihr in einem arabischen Krankenhaus gearbeitet?«
    Rupert nickte schwach. »Die hätten mich nicht so hilflos hier liegen lassen wie Ihr«, knurrte er.
    Mitfühlend wischte William ihm mit einem feuchten Tuch das schweißnasse Gesicht ab. »Wir helfen Euch, Herr. Wir leben schon lange hier und kennen uns mit den Krankheiten aus. Und unsere Gebete…«
    »Zum Teufel mit Euren Gebeten«, begehrte Rupert auf. »Ich brauche eine bestimmte Medizin, die gegen Sumpffieber hilft. Sie wird aus der Rinde eines Baumes gewonnen.«
    Raffael beugte sich zu Rupert herab. »Chinin, ich weiß. Aber wir haben keines in unserer Apotheke. Die abendländischen Ärzte sehen es nicht gern.«
    Rupert packte Raffaels Hand. »Besorgt es mir! Ihr steht doch gut mit den Muslimen.«
    Raffael nickte. »Ruht Euch aus, Herr. Ich bringe Euch die Medizin.«
    Der schwarzhaarige Ordensbruder hielt sein Versprechen. Nur kurze Zeit später kam er mit einer Phiole wieder und flößte Rupert die bitter schmeckende Medizin ein. Das Chinin tat seine Wirkung. Bald war Rupert fieberfrei, aber sehr schwach. Seine beiden Betreuer kümmerten sich aufopfernd und liebevoll um ihn. Rupert konnte nicht umhin, den beiden seine Achtung zu zollen, wenn er das auch nicht verbal bezeugte. Freimütig unterhielten sie sich mit ihm und Rupert ließ auch die obligatorischen Gebete zu seiner Heilung über sich ergehen.
    »Ich bin mit Freuden in den Orden eingetreten«, erzählte Raffael de Torremolinos. »Es war leicht, Armut, Keuschheit und Gehorsam zu geloben, wenn man ohnehin nichts besitzt. Dafür ein Soldat Gottes zu sein, ist eine hohe Auszeichnung. Ich habe eine militärische Ausbildung genossen, wie sie nur ein vornehmer und reicher Ritter aufweisen kann. Das hätte ich mir nie leisten können, als achter Sohn eines verarmten Ritters.« Raffael lächelte und zeigte seine blendend weißen Zähne. Die langen schwarzen Wimpern gaben seinen schönen dunklen Augen einen milden Blick. »Und der Aufenthalt im Orden ist besser als in jedem Mönchskloster. Außerdem können wir hier nicht nur seelischen Beistand leisten, sondern aktiv an der Krankenpflege mitwirken. Ich kenne mich übrigens ganz gut in der arabischen Medizin aus.« Sein Lächeln wurde spitzbübisch, als er sich zu Rupert beugte. Er packte ihm ein Kissen in den Rücken, damit er sich bequem aufsetzen konnte. »Ich würde gern ein wenig mit Euch fachsimpeln, Herr. Eure Instrumente verraten mir einiges.«
    Raffael kniete sich neben Ruperts Bett, damit es aussah, als bete er für den Kranken. Rupert holte tief Luft. »Wo soll ich anfangen?«
     
     
    Dank der aufopferungsvollen Pflege der beiden Ordensbrüder und des guten, gehaltvollen Essens, das die Kranken erhielten, erholte sich Rupert schnell. Raffael bat ihn, noch einige Zeit auf der Burg zu bleiben und seine ärztliche Kunst zur Verfügung zu stellen. Der Ordensmeister hatte nichts dagegen, wenn Rupert sich an die Ordensregeln hielte.
    Das Leben auf dieser imposanten Burg verlief nach völlig eigenen Regeln. Die Mönchssoldaten unter ihrem Schutzpatron Johannes dem Täufer lebten nicht schlecht. Dreimal wöchentlich bekamen sie Fleisch zu essen, auch Wein

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