Der schwarze Magier
seine Arme und stieg mit ihr die Treppe hinauf in seine Kammer.
Alle Scheu und Zurückhaltung war von ihr abgefallen. Als sie die Augen öffnete, war ihr Blick verschleiert und voller Verlangen. Rupert streifte seine Kleider ab und legte sich auf sie. Langsam begann er das Spiel, das er hunderte Male mit Rigana gespielt hatte. Und es verfehlte nicht seine Wirkung. Als er nach einer Stunde den rosigen Körper, warm von wohliger Erfüllung, in seinen Armen hielt, fühlte auch er sich besser. Trotz seiner sich selbst auferlegten Enthaltsamkeit spürte er, dass sein Körper sich nach einer Frau gesehnt hatte. Er befürchtete nur, dass diese Patientin ihre Erfahrungen ebenso in der Stadt verbreiten würde, wie sich die Kunde von all den anderen seltsamen Behandlungen verbreitet hatte.
Sie schlief fest mit ruhigen Atemzügen, einen glücklichen, entspannten Ausdruck im Gesicht. Seine leise, eindringliche Stimme flüsterte an ihrem Ohr. »Das war nur ein Traum, ein wunderschöner Traum. Du wirst jetzt aufstehen, deine Kleider wieder anziehen und dich auf den Stuhl setzen. Träume diesen Traum noch ein wenig weiter. Lass die Gefühle in dir nachklingen. Dann geh nach Hause, leg dich zu deinem Mann und liebkose seinen Körper, wie du es erfahren hast.«
Wie in Trance erhob sie sich.
»Wach auf«, sagte er laut und eindringlich zu ihr und sie riss erschrocken die Augen auf. Irritiert blickte sie sich um. »Was ist geschehen?«, fragte sie.
»Nichts. Ich habe Euch einen Kräutertee zu trinken gegeben und Ihr seid eingeschlafen. Ihr wart wohl sehr erschöpft.«
»Wirklich? Ich hatte einen seltsamen Traum…« Sie schaute verwirrt zu ihm auf.
»Träume sind der Schlüssel zur Seele«, sagte Rupert geheimnisvoll. »Vielleicht will Euch der Traum einen Weg zeigen, einen Weg, Euren Kummer zu überwinden…«
»Vielleicht. Ich muss darüber nachdenken. Im Augenblick bin ich etwas durcheinander. Ihr meint also, ich bin nicht ernsthaft krank?«
Entschieden schüttelte er den Kopf. »Nein, da könnt Ihr völlig beruhigt sein. Und behaltet bitte Eure Konsultation bei mir für Euch, gute Frau. Auch wenn ich Arzt bin, das Liebesleben gehört nicht zu meinem Metier.«
Sie erhob sich. »Was bin ich Euch schuldig?«
»Nichts. Ich habe Euch ja nicht behandelt. Und für Eure Träume trage ich nun wirklich keine Verantwortung.«
»Ja, ja, natürlich«, beeilte sie sich zu sagen und huschte durch die Tür. Rupert atmete tief durch. Er begab sich auf gefährliches Glatteis. Frustrierte Ehefrauen konnten eine größere Plage sein als Heuschrecken!
Die Frau lag schwer atmend auf dem Bett, neben ihr stand die Hebamme mit eisiger Miene.
Pontefozzi rang die Hände. »Rettet meine Frau, rettet mein Kind. Ich flehe Euch an!«
Rupert tastete nach ihrem Puls. Er war schwach, aber noch fühlbar. Dann blickte er zur Hebamme. Diese hob bedauernd die Schultern. »Das Kind liegt quer. Ich bekomme es nicht gedreht.«
»Wie lange liegt die Frau schon in den Wehen?«
»Seit sechzehn Stunden. Ihre Kraft ist am Ende.«
Er blickte sich im Raum um. »Alle raus hier«, rief er ungeduldig. Die Hebamme und Pontefozzi wies er mit einer Kopfbewegung an zu bleiben. Er legte seine Hände auf den gewölbten, steinharten Bauch der Frau und schloss die Augen. »Das Kind lebt noch«, murmelte er leise. »Aber nicht mehr lange.«
»Wie könnt Ihr das feststellen?«, fragte die Hebamme verblüfft.
»Ich fühle seinen Herzschlag.«
»Mit den Händen?« Sie starrte ihn ungläubig an.
»Rettet mein Kind, ich flehe Euch an, Herr! Und wenn es der Teufel aus ihrem Leib schneiden muss!« Pontefozzi klammerte sich an Ruperts Arm und sank auf die Knie.
Rupert hob die Augenbrauen. »So viel wäre es Euch wert? Wisst Ihr, was Ihr da sagt?«
»Ich weiß«, wimmerte der Mann und warf einen tränenüberströmten Blick auf seine lethargisch liegende Frau. »Ich liebe sie doch so!«
»Hättet Ihr eine Amme für das Kind?«, fragte Rupert zögernd.
»Ja, natürlich. Meine Ricarda hätte sowieso nicht selbst stillen sollen. Aber…«
Rupert blickte Pontefozzi scharf in die Augen. »Ich könnte es versuchen.«
»Was?«, fragte er verwirrt.
»Das Kind aus dem Bauch zu schneiden!«
»Gütiger Himmel!«, schrie die Hebamme auf.
»Halt den Mund!«, raunzte Rupert sie an. »Wenn alles gut geht, wird sie es sogar überleben.«
»Das ist unmöglich! Ihr versündigt Euch, Herr!«
»Nichts ist unmöglich«, erwiderte er hart. »Ist es in Gottes Augen Sünde, zwei
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