Der schwarze Magier
pflanzliche Kunst an. Half sie nicht, versuchte er es mit der blutigen Kunst. Und half diese nicht, wandte er die magische Kunst an. Mit seinen Händen heilte er Krankheiten mit unklaren Symptomen, er blickte den Patienten ins Innerste ihrer Seelen, heilte sie oft allein durch seine Suggestion und Willenskraft. Meist fühlte er sich danach müde und ausgelaugt, als sei ein Teil seiner Lebenskraft in den Patienten übergewechselt.
Die junge Frau, die eines Tages schüchtern vor seiner Tür stand, wagte kaum den Blick zu ihm zu erheben und tiefe Röte überzog ihr hübsches Gesicht. »Ich suche eine Stellung, Herr«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich kann kochen, putzen, Euch die Wäsche waschen und vielleicht auch ein wenig helfen, die Patienten zu versorgen. Von Heilkunde verstehe ich einiges.«
Rupert betrachtete sie von oben bis unten und sein Gesicht wurde abweisend. »Ich brauche keine Magd«, knurrte er und wollte die Tür wieder schließen, als die Frau den Blick hob. Sie hatte schöne blaue Augen, beschattet von langen dunklen Wimpern. Ein Blick in diese Augen genügte, um zu sehen, dass die Frau krank war. Sie litt an einer tiefen Traurigkeit, Seelenschmerz, der auch ihren schlanken, ansehnlichen Körper heimgesucht hatte. Sie war etwas zu schmal, ihre Haut zu blass und ihre Wangen eingefallen. Er öffnete die Tür und bedeutete ihr mit einer knappen Kopfbewegung, einzutreten.
»Ihr fühlt Euch krank«, sagte er ohne Umschweife. »Dass Ihr bei mir arbeiten wollt, war nur ein Vorwand. Ich mag keine Frauen im Haus.« Er blickte sie durchdringend an und sie sank zitternd auf den Untersuchungsstuhl nieder.
»Euch bleibt nichts verborgen, sagen die Leute. Ihr braucht einen Patienten nur anzuschauen und Ihr wisst, woran er leidet.«
Ruperts Gesicht blieb unbeweglich. »Und?«, knurrte er. »Wollt Ihr meine Diagnose wissen?«
Die Frau nickte schweigend, den Blick immer noch auf den Fußboden gerichtet. Er beugte sich zu ihr vor, umfasste ihr Kinn mit der Hand und hob ihr Gesicht empor. Zögernd richteten sich ihre Augen auf ihn, doch sie hielt seinem Blick stand. Er spürte, wie ihr ganzer Körper bebte.
»Ihr habt keine Krankheit am Körper, sondern eine an der Seele. Eure tiefe Traurigkeit rührt daher, dass Ihr einen Kummer in Euch tragt. Diesen Kummer müsst Ihr loswerden, dann werdet Ihr wieder gesund. Was ist es? Euer Ehemann, der Euch nicht befriedigt? Eine keifende Schwiegermutter? Fehlender Nachwuchs?«
Die junge Frau riss die Augen weit auf. »Woher wisst Ihr das?«, stammelte sie.
Rupert ließ sie los und lachte leise. »Ich lese es in Euren Augen. Die meisten Frauen tragen diesen Kummer mit sich herum und wissen gar nicht, wie leicht sie ihn loswerden können.«
»So? Habt Ihr ein Kraut dagegen, eine Medizin? Könnt Ihr mir etwas geben, um die Lust meines Mannes neu zu entfachen?«
Rupert schüttelte den Kopf. »Kräuter, Tränke, nichts dergleichen ist dafür geeignet. Ich wette, Ihr habt schon alle erdenklichen Mittel, die Euch bekannt sind, ausprobiert.«
Sie senkte wieder verschämt den Blick und nickte kaum merklich. Er beugte sich zu ihr herab und blickte ihr eindringlich in die Augen. »Ich könnte Euch helfen, aber ich werde es nicht tun. Das einfachste Mittel ist, Ihr begebt Euch zu einer dieser Huren, von denen die Stadt wimmelt, und lasst Euch erklären, wie eine Frau einen Mann befriedigen kann. Dann wird Euch auch der Mann wieder Lust schenken.«
Sie errötete zutiefst und kleine Schweißperlen standen auf ihrer Stirn. »Doch keine Lust!«, rief sie erschrocken aus. »Das wäre gegen das heilige Gebot der Kirche. Ich möchte doch nur ein Kind haben. Aber bisher…«
»Dann liegt es vielleicht an Eurem Mann, dass sein Samen taub ist?«
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Das ist nicht möglich. Er ist Witwer und seine erste Frau hat ihm vier Söhne geboren. Nein, es muss wohl an mir liegen.«
Sie senkte den Blick und Tränen rannen über ihre Wangen. Rupert wandte sich seufzend ab. Heulende Frauenzimmer waren ihm zutiefst zuwider. Die junge Frau war jedoch sehr anziehend, wenn sie auch im Augenblick einen kläglichen Anblick bot.
»Ich gebe Euch jetzt eine Tasse Tee zu trinken. Ihr werdet sehen, dass Ihr Euch danach wesentlich wohler fühlt.«
Sie nickte zum Einverständnis. Während sie den heißen Tee schlürfte, wies er Clemens an, den Garten zu bearbeiten und in den nächsten zwei Stunden nicht ins Haus zu kommen. Dann verriegelte er die Tür. Er hob sie einfach auf
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