Der schwarze Magier
Leben zu retten?«
Pontefozzi hatte sich erhoben und starrte Rupert an. Entsetzen, Angst und ein Hoffnungsschimmer standen in seinen weit aufgerissenen Augen. »Ihr würdet es wagen?«
»Ich kann Euch nicht versprechen, ob es Erfolg haben wird.«
»Habt Ihr es denn schon einmal getan?«, wollte die Hebamme wissen.
»Ja, bei einem Pferd.« Rupert wandte sich zu seiner ledernen Tasche um. »Wir sind hier zu viert. Clemens untersteht der Schweigepflicht wie ich. Und Ihr, verehrte Frau, und Ihr, Pontefozzi, werdet darüber schweigen, sonst schneide ich Euch beiden kurzerhand die Kehle durch.« Er zog die Augenbrauen zusammen und sein Blick wurde pechschwarz. Pontefozzi erschauerte und die Hebamme wollte zur Tür laufen. Mit einem harten Griff an ihre Schulter hinderte Rupert sie daran. »Hier geblieben, ich brauche Euch noch für das Kind! Und Ihr, Pontefozzi, bringt mir unverzüglich zwei Eimer mit heißem und einen Eimer mit eiskaltem Wasser. Aber es muss klar und sauber sein. Dazu alle Leinentücher, die Ihr im Hause habt. Scheucht das Gesinde weg, es darf niemand in der Nähe sein. – Clemens, Mohnsaft, Tollkirsche, Mischung vier Teile zu einem Teil. Flöße es der Frau sofort ein.«
Während Pontefozzi aus der Kammer stürzte, um das Wasser zu holen, schob Rupert die Decke beiseite und riss kurzerhand das durchschwitzte Hemd der Frau entzwei. »Warum ist sie nicht vor der Geburt gewaschen worden?«, fragte er die Hebamme unwillig.
»Gewaschen? Wozu? Wird doch alles gleich wieder blutig.«
Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu. »Die Hälfte aller Frauen stirbt im Kindbett an der Unreinlichkeit«, knurrte er.
»Es ist gottgewollt, wenn eine Gebärende stirbt«, verteidigte sich die Hebamme.
»Ach, tatsächlich? Was ist das für ein Gott, der so etwas will?«
Die Hebamme bekreuzigte sich und murmelte etwas vor sich hin. Rupert betrachtete Pontefozzis junge Gattin. Sie lag jetzt ruhig, der Puls verlangsamte sich. Er winkte Clemens heran und schob ihr Augenlid hoch. »Schau, ihre Pupille vergrößert sich. Das ist die Wirkung der Tollkirsche. Gleich wird sie nichts mehr spüren. Wenn sie beim Schneiden zuckt, flöße ihr weiteren Mohnsaft ein. Daran wird sie nicht sterben, sie hat ein gesundes Herz.«
Clemens beugte sich interessiert über das Gesicht der Wöchnerin. Aufmerksam betrachtete er die Augen der Frau, dann tastete er selbst nach dem Puls. Er ging gleichmäßig.
Pontefozzi kam mit zwei Eimern heißen Wassers in die Kammer gehastet.
»Gießt etwas davon in diese Schüssel«, sagte Rupert und begann, sich gründlich mit dem heißen Wasser die Hände zu waschen. »Ihr solltet es auch tun«, wandte er sich an die Hebamme.
»Hexerei«, knurrte sie unwirsch, aber auf seinen bitterbösen Blick hin wusch sie sich die Hände. Währenddessen reinigte Rupert den Bauch der Wöchnerin. Pontefozzi hatte die Kammer bereits wieder verlassen, um weiteres Wasser zu holen.
Aus seiner Ledertasche nahm Rupert die in Leinen eingeschlagenen Instrumente und richtete sie sorgfältig auf dem Tisch aus. Er nickte Clemens zu. »Es geht los«, sagte er leise.
Clemens hob den Kopf. »Sie ist ruhig, die Pupillen stark erweitert, der Puls sehr langsam, aber regelmäßig, die Atmung gleichmäßig.«
Vorsichtig tastete Rupert den Bauch der Wöchnerin ab. Dann setzte er das scharfe Messer an und schnitt energisch vom Nabel abwärts. Die Hebamme schrie entsetzt auf.
»Ruhe!«, herrschte Rupert sie an. Blut quoll aus der Wunde. Clemens sprang herbei und reichte Leinentücher.
»Schwamm zur Blutstillung«, forderte Rupert. »Drück die großen Blutgefäße ab.« Er warf einen missbilligenden Blick auf die Hebamme. »Setzt Euch neben den Kopf der Frau und beobachtet sie«, befahl er ihr. Mit ängstlichem Blick huschte die Hebamme um das Bett herum und hockte sich auf einen Schemel. Sie schluckte schwer.
Rupert und Clemens arbeiteten Hand in Hand. Während Clemens die Blutungen austupfte, schnitt Rupert die Bauchdecke endgültig durch. Die Därme lagen in den oberen Bauchraum gedrückt wie eine grässliche Schlange und bewegten sich bizarr wie im Todeskampf.
»Halt den Bauch auf«, murmelte Rupert. Clemens steckte seine Hände in die klaffende Öffnung und zog sie auseinander. Der gewölbte Uterus lag wie eine blutige Schweineblase vor ihm. Rupert konzentrierte sich auf die Lage des Kindes. Vorsichtig und langsam trennte er den Muskel der Gebärmutter auf, er wollte das Kind nicht verletzen. Der Muskel war sehr hart und
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