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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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aufgestellt sehe. Nichts begeistert mich mehr, als wenn der Feind vor den schnellen Reitern flieht, in deren Gefolge eine große Schar bewaffneter Männer folgt. Und mein Herz jubelt, wenn ich feste Burgen belagert und die Palisaden zerbrochen sehe. Waffen, Schwerter, Helme in Hülle und Fülle, die Schilde durchstoßen und zerstückelt. Wenn die Schlacht tobt, darf keiner mehr, der aus vornehmem Geschlecht stammt, an etwas anderes denken als daran, Köpfe zu spalten und Glieder abzuschlagen. Es ist besser zu sterben, als besiegt weiterzuleben. Ich sage Euch, weder am Essen, Trinken und Beischlaf finde ich so viel Gefallen wie daran, den Schrei ›Auf sie!‹ zu hören, der von beiden Seiten ertönt, das Wiehern reiterloser Pferde und die Hilferufe, oder daran, den Gegner sterbend ins Gras sinken zu sehen und schließlich die Toten zu erblicken, die in ihren Leibern noch die Schäfte der Lanzen mit den daran befestigten Wimpeln stecken haben.«
    Der König sprach mit genüsslichem Sadismus. »Zu Zeiten des Friedens ist das aristokratische Leben zu leicht und voll Verlockung und Versuchung zur Weichlichkeit. Die Ritter wollen beschäftigt sein.«
    Rupert schwieg. Jeder Krieg schien ihm nur eine Verschwendung von menschlichem Material und er war überzeugt, dass Gott keineswegs seine schützende Hand über die Kreuzzüge hielt.
    »Wer weiß schon, was wirklich Gottes Wille ist«, erwiderte Rupert trocken. »Etwa die Bischöfe und Pfaffen, diese verblendeten Eiferer und Prediger? Seit Christi Auferstehung war kein Jahr vergangen, da predigte auf jedem schmutzigen Marktplatz ein selbst ernannter Gottesmann seine eigene Auffassung von den Dingen des Himmels. Nächstenliebe? Ein liebender Gott? Mitnichten! Greife zum Schwert, verbreite den rechten Glauben mit Feuer und Krieg! Moses hat einst gesagt, dass Freiheit im ganzen Land und unter seinen Bewohnern herrschen solle, Freiheit war das höchste Gut des Glaubens, Freiheit der Seele, Freiheit des Geistes, Freiheit des Leibes. Und was tut die Heilige Kirche? Sie unterdrückt den Geist, legt die Seele in Ketten und foltert die Leiber ihrer Untertanen. Die Heilige Kirche verrät den Willen Gottes und damit das, wofür Jesus Christus am Kreuz gestorben ist. Denn die Heilige Kirche ist nicht Gott, sondern es sind kleinliche, eigensüchtige, engstirnige Menschen in scharlachroten Roben mit dem Bischofsstab in der Hand und dem Kruzifix als Waffe. Wer, so frage ich Euch, nimmt sich das Recht heraus zu behaupten, was Gottes Wille ist?« Er hob seine Hände und ließ die Zügel fallen. »Ich als Arzt darf nicht einmal einen Kranken mit meinen Händen heilen, will ich mich nicht versündigen, weil ich angeblich in Gottes Willen eingreife! Nicht Gott sagt mir das, sondern die Heilige Kirche! Hätte es Gott nicht gefallen, Euren Ritter Cunningham zu retten, so hätte er ihn sterben lassen und mich verdammt. Aber Cunningham lebt und ich lebe auch.« Er schwieg, während die Ritter sich schnell bekreuzigten.
    »Ihr seid ein Ketzer«, keuchte Simon de Montfort. »Die Strafe Gottes ist Euch gewiss.«
    Rupert zuckte gelassen mit den Schultern. »Ich warte.«
    Richard hatte ihm mit leisem Schaudern zugehört. Trotz alledem war er fasziniert. »Wozu braucht man dann einen König, wenn alle Menschen frei sein sollen? Es herrschte Anarchie.«
    »Das ist Eure Ansicht von der Wahrheit, Sire«, entgegnete Rupert. »Doch es gibt nicht nur eine Wahrheit. Wusstet Ihr, dass sich bereits Petrus und Paulus darüber gestritten haben, wie das Wort des Herrn auszulegen ist? Und jeder glaubte von sich, im Recht zu sein, die Wahrheit zu verkünden.« Er lachte belustigt auf. »Ob Juden, Christen, Moslems, der Streit um den einzig wahren Gott ist so unnütz wie ein Furunkel am Hintern. Wenn jeder die Freiheit hat, an seinen Gott zu glauben, und jedem anderen die Freiheit lässt, an seinen Gott zu glauben, wäre dieses ganze Unterfangen überflüssig.« Er vollführte eine ausholende Armbewegung und wies auf den unübersehbaren Zug der Kreuzfahrer. »Und es würde tausenden Menschen das Leben retten, Leben, das im Namen Gottes ausgelöscht wird.«
    »Und was mache ich mit meinen Rittern?«, lachte Richard. »Ich wäre nur der Hirte einer Schafherde, dummer, blökender Lämmer. Da bleibe ich lieber König einer Schar eiserner Krieger und fleißiger Bauern. So brauche ich nicht nur Gras zu fressen wie meine Schafe, sondern bekomme ab und zu auch mal einen saftigen Braten auf den Tisch. So gefällt mir das Leben

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