Der schwarze Magier
viel besser!« Er klopfte mit den Knöcheln seines bewehrten Handschuhs gegen seinen Helm. »Und was erwartet Ihr vom Leben, de Cazeville? Ich befürchte, Eure dunkle Vergangenheit hat eine finstere Zukunft.«
Rupert schwieg und blickte nach vorn. Seine Zukunft lag hinter dem Horizont. Wenn er auch nicht wusste, was ihn dort am anderen Ufer des Mittelmeeres erwartete, so glaubte er doch keineswegs an die viel gepriesene Überlegenheit des abendländischen Rittertums. Im Gegenteil! Die Dummheit und Intoleranz der christlichen Ritter stieß ihn ab. Das, was er in Bologna über Kunst und Wissen der Araber gelesen hatte, ließ in ihm den Gedanken nicht ruhen, dass das andere Ufer von einem fremden, doch weiter entwickelten Volk bewohnt war, das sich mit all seinen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die gepanzerten Krieger aus dem Abendland wehren würde. Und es war ihr Land, ihre Heimat, sie hatten einen wesentlichen Vorteil auf ihrer Seite.
Sein Blick ruhte nachdenklich auf Richard und er bedauerte, dass selbst Könige diesem Irrglauben folgten.
Richard bemerkte Ruperts Blick und lächelte. »Es lohnt sich, um dieses Land zu streiten«, meinte Richard versonnen.
»Sizilien? Gelüstet es Euch danach?«, fragte Rupert.
»Da streiten sich ja schon zwei. Tankred von Lecce ist der König dieses begnadeten Landes, doch Konstanze, die Gemahlin Heinrichs VI. erhebt ebenfalls Anspruch auf den Thron. Ich glaube, Barbarossa hätte es ihm, seinem Sohn, im Handstreich genommen, wenn er nicht ebenfalls auf dem Weg ins Heilige Land wäre. Nein, nein, mein Sinn steht nicht nach Sizilien. Aquitanien ist schön und ich bleibe in Poitiers. Aber es gibt noch ein anderes Problem, das mich nach Sizilien treibt – es ist Jeanne, meine jüngere Schwester. Sie ist die Gemahlin des verstorbenen Königs Wilhelm von Sizilien.« Er stockte einen Augenblick in Gedanken an die Reise, als er seine Schwester nach Südfrankreich begleitete, ihrem zukünftigen Gemahl entgegen. Wie anders war doch alles gekommen! »Als der König in Palermo starb, hat er keinen Erben hinterlassen«, setzte Richard seinen Monolog fort. »Es war abzusehen, dass es Streitigkeiten um die Nachfolge geben wird. Tankred ist ein Neffe von Wilhelm, ein verdammter Bastard. Er vereitelte, dass Konstanze, die Frau von Barbarossas Sohn Heinrich, das Erbe antrat. Doch nicht genug, dieser elende Bastard hat meine Schwester gefangen gesetzt und sich ihre Mitgift unter den Nagel gerissen. Und deshalb werde ich Sizilien besetzen, bis Jeanne frei ist und ich ihre Mitgift zurückerhalten habe. An Sizilien selbst liegt mir nichts. Es ist nur eine Etappe auf dem Weg ins Heilige Land.« Richard lächelte selbstgefällig. Er freute sich darauf, Tankred eine gewaltige Abreibung zu erteilen.
»Ihre Mitgift?«, fragte Rupert lakonisch. »Ihr braucht Geld, der Kreuzzug frisst Euer Geld wie eine Raupe die Blätter.«
»Na und? Ich werde Geld bekommen.« Ein listiges Grinsen überflog sein Gesicht, als er sich zu Rupert herüberbeugte. »Da gibt es so einen Normannenschatz…«
»Und England? Ihr seid immerhin seit einem Jahr König dieses Landes.«
»Und damit bin ich auch Euer König, lieber de Cazeville«, spottete Richard und freute sich über Ruperts saures Gesicht. »Ich schätze, Ihr missachtet jede Art von Obrigkeit, ob König, Bischof, Papst oder Gott.« Er lachte über Ruperts schweigende Zustimmung. Dann beugte er sich wieder zu ihm herüber. »Soll ich Euch mal was verraten? England interessiert mich nicht, es ist eine beschissene Insel. Nass, nebelig, voller Wälder und Sümpfe und aufsässigen Engländern. Immer, wenn ich England besuche, bekomme ich eine Erkältung. Wisst Ihr nicht ein gutes Mittel gegen diese ständig tröpfelnde Nase?«
Rupert nickte. »Haltet Euch von England fern.«
Richard lachte schallend und klatschte sich auf die Schenkel seiner Kettenhose. »Das ist ein Wort! Ich überlasse England den Beamten meines Vaters, die vertragen das Klima besser. Für mich ist dieses seltsame Land nur eine gute Einnahmequelle. Immerhin hat mein Vater allerhand Silber zusammenscheffeln können, das mir diesen Kreuzzug erlaubt. Also ist mir England teuer.« Er ließ die Zügel locker und dirigierte sein Ross nur mit den Schenkeln. Mit den Armen vollführte er eine weit ausholende Armbewegung. »Weil der Mensch doch so käuflich ist, habe ich diesen skurrilen Engländern Land und Macht verkauft, Güter, Posten, Ämter…« Er lachte. »Sie haben bezahlt und bezahlt…
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