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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht wiedergeben. Ich mußte mich erst um mich selbst kümmern. Ich wollte wissen, ob ich überlebe. Dann habe ich meiner Frau gesagt: Ruf an!«
    »Das ist doch eine ganz faule Ausrede, Herr Yan!« PP wandte sich wieder zu seiner Frau. Seine nächste Frage kam wie ein Schuß. Er hoffte, sie damit zu überrumpeln. »Es waren Triaden, nicht wahr?«
    »Was sind Triaden?« fragte sie unbeeindruckt zurück.
    »Sie kennen das Wort überhaupt nicht?«
    »Nein. Was bedeutet es?«
    »Das kann Ihnen Ihr Mann besser erklären.« Er drückte wieder Yans Schulter. »Seit wann zahlen Sie an 14K Schutzgelder?«
    Yan hob wieder seine leeren Augenhöhlen zu Peter Probst. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung.
    »Wovon sprechen Sie, Herr Kommissar?« fragte er.
    »Haben Sie sich geweigert zu zahlen?«
    »Was soll ich denn zahlen? Ich habe keine Schulden.«
    »Herr Yan, es hat keinen Sinn, sich mir gegenüber wie ein Halbidiot zu benehmen! Ich bin der Chef des Kommissariats für die Bekämpfung der organisierten Kriminalität. Mir können Sie nichts vormachen. Aber Sie können sich und vielen Ihrer Kollegen helfen, wenn Sie jetzt auspacken …«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Herr Kommissar.«
    »Jetzt sagen Sie bloß noch, Sie als Chinese wüßten nicht, was Triaden sind!«
    »Natürlich weiß ich das – aber ich habe mit ihnen nichts zu tun. Ich kenne keine Triaden.« Yan legte den Kopf zur Seite an die Hüfte seiner Frau. »Ich bin müde. Meine leeren Augen brennen. Ich möchte mich hinlegen.«
    »Verständlich. Wir bringen Sie ins Krankenhaus.«
    »Nein.«
    »Doch. Wir weisen Sie von Amts wegen ein! Aus Sicherheitsgründen. Ich befürchte, daß die Triaden Sie weiter verfolgen. Sie stehen ab sofort unter Polizeischutz.«
    »Ich bin kein Opfer der Triaden!« Yans Stimme wurde laut und kräftiger, als man es nach solchen Verletzungen vermutet hätte. Seine Frau drückte seinen Kopf an ihre Brust. Sie weinte wieder – aus Verzweiflung, aus Hilflosigkeit, aus Angst. »Ich bleibe in meinem Haus!«
    »Das sehe ich anders, Herr Yan.« PP winkte zur Tür. Zwei Sanitäter mit einer Trage kamen in den großen Wohnraum. »Und in diesem Fall ist das maßgebend. Die Polizei wird Sie schützen.«
    »Ich brauche keine Polizei!«
    »Und ich verspreche Ihnen: Wir bekommen den oder die Täter!«
    »Das glaube ich nicht.« Yan ließ sich ohne Gegenwehr von den Sanitätern aus dem Sessel heben. »Sie bekommen sie nie!«
    »Ach! Und warum nicht?«
    Jetzt habe ich ihn, frohlockte PP. Jetzt habe ich ihn endlich. Doch Yans Antwort ließ ihn wieder resignieren.
    »Warum? Weil sie unsichtbar sind – so unsichtbar wie bei mir.«
    Die Sanitäter trugen die Trage mit Yan hinaus. Seine Frau folgte ihm, noch immer seine Hand haltend.
    Als er allein im Zimmer war, sagte Peter Probst laut und aus tiefstem Herzen: »Scheiße!«
    *
    Im 13. Kommissariat ordnete man die Ermittlungsergebnisse der Mordkommission und der eigenen Erkenntnisse. Es war, wie PP sagte, beschämend und niederdrückend.
    Das ›schwächste Glied der Kette‹, Angela Yan, erwies sich als stärker denn angenommen. Sie brach nicht zusammen. Sie gehorchte ihrem Mann. Triaden waren ihr unbekannt. Sie war erst vor sechs Wochen ihrem Mann aus der Schweiz nach Deutschland gefolgt, und in der Schweiz, das klang ganz glaubwürdig, hatte sie das Wort noch nie gehört. Man hätte es ihr auch geglaubt, wenn Yan Xiang nicht schon seit sechs Jahren das Speiselokal ›Jade Garten‹ in Rappertswil gehabt hätte, das er jetzt verpachtet hatte, um in München ein neues Lokal zu eröffnen.
    »In Zürich sitzt eine sehr aktive, aber sehr stille Triadenzweigstelle, über die kaum jemand spricht«, sagte Peter Probst bei der Lagebesprechung. »Sie wird direkt von Amsterdam aus geleitet, gehört aber nicht zu der berüchtigten 14K, sondern zur Triade ›Big Circle Gang‹, die irgendwo in der Volksrepublik China sitzt und eine große Organisation mit einer bisher unbekannten Zahl von Mitgliedern in Kanada, den USA, in Saudi-Arabien, Thailand, auf den Philippinen, in Japan, Australien und Holland aufgebaut hat. Eine starke Konkurrenz für die 14K. Es kann sein, daß 14K an Yan Xiang Rache genommen hat, weil er in der Schweiz Schutzgelder bezahlt hat, sich aber in München weigert. Mag sogar sein, daß er weiter an die Schweizer Triaden bezahlt und sich bei den Münchnern darauf berufen hat. Bei den Triaden gibt es kein ›Doppelbesteuerungsabkommen‹. Jeder muß an seine Heimat-Triade bezahlen. Yan hat das

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