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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Pech, zwei ›Beschützer‹ zu haben. Er war so unklug, die 14K nicht als den mächtigeren zu erkennen. Jetzt weiß er es! Und Frau Yan weiß es auch. Sie wird schweigen wie alle Betroffenen, weil sie die Methoden der Triaden kennt. Mit anderen Worten«, PP hieb mit der Faust auf den Tisch, »wie beim Mord im Olympia-Park: Wir glotzen in ein schwarzes Loch! Eins bleibt aber festzustellen: Die 14K handelt jetzt noch schneller und brutaler als bisher.«
    Die Berichte in den Zeitungen und im Fernsehen am nächsten Tag scheuchten die Bevölkerung für kurze Zeit auf. Aber wirklich nur kurz – erstens waren die Opfer Fremde, Ausländer, Chinesen gar, und zweitens hatte Boris Becker ein Tennismatch verloren. Das erregte das deutsche Volk viel mehr. Der Held auf dem Tennisplatz war das Herzblatt der Nation – ein toter Chinese mehr oder weniger fiel nicht ins Gewicht. Es gab ja 1,3 Milliarden Chinesen. Und wenn die sich gegenseitig umbringen wollen, ist das ganz allein ihre Privatsache.
    Eine Wirkung hatte der Bericht über den Mord in Harlaching aber doch: Es meldeten sich zwei Gäste des ›Lotos‹. Lutz Benicke rief sofort PP an, und zusammen nahmen sie das Protokoll der Aussagen auf.

Ich heiße Eberhard Drängler, gab der erste zu Protokoll. Bin von Beruf Architekt. 39 Jahre alt. Wohnhaft in Harlaching. Ich bin seit Eröffnung des ›Lotos‹ Stammgast, weil es dort ein vorzügliches Essen gibt und auch das Ambiente stimmt. An diesem Abend war ich zusammen mit Herrn Fritz Schmeltzer der letzte Gast. Wir wollten nur noch unser Bier austrinken und dann gehen. Das Lokal macht meistens gegen elf Uhr zu. Kurz bevor wir aufbrechen wollten, kamen noch zwei Männer in das Lokal: ein mittelgroßer Asiate, sicherlich ein Chinese, und ein Deutscher. Er war groß, trug einen schwarzen Anzug und sah sehr elegant aus. Er hatte weiße, etwas gelockte Haare und machte einen seriösen Eindruck. Sie sprachen mit dem Kellner. Was, das konnten wir nicht hören. Wir standen dann auf und gingen. Die beiden Herren sprachen da noch mit dem Kellner.
PP:
Ist Ihnen etwas an den beiden Herren aufgefallen?
Drängler:
Nichts Besonderes. Doch ja – der Weißhaarige hinkte stark. Er könnte eine Beinprothese tragen. Der Chinese hatte nichts Auffälliges an sich.
PP:
Die beiden Herren blieben also noch?
Drängler:
Ja. Aber da um elf geschlossen wird, müssen sie dann auch gegangen sein. Auf keinen Fall sahen sie aus wie Mörder. Eher wie Geschäftsleute.
PP:
Wie hat sich der Kellner Jing Xing benommen?
Drängler:
Wie immer. Sehr höflich. Jing Xing mochten wir alle. Er war ein guter Kellner. Sein Tod hat uns erschüttert. Wer sollte ein Interesse daran gehabt haben, ihn zu ermorden? Wozu? Ist was aus dem Lokal gestohlen worden? Die Abendkasse?
PP:
Nichts! Alles Geld war noch da. Es war also mit Bestimmtheit kein Raubüberfall.
Drängler:
Dann stimmt es, was in der Zeitung steht – das mit der chinesischen Mafia? Den Triaden?
PP:
Wir wissen es noch nicht. Wir danken Ihnen, Herr Drängler.
Protokoll Herr Fritz Schmeltzer:
Ich heiße Fritz Schmeltzer, 41 Jahre alt, von Beruf Exportkaufmann, verheiratet, zwei Kinder. Wohnhaft in Harlaching. Ich kann alles bestätigen, was Herr Drängler ausgesagt hat. Genau so war es. Ein Chinese und ein weißhaariger Deutscher kamen herein, und wir gingen fünf Minuten später hinaus. Ja, der Deutsche hinkte. Sonst weiß ich nichts mehr.
PP:
Es können also verspätete Gäste gewesen sein?
Schmeltzer:
Nach meiner Ansicht – sicherlich. Mörder sehen anders aus.
PP:
Wie müssen denn Mörder aussehen?
Schmeltzer (verlegen):
Das weiß ich nicht, Herr Oberrat. Aber so der erste Eindruck.
PP:
Und der Chinese?
Schmeltzer:
Elegant wie der Deutsche.
PP:
Sind Sie sicher, daß es bei Ihrem Weggang 23 Uhr war?
Schmeltzer:
Ja, genau! Ich sagte noch zu Herrn Drängler: »Gehen wir jetzt. Es ist elf Uhr – der Jing Xing will auch ins Bett nach so einem heißen Tag.«
PP:
Heißer Tag! Haben Sie sich nicht gewundert, daß beide Herren schwarze Anzüge trugen?
Schmeltzer:
Nein. Warum? Sie konnten ja aus dem Theater kommen, aus der Oper oder so und noch auf ein Bier dort hingegangen sein. Das machen viele Bekannte von uns.
PP:
Ich danke Ihnen, Herr Schmeltzer.
Ende des Protokolls.

    Peter Probst legte die Protokolle zurück auf seinen Tisch, nachdem er sie seinen Mitarbeitern vorgelesen hatte. Als er aufblickte, sah er in verlegene Gesichter. Er nickte.
    »Ihr habt recht, wenn ihr jetzt rumsitzt wie eine Jungfrau, der man das

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