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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gewehrt, ich habe nur mein Gesicht geschützt, als sie mich traten.«
    »Wir müssen röntgen. Das sieht böse aus. Nicht der Oberschenkel, aber das Schienbein. Daran wirst du noch lange zu knacken haben. Wann war der Überfall?«
    »Gestern nacht.«
    »Und da kommst du erst jetzt?« schrie Dr. Freiburg. »Haben sie dir doch ins Gehirn getreten? Warum hast du nicht sofort angerufen? Man kann dich nicht allein lassen, je älter du wirst, um so dämlicher wirst du! Kannst du die vier Meter bis zum Röntgenraum noch gehen?«
    »Ich will's versuchen.«
    Dr. Freiburg stützte Rathenow wieder, und sie schwankten in das Röntgenzimmer, wo sich Rathenow auf den Tisch legte. In seinen Augen standen Tränen, so schmerzte das Schienbein. Freiburg senkte das Röntgengerät auf Rathenows Bein. Dann legte er einen Bleischutz über seinen Unterleib.
    »Erzähl weiter.«
    »Da ist nichts mehr zu erzählen. Als sie mich ausgeraubt hatten, sind sie weggelaufen. Es war dunkel – ich kann sie nicht einmal beschreiben. Jung waren sie, das weiß ich. Einer trug eine lederne Motorradjacke. Der andere, glaube ich, Jeans und Cowboystiefel.«
    »Wenigstens etwas! Vielleicht kann die Polizei was damit anfangen.«
    »Polizei? – Keine Polizei! Ich mache keine Aussage.«
    »Bist du närrisch? Natürlich zeigen wir den Überfall an.«
    »Nein! Wozu? Sie finden die Burschen doch nicht. Das kann ich mir sparen.«
    »Du wirst immer wunderlicher.« Dr. Freiburg stellte den Röntgenstrahl ein und schob die Röntgenplatte unter Rathenow in das Fach. »Es dauert eine Sekunde. Bitte, bleib still liegen.«
    Dr. Freiburg verschwand hinter der Schutzwand, es summte eine Sekunde lang, dann war wieder Ruhe.
    »Vorbei!« Freiburg ging hinüber zum Schnellentwickler. »Das war alles. Gleich sehen wir deinen Knochen.«
    Der Schnellentwickler gab das Röntgenbild heraus, und Dr. Freiburg spannte es vor den Leuchtkasten. »Junge, hast du ein Glück gehabt!« sagte er dann. »Keine Splitterung. Nur eine gewaltige Prellung, die aber immerhin eine Knochenhautentzündung nach sich ziehen kann. Dann hörst du die Englein singen. Das müssen wir verhindern. Du legst dich ins Bett, machst kalte Alkoholumschläge – um das Schienbein, nicht in der Kehle! –, bekommst abschwellende Mittel, und du bleibst im Bett liegen, bis ich sage: Erhebe dich, du Götterliebling! Für das Riesenhämatom am Oberschenkel bekommst du eine Heparinsalbe – die löst den Blutstau unter der Haut auf.«
    »Und wie lange muß ich liegen?«
    »Mindestens eine Woche. Bis feststeht, daß dein Schienbein keine Faxen macht.«
    »Das kann ich nicht. Ich kann nicht eine Woche lang im Bett liegen.«
    »Du mußt, Hans. Was du auch geplant hast – sag alles ab!«
    »Das geht nicht.«
    »Du bist Anthropologe und Schriftsteller und kein Industrieller, der Millionenaufträge hereinholen muß. Du verlierst nichts, wenn du eine Woche lang ins Bett furzt.«
    »Das kannst du nicht beurteilen!«
    »Ich kann als Arzt beurteilen, was passiert, wenn du dein Schienbein jetzt nicht schonst. Du bist selbst mit dem Auto gekommen? Ja, bist du denn wahnsinnig? Ich lasse dich nach Hause bringen, und deinen Wagen fahre ich dir morgen in die Garage.«
    Dr. Freiburg machte Rathenow den ersten Alkoholwickel. Er kühlte wundervoll und überdeckte mit seiner Kälte für eine Weile das Brennen im Bein. Rathenow sah seinen Freund dankbar an.
    »Das tut gut«, sagte er. Seine Stimme war jetzt klarer.
    »Wer kümmert sich eigentlich um dich?« Dr. Freiburg griff zum Telefon. »Du bist allein, das weiß ich. Zweimal wöchentlich eine Putzfrau. Wer kocht für dich? Du bisher für dich selbst! Das geht jetzt nicht mehr! Du mußt liegen. Hans, ich schicke dir eine Pflegerin. Heute noch. Eine examinierte Krankenschwester. Blond, 26 Jahre, Figur wie eine Kurvenstrecke, Beine bis zum Hals. Macht sonst nur Altenpflege – ist also richtig für dich.«
    »Drecksack!«
    »Du tust mir unrecht. Laß sie mal erzählen. Irene heißt sie. Ihre pflegebedürftigen Greise sind schärfer als ein junger Bursche! Aber sie ist eisern wie ein Panzer. Versuch es also erst gar nicht. Ihr Verlobter ist übrigens Kesselschweißer und kann Judo.«
    »Das ist mir doch alles scheißegal. Ich will so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen.«
    Ein Krankenwagen brachte Rathenow nach Grünwald zurück, zwei Sanitäter trugen ihn bis ins Schlafzimmer und wollten ihn sogar ausziehen. Er beteuerte, das könne er noch selbst, gab jedem Sanitäter zwanzig

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