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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einmal am Flughafen. Du Rindvieh, da hättest du schon alles begreifen müssen. Denk nicht mehr daran!
    Rathenow schickte kein Fax mehr, er rief auch nicht mehr an. Er vergrub sich in seine Arbeit. Am Tag hatte er eine Zugehfrau, die sich um ihn kümmerte. Abends aß er in den umliegenden Wirtschaften und Biergärten oder machte sich selbst ein belegtes Brot.
    Seine Schutzgeldtouren machte er jetzt allein. Er hatte keine Schwierigkeiten. Alle zahlten pünktlich und ohne, daß er Druck ausüben mußte. Ninglin hatte durch seine Aktionen dafür gesorgt, daß überall, wo Rathenow erschien, die Angst mit ihm das Lokal betrat.
    Min Ju war sehr zufrieden. Das Experiment schien gelungen zu sein. Er berichtete es dem Gao Lao in Hongkong. Es brachte ihm großes Lob ein, was Min Ju sehr ehrte.
    Ninglin aber wurde dadurch nicht arbeitslos. Er reiste zu den anderen Familien nach Regensburg, Passau, Bamberg, Nürnberg und Würzburg und führte gewissenhaft seine Aufträge aus. In Nürnberg wurde ein chinesischer Gastwirt mit abgehackten Armen gefunden – er war verblutet. In Regensburg wurde ein Drogenkurier, der zweihundert Gramm Heroin auf eigene Rechnung verkauft hatte, mit einem Auto dreimal überfahren und dann erschossen. Im Wald eines kleines Ortes in Oberfranken fand die Polizei einen Chinesen, dessen abgehackten Kopf man zwischen seine Beine gelegt hatte. Der Tote hatte am Rande des kleinen Ortes, in der Nähe einer Autobahnabfahrt, eine romantisch gelegene Villa gemietet und dort einen Freizeitclub gegründet, der nichts anderes war als ein feudales Bordell, in dem nur exotische Mädchen arbeiteten. Der Chinese verdiente Unsummen. Irgendwann mußte er wohl den Kopf geschüttelt haben, als ein Cho Hai ihm empfahl, Schutzgeld an 14K zu zahlen. Nun schüttelte er den Kopf nicht mehr … er lag zwischen seinen Beinen.
    Die Kriminalpolizei der betroffenen Städte stand wie immer vor einer Wand des Schweigens. Man war sich klar darüber, daß es Triadenmorde waren, man verhaftete Verdächtige, aber bei jedem Verhör mußten die Kripobeamten am Ende die Akten schließen und den Verhörten mangels Beweisen wieder laufenlassen. Es war zum Verzweifeln.
    Peter Probst im 13. Dezernat hörte kaum noch etwas, das die Schutzgelderpressung betraf. Dafür wuchs die Kriminalität mit gefälschten Kreditkarten, ein neuer Zweig der Triaden, der vielversprechender war. Die Kreditkarten waren so vollkommen gefälscht und von gestohlenen Kreditkarten abgekupfert, daß der Betrug erst sichtbar wurde, wenn die Konten der wahren Inhaber belastet wurden. Für die Triaden eine leichte Arbeit. Sie hatten mit einer Anzahl von China-Lokalen ein Abkommen getroffen, daß man jede Kreditkarte, mit der bezahlt wurde, fotokopierte. In einer Werkstatt wurde dann in die bereits gedruckte Karte Name und Nummer eingestanzt und dann mit einem Laminator in den Plastik-Überzug eingeschweißt. Eine erstklassige Arbeit!
    »Was ist los?« fragte PP bei einer seiner Besprechungen mit seinen Beamten. »An der Schutzgeldfront tut sich gar nichts mehr. Alle Observationen sind negativ. Nirgendwo taucht mehr ein verdächtiger Kassierer auf. Aber bei den Kreditkarten rollt eine Lawine auf uns zu. Es gibt keine Strafaktionen gegen China-Wirte mehr, alle leben in schönster Eintracht mit den Triaden – zum Teufel, wer treibt denn jetzt die Schutzgelder ein? Werden sie neuerdings auf ein Postscheckkonto überwiesen? Hat sich 14K umorganisiert? Sitzt ihnen der Russe im Nacken? Die Russen-Mafia gewinnt immer mehr an Boden, vor allem im Drogen- und Bordellgeschäft. Und jeden Tag werden von ihnen Autos geklaut und ruck, zuck in die Oststaaten gebracht. Aber was die Schutzgelder anbelangt, herrscht Ruhe. Mit welchen Tricks arbeiten die Schlitzaugen? Dafür nehmen die ›Strafmaßnahmen‹ im Umland zu. Ich glaube, wir gehen ›herrlichen Zeiten‹ entgegen. Und auch unsere V-Männer stehen dumm herum – keiner hat eine Ahnung! Da läuft ein ganz dickes Ding.«
    Der ›Versuch Bai Juan Fa‹ war also gelungen. In den anderen ›Drachenstädten‹ Hamburg, Stuttgart, Berlin und Köln arbeiteten die Daih-Lohs an eigenen Modellen nach dem Muster München. Min Ju, fröhlicher und gesünder als je zuvor, umarmte Rathenow und drückte ihn jedesmal an seine Brust, wenn er abrechnete und die Geldscheine auf den Tisch legte.
    »Ich habe gewußt, daß du ein großer Mann wirst, gleich beim erstenmal, als ich dich sah. Bereust du noch immer, daß du unser Bruder geworden

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