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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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streckte die Hand aus.
    »Papiere!« befahl er kurz.
    Liyun hatte das Fenster heruntergekurbelt und reichte ihm die Unterlagen hinaus. Der Leutnant warf nur einen kurzen Blick darauf und nickte zu Rathenow hinüber.
    »Wer ist das?«
    »Ein berühmter Gast aus Deutschland, ein VIP, den die CITS betreut. Wir fahren nach Dali, dann weiter nach Lijiang und hinauf zu den Mosuo an den Lugu-See.«
    Rathenow gab Liyun seinen Paß und den Brief, sie reichte sie weiter an Luo, der das Schreiben und die Ausweispapiere sehr genau durchlas. Die Stempel aus Beijing und der Name des stellvertretenden Kulturministers machten keinen Eindruck auf ihn. Beijing ist weit … hier ist Yunnan! Weiß man, ob nicht alles Fälschungen sind? Es ist ja bekannt, daß die Heroinbosse mit gefälschten Pässen reisen, und besonders verdächtig sind da die Ausländer. Sie kommen an jeden Paß heran, es ist nur eine Frage des Geldes. Und Geld haben sie genug.
    Leutnant Luo steckte die Papiere in seine Uniformtasche.
    »Aussteigen!« befahl er.
    »Warum?« Liyun sah ihn entgeistert an. »Sie sehen doch, daß Herr Rathenow ein berühmter Mann ist.«
    »Aussteigen!« Die Stimme wurde schärfer. Zwei Soldaten rissen die Türen auf und winkten energisch.
    »Was wollen sie?« fragte Rathenow.
    »Wir sollen aussteigen.«
    »Nun, steigen wir aus. Nur keine Komplikationen.« Rathenow verließ das Auto, und Liyun folgte ihm widerwillig. Auch Ying stieg aus, spuckte auf die Straße und lehnte sich dann ergeben an den Kühler. »Fragen Sie den Offizier, was er von uns will.«
    Liyun sprach mit Luo. Eine laute Unterhaltung, die sich wie ein Streit anhörte.
    »Er will den Wagen untersuchen«, sagte sie wütend. »Einen Wagen des CITS! Das gibt eine Beschwerde! Leider nützt sie wenig! Das Militär hat Sonderrechte.«
    Unterdessen hatten zwei Soldaten den Toyota besetzt und durchsuchten ihn. Sie beließen es nicht bei der üblichen Kontrolle, sondern nahmen sogar die Sitze heraus, montierten das Reserverad ab, krochen unter das Auto und untersuchten die Achsen. Rauschgift kann man überall verstecken.
    Leutnant Luo wickelte die Opiumpfeife aus dem Seidenpapier – es war der erste Fund, den ein Soldat ablieferte.
    »Woher?« fragte er und hielt die Pfeife hoch.
    »Auf dem Markt in Nan Hua gekauft«, sagte Liyun.
    »Auf dem Markt!« Es klang spöttisch. Luo schnupperte an dem Pfeifenkopf. Der süße Duft des Opiums wehte ihm in die Nase. »Daraus ist vor kurzem noch geraucht worden.«
    »Unmöglich! Die Pfeife ist über hundert Jahre alt!«
    »Aber nicht der, der sie geraucht hat! Fragen Sie den Herrn Ausländer, woher er das Opium hat!«
    »Er hat nie Opium gehabt.«
    »Können Sie das beweisen?«
    »Ja, er ist erst seit zwei Tagen in China.«
    »Aha! Dann hat er sie gestern noch geraucht.«
    »Wir haben die Pfeife vor zwei Stunden erst gekauft.«
    »Wer soll das glauben? Beweise!« Luo gab die Pfeife an einen der Soldaten weiter. »Wir werden das untersuchen! Auf dem Markt, haha!« Er straffte sich und hob die rechte Hand. »Folgen Sie uns! Sie sind verhaftet!«
    »Das ist verrückt!« schrie Liyun. Ihre Stimme war schrill geworden. »Sie wollen einen vom Ministerium bevorzugten Gast aus Deutschland verhaften?«
    »Ob Deutschland, Amerika oder Japan – Drogenhändler sind international.«
    »Drogenhändler? Herr Rathenow soll ein Drogenhändler sein? Welch ein Wahnsinn!«
    »Das werden wir überprüfen. Sie kommen mit in die Kaserne von Midu.«
    »Was sagt er?« fragte Rathenow. Ihm fiel die zitternde Erregung von Liyun auf. In dem Augenblick, als Luo an dem Pfeifenkopf schnupperte, hatte er schon geahnt, daß es Schwierigkeiten geben würde.
    »Wir sind verhaftet!« Liyuns Stimme schwankte vor Empörung. »Er verdächtigt Sie, Opium geraucht zu haben! Ich werde in Midu sofort mit unserem Reisebüro telefonieren. Ausgerechnet Sie behandelt man so …«
    »Irgendwie hat der Offizier aber recht.«
    Liyun starrte Rathenow verständnislos an. Sie war einfach sprachlos. Endlich fragte sie: »Was meinen Sie damit?«
    »Im Pfeifenkopf ist noch der Geruch von Opium.«
    »Natürlich.«
    »Frisches Opium! Nicht hundert Jahre alt.«
    »Woher … woher wissen Sie das?«
    »Man riecht es. Ich habe es auf dem Markt sofort gemerkt.«
    »Und Sie haben mir nichts gesagt? Herr Rathenow, wir werden in große Schwierigkeiten kommen. Natürlich wird man den alten Mann auf dem Markt nie finden, und man wird behaupten, daß Sie geraucht haben oder die Pfeife sogar aus Europa

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