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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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behalten.«
    »Darum geht es jetzt nicht mehr.« Liyun schüttelte wild den Kopf, ihre langen schwarzen Haare wehten über ihr Gesicht. »Sie müssen beweisen, daß Sie keine Drogen genommen haben.«
    »Das ist doch einfach.«
    »So? Wie denn?«
    »Ich habe nie Drogen genommen! In meinem ganzen Leben nicht! Das kann ich beschwören!«
    »Schwören! Was bedeutet schon ein Schwur? Man wird Sie auslachen und als Gegenbeweis die Pfeife hinhalten! Mein Gott, warum haben Sie mir auf dem Markt nicht gesagt, was Sie gerochen haben? Ich hätte die Pfeife sofort zurückgegeben!«
    »Ich nicht! Darum habe ich ja den Mund gehalten. Ich bin mir keiner Schuld bewußt.«
    »Aber für Leutnant Luo sind Sie schuldig.«
    »Luo ist ein Idiot.«
    »Das mag stimmen, aber er hat die Macht, uns zu verhaften! Unser ganzer Reiseplan kommt durcheinander. Bis man seinen Irrtum zugibt, kann es Tage dauern … wenn man es zugibt, denn: Ein chinesischer Offizier irrt sich nicht! Er verliert sonst sein Gesicht. Ich sage es Ihnen voraus: Es wird schwierig werden.«
    »Ihre CITS-Zentrale wird helfen. Im Notfall die deutsche Botschaft.«
    »Darauf hoffen Sie bloß nicht! Man wird Ihre Botschaft gar nicht unterrichten. Das regelt das Militär allein. Oder glauben Sie wirklich, man will diplomatische Aktivitäten wegen einer dummen Opiumpfeife?«
    »Wenn mir Unrecht geschieht, muß das bereinigt werden.«
    »Ihnen geschieht kein Unrecht. Sie haben eine Opiumpfeife, aus der geraucht worden ist. Vor kurzem noch! Nach chinesischem Recht sind Sie schuldig.«
    »Liyun! Jetzt sprechen Sie wie der hirnlose Leutnant.«
    »Ich sage Ihnen nur, was Sie erwarten könnte! Aber ich habe noch die Hoffnung, daß dieser Oberst Dong Tingzao vernünftiger ist als Luo. Doch selbst wenn … wir werden heute Dali nicht mehr erreichen! Wir werden in der Kaserne von Midu bleiben müssen.«
    »Wir können doch auch in der Nacht nach Dali fahren. Die Hotelzimmer sind ja bestellt.«
    »Nein.«
    Rathenow blickte Liyun verständnislos an. »Wir haben in Dali kein Hotel?«
    »Ein Hotel haben wir, aber wir können nicht nachts fahren.«
    »Gibt es hier ein Nachtfahrverbot?«
    »Das nicht, aber Ying fährt nicht in der Nacht – er hat Angst vor den bösen Geistern.«
    »Was hat er? Angst? Böse Geister? Das ist doch Unsinn!«
    »Für Ying nicht. Er behauptet, er hätte auf einer Nachtfahrt nach Chengdu den ›Geist der kalten Winde‹ gesehen und später den ›Dämon der verfluchten Seelen‹. Seitdem weigert er sich, nachts zu fahren.«
    »Das ist doch nur eine Ausrede für seine Faulheit. Mit solchen Tricks drückt er sich.«
    Bis dahin hatte Luo ruhig zugehört, obwohl er kein Wort verstand. Jetzt griff er ein.
    »Was sagt der Fremde?« fragte er herrisch.
    »Herr Rathenow sagt, daß er unter chinesischer Gastfreundschaft etwas anderes versteht als die Behandlung, die er hier erfährt. Er wird darüber in europäischen Zeitungen schreiben.«
    »Was geht mich Europa an!« Luo Huanqing, der schneidige Leutnant, winkte wegwerfend mit der Hand. »Hier geht es um Drogen. Wir kämpfen dafür, daß China ein sauberes Land bleibt! Oder sind Sie anderer Ansicht, Genossin?«
    »Natürlich nicht.«
    »Also – was wollen Sie? Geben Sie endlich ihren Widerstand auf!«
    Einer der Soldaten, der auf der linken Seite der Straße auf einem kleinen Steinhügel stand und sie mit einem Fernglas kontrollierte, hob den linken Arm.
    »Genosse Leutnant«, schrie er, »es kommen zwei Polizeiwagen!«
    »Sehr gut!« Luo schien froh zu sein, jetzt die Verantwortung abgeben zu können. »Die Polizei kann sie nach Dali bringen. Sie ist die richtige, die zuständige Behörde. Sie wollten doch nach Dali?« Seine Stimme wurde spöttisch, und er lächelte sogar. Zum erstenmal. »Nun kommen Sie hin, sogar unter Polizeischutz!«
    Die beiden Polizeiwagen, Geländefahrzeuge aus russischer Produktion und geliefert, als zwischen der Sowjetunion und China noch Freundschaft herrschte, näherten sich in schneller Fahrt der Militärsperre. Drei Soldaten Luos standen auf der Straße und winkten. Halt! Halt! Genossen, hier gibt's Arbeit …
    Aber die Polizisten dachten nicht daran, die Geschwindigkeit zu vermindern oder gar anzuhalten. Mit heulenden Sirenen preschten sie heran. Die Soldaten sprangen zur Seite und gaben die Straße frei. Sie sind in einem wichtigen Einsatz, dachte Luo.
    Als die beiden Polizeiwagen auf gleicher Höhe mit den Soldaten waren, gaben sie noch mehr Gas; gleichzeitig hoben die Insassen plötzlich

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