Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
mitgebracht haben, um hier Opium auf seine Reinheit zu prüfen. Und um Drogen zu kaufen.«
    »So dämlich kann doch keiner sein!«
    »Sagen Sie das mal einem chinesischen Offizier! Sie kommen sofort vor ein Militärgericht!«
    »Da wird die deutsche Botschaft in Beijing eingreifen.«
    »Das kann lange dauern. Bis dahin werden Sie in einem Gefängnis sitzen. Wissen Sie, was ein chinesisches Gefängnis bedeutet?«
    »Ich ahne es.« Rathenow sah hinüber zu Leutnant Luo. Er sprach mit seinen Soldaten, die natürlich nichts mehr gefunden hatten. Aber der Toyota war fast in seine Bestandteile zerlegt. Ying stand neben seinem Wagen und grunzte, als einer der Soldaten zu ihm sagte: »Du kannst ihn wieder einräumen.«
    »Wer ihn auseinandergenommen hat, kann ihn auch wieder zusammensetzen«, antwortete Ying. Der Soldat trat in drohender Haltung näher.
    »Widersprich nicht. Tu, was man dir befiehlt!«
    »Hast du mir etwas zu befehlen? Ein Scheißer bist du! Ein aus dem Hals stinkendes Großmaul! Ein in der Hose gebliebener Furz!«
    Der Soldat starrte Ying an und schien nicht zu begreifen, was er gehört hatte. So etwas gab es nicht, so etwas hatte man noch nie erlebt, jemand stellt sich hin und verhöhnt das Militär! Ein Bauernlümmel spuckt gegen die Elite des Volkes!
    Der Soldat hob seine Maschinenpistole, um Ying den Kolben an den Kopf zu schlagen. Aber Luo, der sich zufällig umdrehte, verhinderte das. »Laß das!« schrie er. »Soldat Xu Maolin, tritt drei Schritte zurück!«
    »Er hat mich beleidigt, Genosse Leutnant!« rief Xu empört.
    »Das werden wir alles in der Kaserne von Midu klären. Fertig machen zum Abrücken!«
    Ying hatte sich dazu entschlossen, doch den Wagen wieder in Ordnung zu bringen und sich nicht länger zu wiedersetzen. Er wußte: Sie waren immer die Stärkeren. Wer in China eine Uniform trägt, wird und muß respektiert werden. Ein Uniformträger ist ein Privilegierter! Die Uniform allein schon hebt ihn von der übrigen Menschheit ab. Wer eine Uniform beleidigt, den trifft die ganze Härte des Gesetzes.
    Zunächst stellte Ying seinen Vogelkäfig mit dem schönen schwarzen Kampfvogel an den Rand der Straße und begann, die Sitze wieder in die Halteschienen zu montieren. Das dauerte natürlich eine Zeitlang. Da half kein Schimpfen von Leutnant Luo und keine Drohung des Soldaten Xu Maolin. Je mehr man Ying antrieb, um so langsamer arbeitete er, und als er sagte: »Genossen, wenn ihr es schneller könnt, dann greift mit zu!«, ließ man ihn in Ruhe.
    Unterdessen verhandelte Liyun noch einmal mit Leutnant Luo Huanqing. Sie wies auf das Empfehlungsschreiben des Ministeriums hin, auf die hohe Stellung des Gastes und die ihm eingeräumten Sonderrechte, aber Luo entgegnete mit der Sturheit eines diensteifrigen Offiziers: »Wie dem auch sei, Genossin: Wie will man in Beijing wissen, ob der Fremde Opium raucht oder nicht? Kann man ihm das ansehen? Kann man nicht auch ein Ministerium täuschen? Laufen nicht genug Gauner mit weißem Kragen herum? Das sind die Schlimmsten! Die Ehrenmänner, die in Wirklichkeit das Volk betrügen! Was wissen Sie von dem Fremden? Daß er ein berühmter Gelehrter ist und erfolgreich Bücher schreibt in Europa, in Deutschland. Was bedeutet das schon? Viele Künstler sind drogensüchtig, das weiß man doch. Und aus dieser Opiumpfeife, die wir bei ihm gefunden haben, ist noch vor kurzem geraucht worden. Das riecht man!«
    »Aber nicht von Herrn Rathenow!« rief Liyun.
    »Können Sie das beweisen?«
    »Ich wiederhole es zum hundertsten Mal: Wir haben die Pfeife vor einigen Stunden auf dem Bauernmarkt von Nan Hua gekauft.«
    »Das behaupten Sie! Wer kann das bezeugen?«
    »Wen Ying, unser Fahrer.«
    »Wen Ying haben wir verhört – er weiß von nichts. Er hat am Wagen gewartet.«
    »Das stimmt.«
    »Na also!«
    »Aber wir gingen ohne Pfeife zum Markt und kamen mit Pfeife zurück, das kann er bezeugen.«
    »Wen Ying ist kein guter Zeuge, er ist überhaupt kein Zeuge! Er lügt, weil er im Dienst des CITS ist! Er würde alles beschwören! Deshalb nehmen wir Sie mit zur Kaserne. Dort wird sich alles klären. Der Genosse Oberst Dong Tingzao wird das entscheiden oder eine Klage weitergeben! Wir lassen uns nicht täuschen! Wir sind hier nicht in Beijing!«
    Liyun und Leutnant Luo stritten sich noch eine Weile herum, bis Rathenow zu ihnen trat.
    »Es hat doch keinen Sinn, Liyun«, sagte er einsichtig. »In der Kaserne wird sich alles aufklären. Von mir aus sollen sie die verdammte Pfeife

Weitere Kostenlose Bücher