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Der Schwarze Phoenix

Titel: Der Schwarze Phoenix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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den Titel, »Die Blutslinie der Familie Ripper«, wobei er nicht umhin kam festzustellen, dass es von einem gewissen »A. Blake« verfasst worden war. Er schlug es auf und begann zu lesen:
    Sollte jemand den Wunsch verspüren, den verschlungenen Pfaden des Stammbaums der Familie Ripper zu folgen, so ist es unabdingbar, dass er zunächst etwas über die Blutnachfolge erfährt, jenen Ritus, durch den der nächsteFürst von Darkside bestimmt wird. Die Blutnachfolge wurde unter dem ersten Fürsten von Darkside, Jack the Ripper, eingeführt, der in seiner diabolischen Weisheit verfügt hat, dass seine Kinder bis zum Tode miteinander kämpfen sollten, um festzustellen, wer von ihnen der Würdigste sei.
    Der Sieg konnte mit allen Mitteln errungen werden, mit Anstand oder mit List, solange nur eine Regel beachtet wurde: Die Schlacht musste nach Jacks Tod in Lightside geschlagen werden. Dies diente dazu, dass der neue Ripper der Entstehung Darksides infolge ihrer Verbannung aus London durch die schwächlichen und ängstlichen Lightsider gewahr wurde.
    Um zu verhindern, dass bereits vor seinem Tode ein erbitterter Krieg ausbrach, verfügte Jack des weiteren, dass seine Nachkommen unter falschen Namen in Darkside leben und schwören müssten, ihre wahre Identität bis zum Tage der Nachfolge geheim zu halten.
    Nachdem Jack schließlich im Alter von siebenundsiebzig Jahren dahingeschieden war, gaben sich seine Söhne George und Albert der Bestimmung folgend zu erkennen und reisten nach Lightside, um miteinander zu kämpfen. Zu dieser Zeit wütete ein fürchterlicher Krieg in London und beide Ripper gerieten in einen Bombenangriff. George überlebte jedoch undkehrte zurück, um seinen Platz auf dem Thron von Darkside einzunehmen.
    Dreißig Jahre später trat Thomas die Nachfolge seines Vaters an, nachdem er infolge einer aufreibenden Vierer-Schlacht tagelang dem Tod näher gewesen war als dem Leben. Seit dieser Zeit hat seine mit eiserner Hand geführte Regentschaft nur dazu gedient, den Wert dieser Blutnachfolge herauszustellen.
    Es regnete nun stärker. Die Droschke war in die Hauptstraße eingebogen, in der die Bürgersteige belebter und von Lärm erfüllt waren. Abgelenkt von den auffälligen Gewändern und den lautstarken Beschimpfungen, klappte Jonathan das Heftchen zu und stopfte es in seine Hosentasche.
    Das »Mitternacht« befand sich im Keller eines großen Gebäudes auf der Nordseite der Hauptstraße. Der Eingang lag versteckt hinter einem schmiedeeisernen Geländer am Ende einer Steintreppe. Passanten, die zufällig vorbeikamen, bemerkten seine Existenz nicht, und genau das mochten seine Gäste.
    Als die Droschke anhielt, wachte Carnegie mit einem Ruck auf, rückte seinen Hut zurecht und blickte sich um. Er beugte sich aus dem Fenster und warf dem Fahrer ein paar Münzen zu.
    »Stimmt so«, bellte er.
    Der Fahrer betrachtete sein mageres Trinkgeld und wollte gerade etwas erwidern, als er es sich beim Anblick der massigen Gestalt des Detektivs offensichtlichanders überlegte. Stattdessen trieb er die Pferde an und galoppierte über die Hauptstraße.
    Als sie die Treppe hinunterstiegen, legte Carnegie seine Hand warnend auf Jonathans Schulter.
    »Es ist stockfinster da drinnen. Du wirst absolut nichts sehen können. Das bedeutet, dass du dich darauf verlassen musst, dass ich die Augen für dich offen halte. Wenn es etwas gibt, womit Wölfe kein Problem haben, dann ist es Dunkelheit. Also bleib bei mir, lass mich das Reden übernehmen und versuche, dich nicht in Schwierigkeiten zu bringen, in Ordnung?«
    Jonathan nickte mürrisch.
    »Einverstanden. Lass uns gehen.«
    Am Ende der Treppe befand sich eine schwere Holztür, neben der auf einer Kupfertafel der Name der Kneipe stand. Hinter dem Eingang führte ein Flur zu einer zweiten Tür, die sich nicht öffnete, bevor Arthur die erste Tür wieder verschloss und sie in völlige Dunkelheit gehüllt wurden. Jonathan spürte, wie sein Herz schneller schlug.
    »Sie müssen sicherstellen, dass kein Sonnenlicht hereinscheint«, flüsterte Carnegie. »Hier unten gewöhnen sich die Augen der Leute so sehr an die Dunkelheit, dass selbst der schwächste Sonnenstrahl sie erblinden lassen könnte. Bereit?«
    Er stieß die Tür auf und sie betraten das »Mitternacht«. Die Dunkelheit war undurchdringlich. Jonathan konnte nicht einmal vage Umrisse um sich herum wahrnehmen. Er war vollkommen blind. Er machte langsam und vorsichtig ein paar Schritte, wobei er dieArme wie ein Schlafwandler

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