Der Schwarze Phoenix
Hill hinunter und begab sich in das elegante Zentrum von Hampstead, wo die Cafés und Geschäfte malerisch in der Sonne glänzten. Erleichtert stellte er fest, dass die Galerie Prometheus noch unter selbem Namen an derselben Stelle zu finden war. Der Name war in goldenen Buchstaben auf die schwarze Ladenfront geschrieben. Im Schaufenster standen auf Staffeleien Aquarelle von stürmischen Küstenlandschaften.
Jonathan ging durch die Eingangstür und betrat einen niedrigen Raum mit Holzboden. Eine Handvoll Gemälde hing an den langen, weiß getünchten Wänden. Ein älterer Mann, der eine Brille mit halbmondförmigen Gläsern auf der Nase trug, stand hinter dem Tresen und blätterte in einem Katalog. Er sah auf und bedachte Jonathan mit einem abschätzenden Blick.
»Kann ich dir helfen?«, fragte er in dem Tonfall, den Erwachsene in Geschäften oft anschlugen, wenn sie Jonathan ansprachen. Er klang teils gelangweilt und fürsorglich, teils so, als wäre er nur wenige Sekunden davon entfernt, die Polizei zu rufen.
»Hallo«, erwiderte Jonathan ausweichend. »Ich habe eine Frage zu einer Ausstellung, die hier stattgefunden hat. Ähm … vor zwölf Jahren.«
»Gütiger Himmel!« Der Kunsthändler nahm seine Brille ab. »Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich mich anetwas so weit Zurückliegendes erinnern kann, aber ich werde mein Bestes tun. Wie hieß die Ausstellung denn?«
»Es waren drei Maler: Cal Rufus, Valery Klein und … Edwin Furchtlos.«
Sollte Jonathan auf eine deutliche Reaktion gehofft haben, so wurde er nicht enttäuscht. Bei der Nennung von Edwins Namen zuckte der alte Mann zusammen, als hätte er sich verbrüht. Er trommelte mit den Fingern auf den Tresen und gab vor nachzudenken, während er um seine Fassung rang.
»Lass mich mal nachdenken«, murmelte er und legte den Zeigefinger an seine Lippen. »Ja, ich erinnere mich dunkel …«
»Ich interessiere mich für Edwin Furchtlos«, presste Jonathan hervor. »Haben Sie noch Bilder von ihm?«
Der Kunsthändler beugte sich über den Tresen. »Und warum interessierst du dich gerade für diesen speziellen Künstler?«
Jonathan hielt seinem Blick stand, ohne eine Miene zu verziehen.
»Meine Mutter ist eine Verehrerin von ihm«, erwiderte er. »Haben Sie welche oder nicht?«
Der Händler dachte angestrengt nach, bevor er sich zu einer Entscheidung durchrang. Er faltete seine Brille zusammen und verstaute sie in einem Etui. Anschließend führte er Jonathan tiefer in die Galerie hinein und sprach in einem äußerst geschwollenen Tonfall weiter.
»Wie es der Zufall will, verweilt die Furchtlos-Sammlung noch in unserem Hause. Ich muss gestehen,es ist überaus ungewöhnlich, dass jemand nach ihr fragt. Deine Mutter muss eine Dame mit einem sehr exquisiten Geschmack sein …«
Hinter den Aquarellen befand sich ein Raum mit Skulpturen. Jonathan bemerkte, dass die Galerie viel größer war, als sie von außen schien. Die absonderliche Marmorstatue eines Wasserspeiers fiel ihm ins Auge, als sie auf eine Tür in der hinteren Wand zugingen. Der Händler schloss die Tür auf und führte Jonathan in einen Lagerraum, der mit leeren Holzkisten vollgestellt war. Das spärliche Licht, das von einer einsamen Glühbirne an der Decke herrührte, bildete einen deutlichen Gegensatz zu der stimmungsvollen Beleuchtung in der Galerie. Der Händler bahnte sich seinen Weg durch den Lagerraum und blieb vor einer staubigen Kiste stehen.
»Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, dann sollten die Furchtlos-Gemälde in dieser Kiste sein.«
Er hob gerade den Deckel an, als die Tür aufflog und Correllis breite Silhouette in den Lagerraum stürmte. Er hatte wie üblich nur seine Weste an, und in seinen Augen flammte ein grimmiger Blick auf, den Jonathan nie zuvor gesehen hatte. Der Händler sah ihn verärgert an.
»Verzeihung, Sir, aber dies ist ein privater Raum. Ich muss Sie bitten zu gehen.«
Anstatt einer Antwort schlug der Feuerschlucker mit dem Fuß die Tür zu, marschierte auf den alten Mann zu und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Der Händler stürzte zu Boden. Jonathan wolltedavonrennen, aber Correlli zog eine kleine, silberne Pistole hervor und zielte auf ihn.
»Wenn du auch nur mit der Wimper zuckst, dann kriegst du eine Kugel ab. Es war eine lange Reise bis hierher und ich musste mich beeilen. Ich lasse dich kleine Ratte nicht wieder laufen.«
Jonathan keuchte.
»Aber … woher wussten Sie, wo ich bin?«
»Mein Auftrageber hat es mir ins Ohr
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