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Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
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gesagt.
    Und was meinst du, verhaften wir diesen Pisu?
    Ich meine, wir haben keine Beweise, und das Koks wird er gut versteckt haben.
    Tja, so wird es sein – und er schnaubte erneut und versuchte auszusehen wie einer, der nachdenkt, der ganz genau weiß, welche Entscheidung er zu treffen hat.
    Bring mir diesen Collosporco, morgen oder übermorgen, ich will ihm ins Gesicht sehen, spüren, ob er wirklich nichts anderes weiß – Meloni riss die Augen auf, denn er wusste, dass man einen Informanten nicht in die Kaserne bringt, dass sie ihn dadurch diskreditieren würden, dass das keine Art war …
    Ich pfeife auf die Bräuche und Gepflogenheiten, bring ihn her, und wenn du ihm Handschellen anlegen musst, solche Leute verliert man besser, als dass man sie behält, verstanden? – und er sah den Gefreiten an und lächelte erneut, denn er war zu schroff gewesen, seine Worte klangen erneut wie ein Vorwurf, und Meloni traf nun wirklich keine Schuld.
    Jetzt geh, und schick heute Abend jemanden zu dem jungen Mann, er soll sich noch mal umsehen – und er sah den Hund und das geronnene Blut wieder vor sich, den Regen den Wind, die ihn schüttelten, und er verscheuchte das Bild und bemerkte, dass er allein war, hörte auf zu lächeln, erhob sich, um sich was zum Rauchen zu holen, und verfluchte den Regen, der nicht aufhörte.

18
    Das Haar der jungen Frau wird von einem granatapfelfarbenen Band zusammengehalten, sie trägt einen kleinen Brillanten an der Nase, ihre Lippen sind mit einem roten Stift nachgezogen und an den Seiten leicht runzlig plissiert, sie trägt weite Hosen aus ungebleichtem Leinen und ein auffälliges, möglicherweise antikes Armband, sie wirkt, als würde sie Reisen in den Orient unternehmen und die guten Drogen, Gewürze und Gedichte lieben, sie hat das Buch in die Hand genommen, das Nicola auf dem Armaturenbrett liegen hat, blättert darin und singt dabei die Strophen, die aus dem Autoradio dringen, Ich möchte am Morgen sterben, ich möchte noch einmal dein Lächeln sehen, die Sonne und das Feuer küssen, deine Lippen und deine Haut und dein Gesicht, Ich war auf dem Weg in die Stadt, sagt sie plötzlich und blickt auf zu dem Mann an ihrer Seite, Und wohin wolltest du?
    Zu einer Frau, erwidert Nicola ohne nachzudenken, nach Nuraiò, die junge Frau lächelt, vielleicht denkt sie an eine Ehefrau, möglicherweise sogar an eine Tochter, Deine Geliebte?, fragt sie lächelnd, fängt wieder in dem Buch zu blättern an, Nicola, betrunken, denkt wieder an den Abend, an Marta, die nichts von seinem Besuch weiß, an Marta vielleicht mit einem anderen, an das Alter der jungen Frau neben ihm, an die Gedichte, die er noch entdecken und seinen Geliebten singen kann, an die Austrocknungen an die Schwellungen des Herzens, an die Bücher, die täuschen nach den Worten von De André, die sich nicht lösen, die sich weigern zu erlöschen, zu sterben. Das hier ist wunderschön, sagt die junge Frau und zeigt auf eine Seite des Buchs, geht mit den Augen nah an die Seite, holt Atem:
     
    Abend heiser singend / unter roten / Kellerlichtern / streiten Trommler / weiße Hundeaugen / die der Wein geweckt hat / Runzeln kranker Seelen / Klarinetten in g-Moll / der alte Seemann / legt die krumme Hand / dorthin wo man nicht darf / niemand ist eine Taube / heiseres verstümmeltes Geflüster / engelsgleiche Stimmen von Mördern / Glas Eisen Blut
     
    Das ist meine, sagt Nicola Rau zu der jungen Frau, Die engelsgleiche Stimme des Mörders ist meine, er hat diese Strophe für mich geschrieben.
    Wirklich?
    Ich spüre die Runzeln unter der Haut, die Runzeln einer kranken Seele, niemand ist eine Taube, wir alle flüstern heiser leise Worte der Liebe und beeilen uns dann, das Glas und das Eisen zu ergreifen, und früher oder später kommt dann das Blut.
    Empfindest du Hass auf jemanden?
    Ich weiß nicht. Ich bin betrunken, und ich hätte eine Frau heiraten sollen, die meine Freundin ist, die aber einen Verlierer, einen ohne Poesie mir vorgezogen hat.
    Die Geliebte, zu der du fährst?
    Ich fahre dich zur Tankstelle, danach weiß ich nicht – und er schweigt und sieht sie eine Sekunde an und holt Atem räuspert sich, beginnt zu singen, wie ein Blues:
     
    Weinend bleiben wir / in der Reihe, um zu grüßen / den alten Seemann / der Herr sei mit dir / der schwärzeste Herr / Herr der Krieger / Himmel von Narben / Vater von Wahnsinn / feindlicher Seefahrer / Beherrscher der Albträume / sei mit dir Herr / unser Seemann / für die Sommer und die

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