Der schwarze Skorpion
Kollegen!«
»Wobei das sehr schwer werden dürfte«, gab Bob zu bedenken. »Hinter den Initialen M.M. – wenn es sich denn um solche handelt – kann sich ein anderer Arzt verbergen, aber genauso gut ein Bekannter von Robinson, ein Freund, ein ehemaliger Patient und so weiter. Ich wüsste nicht, wo wir mit unseren Nachforschungen anfangen sollen.«
»Aber Robinson hat sich mit M.M. tatsächlich nicht nur einmal getroffen«, sagte Peter und hielt seinen beiden Freunden eine andere Seite des Buches unter die Nase. »Genau, wie es Miss Bancrofft sagte. Hier, ich habe ein bisschen nach vorne geblättert und dabei zwei weitere Einträge mit M.M. gefunden. Da und … da. Seht ihr?«
»Und hier steht auch noch einmal dieses andere Kürzel von vorhin: CPT.« Justus zeigte auf das Ende der Seite. »CPT, das Zeichen für ungefähr und dann noch 80, 1,5–2,5, PT/PG/PC.«
»CPT, ² 80, 1,5 bis 2,5, PT/PG/PC?« Bob runzelte die Stirn. »Und wie sollen wir daraus jemals schlau werden?«
Justus winkte ab. »Im Moment interessiert uns vor allem, wer M.M. ist. Lasst uns noch notieren, wie oft dieser M.M. in dem Kalender vorkommt und wann Robinson jeweils mit ihm zu tun hatte. Darauf können wir dann unsere weiteren Ermittlungen aufbauen. Und danach nichts wie raus hier.«
»Liebend gerne«, erwiderte Peter erleichtert und öffnete die erste Seite des Buches.
Insgesamt siebenmal fand sich die Abkürzung M.M. in dem Kalender, wobei nicht immer Zeitangaben dabeistanden, und wenn, dann verteilten die sich über den ganzen Tag. Aber sie entdeckten auch jenes CPT und die PTs, PGs und PCs mit den verschiedensten Zahlenangaben so oft in dem Buch, dass Justus einer inneren Eingebung folgend es doch für nötig befand, sich diese Eintragungen ebenfalls aufzuschreiben. Dabei handelte es sich bei diesen Vermerken stets um eine erste Zahl zwischen fünfzig und hundert und einen zweiten Eintrag, der eine Differenz von zwei Zahlen oder einen Abstand angab. 1,5 war hierbei der kleinste erste Wert und 3 der größte, und 2,5 der kleinste zweite Wert und 8 der größte.
»Vielleicht haben die Zahlen was mit seiner Arbeit zu tun?«, versuchte Peter eine erste Deutung der Ziffern.
»Kann sein. Weiß nicht.« Justus machte ein skeptisches Gesicht.
»Und die Buchstaben könnten für –«
Von einer Sekunde auf die andere verstummte Peter. Festgefroren in seinen Bewegungen starrte er auf die Reihen der gläsernen Gefängnisse und versuchte, durch sie hindurchzusehen. Denn dort hinten hatte soeben eine Tür ganz leise in ihren Angeln gequietscht!
»Da kommt jemand!«, flüsterte Bob, und seine Blicke huschten nervös hin und her auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit oder einem Versteck.
»Verdammt!«, hauchte Peter. »Wer kann das sein?«
Justus wollte gerade etwas erwidern, als ihm das Blut in den Adern gefror. Aber auch Peter und Bob stockte der Atem, denn mit einem Mal wussten sie ganz genau, wer das Labor betreten hatte. Ein Wort hatte dazu gereicht – »Endlich!« – aber diesem Wort gehörte eine Stimme, die sie erst vor einer knappen Stunde zum ersten Mal vernommen hatten. Es war eine raue Stimme, eine tiefe Stimme, eine, die sehr wütend war. Es war die Stimme des Mannes, der Robinson auf dem Gewissen hatte! Es war Deep Voice!
Peter schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht. Der macht kurzen Prozess mit uns! , schoss es ihm durch den Kopf. Wenn der uns hier findet, ist es aus! Der bindet uns die Schlangen eigenhändig um den Hals!
Auch Bob geriet in Panik. Er machte einen Schritt nach da und einen nach dort, blieb wieder stehen, schaute sich hektisch um und wäre am Ende fast unter den Schreibtisch gekrochen.
Aber Justus packte ihn an der Schulter. »Da rein!«, raunte er und zeigte auf eine unscheinbare Tapetentür. Ein paar Meter links vom Schreibtisch sah man nicht mehr von ihr als den Knauf. Der Rest verschwand nahtlos in der Wand.
Der Erste Detektiv hatte fieberhaft nachgedacht. Einen Moment hatte er sich überlegt, ob es nicht besser wäre, sich dem Mann zu zeigen und so zu tun, als hätten sie bei ihrem vorigem Besuch bei Dr. Robinson etwas verloren, nach dem sie jetzt suchten. Sie hätten sich nicht verstecken und nicht flüchten müssen und hätten bei dieser Gelegenheit dem Mann von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden und so erfahren, um wen es sich handelte. Wenn es ein Mitarbeiter oder ein Angestellter des Krankenhauses war, würde er sie vielleicht herunterputzen und davonjagen, aber mehr konnte
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