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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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verlor. Aber genauso groß wie ihre Abneigung, ihn zu reiten, war ihre Furcht vor diesem körperlichen Kontakt, denn sie fürchtete, er würde sie einsaugen, so dass sie sich in der Weite des unendlichen Universums verlor.
    Sie stolperte und fiel auf Hände und Knie. Ihre Verblüffung verwandelte sich in Neugier darauf, was sie wohl zu Fall gebracht hatte. Sie streckte die Hand in den Nebel aus und tastete den Boden ab. Sie berührte etwas Kaltes, aber Biegsames, das sich verdächtig nach Fleisch anfühlte. Sie zuckte zurück und der Nebel wirbelte davon, wodurch zunächst ein ausgestreckter Arm sichtbar wurde, dessen blutbefleckte Hand mit lockerem Griff ein Schwert hielt.
    Hastig richtete sie sich auf, ein Schrei in der Kehle gefangen. Verzweifelt wirbelte sie herum, um ihren Führer zu suchen, und gerade, als sie nach ihm rufen wollte, kam er durch den Nebel zurück, den er zur Seite schob.
    Als sich der Nebel um ihn herum weiter klärte, zeigte es sich, dass der Arm, über den sie gestolpert war, zum Körper eines Soldaten in der schwarzsilbernen sacoridischen Uniform gehörte, in dessen Hals ein Pfeil steckte.
    Der Nebel lichtete sich weiter und enthüllte noch mehr. Weitere Leichen, die zusammengekrümmt oder ausgestreckt am Boden lagen, einige durchbohrt von Lanzen, die in seltsamen Winkeln in die Landschaft ragten. Einigen hatte man die Köpfe abgehauen, und anderen steckten Schwerter und Pfeile und Bolzen im Torso.
    Pferde lagen tot neben ihren Reitern, dick aufgebläht, und
zwischen den Kadavern die Überreste einer Schlacht: Banner lagen reglos am Boden, zerbrochene Waffen, Schilde, Helme, Teile von Ausrüstungen, zerbrochene Karrenräder und überall das Blut, das den weißen Boden besudelte.
    Der Hengst trat mitten in das Gemetzel hinein, als folgte er einem unsichtbaren Pfad, den nur er allein kannte. Karigan kämpfte mit sich, ballte abwechselnd die Fäuste und breitete die Hände aus und versuchte, den Schmerz des heilenden Fleisches zu spüren, um ihre Gedanken abzulenken und die Szene aus ihrem Blickfeld zu verbannen.
    »Dies ist nicht wirklich«, flüsterte sie. »Nicht wirklich, nicht wirklich …«
    Es war ein typischer Streich, wie ihn die weiße Welt gern spielte: Sie schickte solche Bilder wie einen bösen Traum, der einer Deutung bedurfte.
    Sie stählte sich und sagte sich weiterhin immer und immer wieder, dass es nicht wirklich war, und dann machte sie sich auf, dem Hengst zu folgen. Unter den Uniformen der Toten entdeckte sie die Farben der Provinzen – das Kobaltblau von Coutre, das Blau und Gold von D’Yer. Etwas Pechschwarzes fiel ihr ins Auge – eine Waffe. Und da war Grün. Sie weigerte sich, die Gesichter anzusehen, nicht einmal die der Pferde, aber ihr Blick wanderte unwillkürlich weiter, und bevor sie es verhindern konnte, entdeckte sie Ty unter Kranich, mit glanzlosen Augen und einer tiefen Wunde in den Eingeweiden, in der es vor Maden wimmelte.
    »Nicht wirklich«, wiederholte Karigan laut, »nicht wirklich. «
    Sie beeilte sich, so sehr sie konnte. Stellenweise lagen die Leichen so dicht und ineinander verkeilt, dass sie sich einen Weg um sie herum suchen musste, und auf einem dieser Umwege wurde ihr Blick wieder von etwas Bekanntem angezogen:
ein seidig-grünes Banner mit einem goldenen geflügelten Pferd darauf, das sich auf die Hinterläufe erhob, das uralte Banner der Grünen Reiter, von eletischen Händen gewebt und bestickt und nun blutbefleckt und zerfetzt. Es lag wie ein Leichentuch über Hauptmann Mebstones Leiche.
    »N-nein!«, schrie Karigan, aber ihre Augen wurden schon wieder angezogen: Ein kleines Stück weiter lag eine Gruppe gefallener Krieger in Schwarz, die alle einen bestimmten Mann beschützt hatten und nun von einer Macht, die die ihre überstieg, gefällt worden waren. In ihrer Mitte lag König Zacharias, prachtvoll in seiner silberschwarzen Rüstung. Bernsteinfarbenes Haar wallte um sein Gesicht, und ein Rinnsal von Blut rann aus seinem Mundwinkel in seinen Bart. Sein Körper war von Pfeilen gespickt.
    » Nein!«, schrie Karigan wieder. Ihre Stimme hallte über die schweigende Landschaft hinweg und löste eine Bewegung unter den Toten aus. Flatternde Schwingen, hackende Schnäbel, die nach Fleisch suchten.
    Über ihr kreiste ein ungeheurer Vogel und schleifte seinen Schatten über das Schlachtfeld und über Karigan hinweg. Das Wesen kreischte und landete auf dem Boden, dann hüpfte es mit ausgebreiteten Flügeln über die Leichen, bis es über König

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