Der schwarze Thron - Reiter reiter3
dass jeder Knoten ein Symbol sei, aber wofür sie standen, wusste er nicht.
»Barbaren«, murmelte Estoras Vetter Richmont Spane, der links von ihr saß.
»Gut aussehende Barbaren«, stellte Amarillene fest, eine von Estoras Kusinen, die den Blick nicht von den Tänzern wenden konnte.
Richmont murmelte etwas Geringschätziges vor sich hin.
Lewends Eskorte huradeshischer Krieger stand an der gegenüberliegenden Wand und hatte jeweils die Arme über der nackten, muskulösen Brust verschränkt. Sie trugen leuchtend rote Kopfbedeckungen, und lange, gekrümmte Klingen hingen an ihren Seiten. Ihre Kleidung – oder der Mangel daran – stand in deutlichem Kontrast zum schwarzen Tuch und Leder der Waffen des Königs, aber erstaunlicherweise waren ihre wachsame Haltung und die strengen Mienen beinahe identisch.
»Stimmt es«, fragte Amarillene Richmont, »dass Häuptling Lewend dem König fünfzig Sklavinnen angeboten hat?«
Richmont schüttelte den Kopf. »Nur zwanzig.«
Amarillene stieß ein leises Quieken aus. »Hat er sie akzeptiert? «
Marilen, ihre ältere Schwester, versetzte ihr einen kleinen Schubs. »Mach dich nicht lächerlich! Sklaverei verstößt gegen die Gesetze des Königs.«
»Hat er?«, bohrte Amarillene nach.
Richmont verdrehte die Augen. »Nein. Das wäre wirklich skandalös gewesen.«
Estora erlaubte sich ein winziges Seufzen und fragte sich, ob die Huradeshianer die Sacorider ihrerseits barbarisch und seltsam fanden. Sie wünschte sich, die Damen hinter ihr würden aufhören zu kichern. Es war ausgesprochen würdelos. Und ärgerlich. Einige ältere Coutres versetzten ihnen missbilligende Blicke, wurden aber ignoriert.
Sie warf einen Blick zu Zacharias. Er beobachtete die Tänzer mit nachdenklicher Miene. Sah er sie auch nur? Sie glaubte es nicht, denn sein Blick schien weit in die Ferne zu gehen, und sie fragte sich, was ihn wohl so beschäftigte, aber als die Tänzer fertig waren und die Musik plötzlich verstummte, richtete er sich auf und klatschte wie alle anderen. Die Tänzer und Musiker verließen den Thronsaal im Laufschritt.
Yusha Lewend stand auf und hielt eine lange Rede in seiner eigenen Sprache. Da Estora davon nichts verstand, konzentrierte sie sich auf andere Dinge. Zu ihrer Überraschung sah sie nahe den Türen zum Thronsaal den Mann, der ihr an diesem Morgen auf der Küchentreppe begegnet war, nachdem sie unglückliche Worte mit Karigan gewechselt hatte. Er trug die gleiche Kleidung wie zuvor, aber auf diese Entfernung konnte sie nicht feststellen, dass sie alt und abgenutzt waren. Er sah gut aus, kantig und sportlich, ohne auch nur die geringste Spur von einem Bauchansatz.
Estora legte die Hand auf Richmonts Handgelenk, und er beugte sich zu ihr hin.
»Kennst du diesen Mann?«, fragte sie und zeigte auf den Fremden.
»Ein entfernter Verwandter von Zacharias, glaube ich. Er heißt Amberhill. Kleiner, verarmter Landbesitzer. Er ist wohl hier, um seinen Vetter um Hilfe zu bitten.« Damit wandte Richmont seine Aufmerksamkeit wieder Yusha Lewend zu.
Amberhill. Estora kannte diesen Namen nicht, aber das war wohl kaum überraschend, wenn man bedachte, wie viele Personen sich als adlig betrachteten. Es kam ihr so vor, als ob die meisten von ihnen zur Burg gekommen waren, seit die Verlobung öffentlich bekannt gemacht worden war, um sie kennenzulernen. Amberhill bemerkte ihren Blick, erwiderte ihn und nickte ihr lächelnd zu.
Verlegen, bei ihrem Starren erwischt worden zu sein, wandte sie die Aufmerksamkeit wieder Yusha Lewend zu. Ein Übersetzer war erschienen, wahrscheinlich ein Kaufmann, der diverse Fremdsprachen beherrschte. In makellosen Worten der Allgemeinen Sprache sagte er: »Gütiger König, wir fühlen uns von Eurer Gastfreundschaft geehrt. Ihr habt uns noch mehr geehrt, indem Ihr unsere Wichtigkeit im Handel anerkennt.«
Der Übersetzer sprach weiter, hin und wieder unterbrochen von Yusha Lewend, der noch einen schmeichelnden Kommentar hinzufügen wollte. Gelangweilt von der pompösen Ansprache, ließ Estora den Blick wieder zu Amberhill schweifen, und als ihre Blicke sich trafen, tat er so, als müsse er gähnen. Estora unterdrückte ein Lachen.
»… und Eure wunderschöne künftige Königin«, sagte der Übersetzer.
Estora blinzelte überrascht und bemerkte, dass sie von vielen Seiten angesehen wurde. Sie fragte sich, was ihr von dem
entgangen sein mochte, das man über sie gesagt hatte. Bemerkten sie, dass sie unaufmerksam gewesen war?
»Sacoridien wird
Weitere Kostenlose Bücher