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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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schlecht. Weißt du auch etwas gegen meine ständige Müdigkeit?«
    Caitlín dachte, dass ihr ein müder Wolf bei Weitem lieber war als einer, der über alle seine Kraft verfügte. »Melissensud, den trank meine Mutter stets, wenn sie sich schwach fühlte.«
    »Kennst du nichts Gescheiteres? Du warst in einem Christenkloster, da versteht man sich doch aufs Heilen!«
    Sie hätte bei den Gesprächen zwischen der Mutter Oberin und Schwester Órla besser aufpassen müssen, schalt sich Caitlín nun. »Es tut mir leid. Aber mir stand nie der Sinn danach, ein Kräuterweiblein zu werden.«
    Eirik lachte schallend. »Deine schönen Hüften wollen ja auch von Gürteln umwunden sein, von denen Silberkettchen hängen und keine Kräuterbeutel. Bei Odins Gemächt, wäre ich nur ein paar Jahre jünger, aber da hilft auch das Stärkungsmittel aus dem Orient nicht mehr. Der Händler, dem ich es abkaufe, behauptet, er habe es von einem Magier. Wenigstens schmeckt es besser als die Trollpisse, die mir meine Frau verabreicht.«
    »Thymian«, fiel ihr ein. »Thymian wirkt belebend. Das Kraut stammt aus dem Süden.«
    »Gut. Sag es der Herrin Álfdis, damit sie es besorgt.«
    Vor Álfdis’ Blick fürchtete sie sich schon jetzt. »Darf ich gehen, Herr Eirik?«
    Er ließ sich in seine Felle sinken. Ihre Bitte schien er überhört zu haben. »Da liege ich halb nackt vor dir und kriege doch keinen hoch. Bei meinen Söhnen ist’s anders, nicht wahr? Aber ich denke, sie werden beide auf dich verzichten müssen, denn ich werde dich und deine Zauberhände für mich behalten.«

11.
    C aitlíns Schicksal war ein besseres als das derjenigen Sklavinnen, die ständig arbeiten und den Männern zu Willen sein mussten. Zudem durfte sie in der gut geheizten Halle bei den freien Frauen und einigen anderen ausgewählten Sklavinnen schlafen. Ihre Aufgabe bestand aus nichts anderem, als den Hersen zu erfreuen: mit ihren Händen, die nicht nur seinen Nacken rieben, sondern ihm Met und Ale darreichten, und mit ihrem Anblick, in dem er schwelgte. Caitlín dankte Gott, dass er ein alter Mann war.
    Sie erhielt Fellstiefel und weitere Kleider aus feinen, dicht gewebten Stoffen, doch ihr einziger Schmuck blieb das Halseisen. Álfdis duldete nicht, dass sie die Haare offen trug, um es unter ihnen verschwinden zu lassen, und flocht aus ihrem Kraushaar eigenhändig einen störrischen Zopf.
    Es war Glück im Unglück, dem Hersen dienen zu müssen. Dass sie somit auch stets in Álfdis’ Nähe war, war wiederum ein schweres Los. Die Hausherrin schaute ihr ständig auf die Finger; und verschüttete sie einen Tropfen kostbaren Mets über den Rand des zur Gänze gefüllten Horns, so glaubte sie, unter Álfdis’ Eisblicken zu gefrieren. Caitlín fragte sich, weshalb Njal gewollt hatte, dass sie auf seinen Vater ein Auge warf, denn Álfdis’ Blick entging nicht das Geringste.
    Zu Beginn des fünften Tages, den Caitlín als Mundschenkin ihren Dienst tat, wurde die Hausherrin jedoch von einem wichtigen bevorstehenden Ereignis abgelenkt. Es galt, ein Festessen vorzubereiten.
    »Heute kommt Sif zu Besuch«, raunte Edana Caitlín zu. »Noch ist nicht Hochzeit, aber bald wird es ernst für Njal werden.«
    Caitlín hatte ihn seit ihrer Flucht nicht mehr gesehen. Vielleicht hatte er sich in seine Dachkammer zurückgezogen. Vielleicht sitzt er ja auch irgendwo auf einem Felsen und wirft Steine in den Fjord, um die Zeit bis zu Sifs Ankunft totzuschlagen , dachte sie bissig.
    Womit beschäftigte sich dieser Mann eigentlich, wenn er nicht auf Raubzug ging? Nicht einmal das hatte sie während der Überfahrt in Erfahrung bringen können. Ständig waren sie beschäftigt gewesen, Wasser aus dem Rumpf zu schöpfen. Oder er hatte Arbeiten verrichten müssen, die man ihm mit seiner verletzten Hand zumuten konnte, während sie Risse im Segel und in den Kleidern der Seeleute genäht hatte. Fürchterlich anstrengend war die Zeit gewesen; immer waren sie erschöpft in den Schlaf gefallen. Aber nicht allein daran hatte es gelegen. Ich weiß heute nichts, weil ich damals nichts wissen wollte. Weil ich träumen wollte. Was mir geschehen ist, ist die Strafe für eine Kleinmädchendummheit .
    Das Langhaus summte wie ein Bienenstock. Alle Frauen, freie Thrymheimerinnen ebenso wie Sklavinnen, waren voller Unruhe. Sie putzten die Böden, streuten frische Binsen aus und kämmten die Felle. Caitlín verschloss die Ohren vor dem aufgeregten Geschnatter.
    Schließlich kam der Moment, da sich alle vor dem

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