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Der Schweizversteher

Der Schweizversteher

Titel: Der Schweizversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diccon Bewes
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die Schweizer versessen auf Gerichte mit Kürbis, Wild und
Kastanien sind. Besonders auf Kastanien, die ab November in jedem Städtchen,
frisch geröstet, an Ständen feilgeboten werden. Die Tüten, in denen sie
ausgegeben werden, haben sogar eine kleine Seitentasche für die Schalen –
wieder mal typisch Schweiz. Dann kehrt der Winter zurück, und mit ihm Schnee
und Nebel, der tage- und wochenlang ganze Täler einhüllen kann. Die einzige
Möglichkeit, ihm zu entfliehen, ist eine Seilbahnfahrt über die Nebelgrenze
hinaus, um auf einem Berggipfel die Sonne zu genießen. Am 11. 11. um
11.11 Uhr,
wenn halb Europa tief im Trauermonat steckt, ziehen die Schweizer zu den
Klängen von Blasmusik knallbunte Kleidung an und läuten damit traditionell den
Beginn der Karnevalssaison ein, die ihren Höhepunkt im nächsten Frühjahr hat.
    Die Adventszeit ist in vielerlei
Hinsicht spektakulärer und bedeutender als das eigentliche Weihnachtsfest.
Überall sieht man Adventskränze mit vier Kerzen, Weihnachtsmärkte schießen
landauf, landab aus dem Boden, häufig ist an zwei Sonntagen das Shoppen
erlaubt, und jedes Kind bekommt einen Adventskalender. Der kann aus glitzerndem
Pappkarton sein; verbreiteter aber sind welche mit 24 kleinen Kästchen oder
Beuteln, in denen jeweils ein kleines Geschenk steckt. Den ganzen Advent
hindurch backen Menschen in Schweizer Küchen Kekse, die sie Gästen anbieten
oder verschenken. Wenn endlich Weihnachten ist, ist offenbar jeder froh, ein
paar ruhige Stunden vor einem Christbaum mit echten Kerzen zu verbringen. Ja
genau, nicht mit Lichterketten: In den Klemmhaltern stecken echte Wachskerzen.
Brandschutz- und Gesundheitsbeauftragte in anderen Ländern bekämen einen
Herzinfarkt. Es gibt kein traditionelles Weihnachtsessen, kein spezielles
Weihnachtsprogramm im Fernsehen, und man besäuft sich auch nicht. Und natürlich
hat man nicht zehn oder gar 14
freie Tage am Stück. Es mag ja Weihnachten sein, aber man muss doch auch mal
wieder zurück an die Arbeit gehen.
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Die ganze löchrige Wahrheit

Wie
Käse wirklich gemacht wird
    Das Leben in der Schweiz mag mit all den
Präzisionsgeräten und superpünktlichen Zügen wie der Inbegriff der Moderne
wirken, doch der Schein trügt. Die Tradition ist ebenso wichtig wie die Technik,
und nichts machen die Schweizer lieber, als beides zu kombinieren. Also lädt
man sich ein paar Jodler auf seinen MP 3-Player,
schickt seinen Freunden eine SMS in Schwyzerdütsch
(sonst eine ausschließlich gesprochene Sprache) und stimmt beim Referendum online
ab. Auch beim urtümlichsten Produkt der Schweiz wenden modernste Maschinen
jahrhundertealte Methoden an. Beim Käse finden Tradition und Technik wirklich
zueinander.
    Wenn Sie an Schweizer Käse denken, sehen Sie
wahrscheinlich einen großen gelben Klotz mit Löchern vor sich – in denen sich
die Maus Jerry versteckt, wenn sie von dem Kater Tom gejagt wird. Sein
richtiger Name lautet: Emmentaler. Der Käse mit Löchern ist eine Schweizer
Ikone und schmeckt im Ausland manchmal wie die Plastikverpackung, in die er
geschweißt ist. Was mich stutzig macht, denn schließlich handelt es sich um das
berühmteste Schweizer Exportprodukt. Da kann es doch nicht sein, dass die
Löcher das Beste an ihm sind. Höchste Zeit, die ganze Wahrheit und nichts als
die Wahrheit über Schweizer Käse aufzudecken – und wo könnte man mit der
Recherche besser beginnen als beim Emmentaler?

Nein heißt nein
    Mit wenigen Ausnahmen, etwa Baby Bel oder Handkäse,
tragen Käse die Namen ihres Herstellungsorts: Roquefort, Cheddar, Edamer,
Gorgonzola. Im Gegensatz dazu ist das Emmental kein Ort, sondern ein hügeliges
Gebiet im Berner Mittelland, durch das die Emme fließt. Man muss sich also
zuerst kundig machen, welche Orte es dort gibt, bevor man in den Zug steigt,
denn Emmental wird man vergeblich auf dem Fahrplan suchen. Zwar sieht die Fahrt
dorthin auf der Karte nach einem Katzensprung aus, es liegt nur etwa 30
Kilometer östlich von Bern, doch es gibt keinen Anhaltspunkt, wo man mit seinen
Nachforschungen am besten beginnt. Auch ein Besuch in der Berner
Touristeninformation ist weniger aufschlussreich als erhofft. Als ich darum
bitte, mir einige Infos zum Emmental – dem möglicherweise berühmtesten Tal weit
und breit – zu geben, ernte ich nur bedauerndes Kopfschütteln und

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