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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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dreistöckigen Gebäuden umschlossen, und Sinclair wandte sich nach links und hielt auf die schwere Flügeltür des Gebäudes zu, das die Amtsstuben und die Unterkünfte der Garnisonsoffiziere beherbergte. Tam musste beinahe laufen, um mit ihm Schritt zu halten, und er packte seinen Namensvetter beim Ärmel und zog ihn zu sich herum.
    »Halt, verdammt! Bleibt doch stehen. Was ist denn los? Warum rennt Ihr so?«
    »Weil hier etwas faul ist, Tam. Habt Ihr denn nicht gehört, was Tescar gesagt hat?«
    »Nur zum Teil. Ihr beide habt ja geflüstert wie die Turteltauben. Wer ist denn dieser andere Ritter, dieser Godwinson?«
    »Ich weiß es nicht, aber wer immer er ist, er ist ein Lügner. Es gibt keinen anderen Bruder mit einer Botschaft von de Molay. Ihr wisst selbst, dass de Molay nur uns geschickt hat. Und es war kein anderer Templer dort mit uns am Südtor.« Sie hatten die flache Eingangstreppe erreicht und waren stehen geblieben. »Wer ist dieser Godwinson also, und wo kommt er her? Nicht vom Südtor – das wissen wir. Wisst Ihr noch, wie wir de Nogaret vor zwei Wochen in Paris gesehen haben?« Tam nickte mit sorgenvoller Miene, und Sir William fuhr fort, während er die Stufen hinaufstieg. »Wisst Ihr auch noch, wer dort bei ihm war? Denkt einmal genau nach. Die beiden waren gerade aus dem Königspalast gekommen und haben auf eine Kutsche gewartet.«
    »Aye, ich erinnere mich, aber ich war zu sehr mit de Nogaret beschäftigt, um besonders auf seinen Begleiter zu achten. Ich weiß nur, dass er ein kräftiger, rotbärtiger – oh, Himmel!«
    »Aye, kräftig und rotbärtig mit einer weißen Strähne im Bart. Aber war der Mann ein Templer? Ich glaube nicht. Die Uniform trug er ebenso wenig. Nein, hier hat de Nogaret die Hand im Spiel.«
    Sie hatten die letzte Stufe erklommen, und Sir William schwang die Tür auf und eilte hindurch. Seine Männer verteilten sich hinter ihm und sahen sich suchend um.
    »Aufpassen!«, sagte Sir William leise. »Verhaltet euch leise. Ich weiß nicht, was uns hier erwartet, also macht keinen Lärm, und seid auf alles gefasst.«
    Er führte sie zu einem Korridor, der am Ende der geräumigen Eingangshalle nach rechts abbog, blieb dann aber so abrupt stehen, dass Tam Sinclair mit ihm zusammenstieß.
    »Was?« Tams Stimme war ein heiseres Flüstern.
    »Keine Wachen.« Vor ihnen war eine weitere Flügeltür in die Wand eingelassen, und Sir William ließ sein Schwert langsam aus der Scheide gleiten. »Ich bin schon Dutzende von Malen hier gewesen, Tam, und ich habe diese Tür noch nie unbemannt gesehen. Halt! Es kommt jemand.«
    Aus dem Korridor näherten sich Schritte, die rasch lauter wurden, und ein Ritter im weißen Umhang kam zum Vorschein. Er erblickte sie und hielt erschrocken die Luft an, als er Sir William mit gezogener Klinge sah, doch Sinclair hob den Finger an die Lippen und signalisierte ihm zu schweigen.
    »Admiral«, flüsterte er drängend, »haltet ein. Ich bin es, William Sinclair.«
    Man konnte Admiral Charles de St. Valéry sein Erstaunen ansehen, doch er verharrte, wo er war.
    »Wo ist de Thierry?«, fragte ihn Sinclair.
    Es schien, als wollte St. Valéry aufbrausen, doch dann zuckte er nur mit den Achseln. »Ich habe keine Ahnung. Ich habe ihn zuletzt im Tagesraum gesehen, doch das ist eine halbe Stunde her. Seitdem habe ich mich oben aufgehalten. Wie kommt es, dass Ihr und Eure Männer mit gezogener Waffe hier in der Kommandantur steht, Sir William?«
    Sinclair blickte sich um, doch abgesehen von seinen Männern war der Korridor in beide Richtungen leer.
    St. Valéry sprach weiter, immer noch leise, aber mit einem scharfen Unterton. »Wollt Ihr mir nicht antworten, Sir?«
    »Aye, ich werde Euch antworten, Mylord Admiral.« Sinclair warf ihm einen raschen Blick zu, wandte sich dann aber wieder der verschlossenen Tür des Tagesraums zu, der das Herz der Kommandantur war. »Ich hoffe sehr, Euch in wenigen Minuten mitteilen zu können, dass wir die Waffen gar nicht brauchen, doch im Moment ist das nicht sicher. Wo sind Eure Wachen?«
    »Meine …?« St. Valéry richtete den Blick auf den Punkt hinter Sir Williams Rücken, wo seine zwei Wachtposten hätten stehen sollen. »Wo sind meine Wachen?«
    »Was ist mit diesem Godwinson, wo ist er?«
    »Wovon redet Ihr? Wer ist Godwinson?«
    »Aye. Ihr wart in der letzten halben Stunde oben, sagt Ihr?«
    »Ja.«
    »Dann wart Ihr nicht hier, als Godwinson eingetroffen ist. Und ich sehe, dass Ihr weder bewaffnet seid noch Eure Rüstung

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