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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Rituale des Alltags unauffällig und in aller Stille. Der einzige Störenfried saß nach wie vor im Kerker, und wie man Will berichtete, legte er auch nach einem Monat der Einzelhaft nichts als Trotz an den Tag.
    Will beschloss, selbst mit Martelet zu sprechen, und begab sich hinunter zu den Zellen. Dort angelangt, schickte er den Wachtposten hinaus und trat vor die eisernen Gitterstäbe hin, die ihn von dem Gefangenen trennten. Dieser funkelte ihn nur wortlos an. Will erwiderte ruhig seinen Blick. Während Martelet nach einem Monat in der Zelle aussah und stank wie ein Bettler, der sich selbst aufgegeben hat, verriet sein Blick nach wie vor nicht die geringste Spur von Reue oder Einsicht.
    »Ihr seht ja furchtbar aus, dabei habt Ihr erst die Hälfte Eurer Strafe hinter Euch. Ich möchte Euch gewiss nicht sehen, wenn der nächste Monat verstrichen ist.« Noch immer kam von Martelet keine Reaktion.
    »Ihr seid ein Narr, wisst Ihr das? Es ist niemand hier, der uns hören könnte, und ich sage Euch von Mann zu Mann, dass Ihr ein Narr seid – ein undankbarer Aufwiegler und eine Schande für unseren Orden.«
    Martelet richtete sich auf und spuckte ihm seine Worte entgegen: »Ihr würdet es nicht wagen, so mit mir zu sprechen, wenn wir kein Gitter zwischen uns hätten.«
    »Doppelter Narr. Habt Ihr vergessen, dass ich es war, der Euch hinter dieses Gitter gebracht hat? Ich spreche mit Euch, wie ich will. Ihr hingegen müsst dringend Eure Einstellung ändern. Ihr seid von Euren Kameraden verurteilt worden, Euren Brüdern, die Ihr mit Eurer Arroganz beleidigt habt. Als Ihr in den Orden eingetreten seid, habt Ihr Gehorsam gelobt, und es war Euer Vergehen gegen diesen Schwur, das Euch in den Kerker gebracht hat. Und wenn Ihr nicht zur Besinnung kommt, wird die Gemeinschaft, um deren Wohl es hier geht, am Ende zum letzten Mittel greifen und Euch bei lebendigem Leib einmauern lassen. Werdet Ihr dann zufrieden sein?«
    Unter die Rage in den Augen seines Gegenübers mischte sich ein Hauch von etwas anderem – war es Zweifel oder Angst? –, doch er schwieg.
    »Wacht auf, Bruder Martelet, und benutzt den Verstand, den Euch Gott gegeben hat. Unsere Gemeinschaft ist nicht so groß, dass wir es uns leisten könnten, einen Bruder auf derart sinnlose Weise zu verlieren, und noch steht Euch der Weg der Absolution frei. Seht mich an. Kein bestickter Waffenrock, keine Rüstung, keine Tonsur und vor allem kein langer Bart. Doch ich bin immer noch derselbe, der ich vor einem Monat gewesen bin. Ihr habt die Gründe für unsere äußerlichen Veränderungen gehört; sie sind notwendig für das Überleben unserer Gemeinschaft. Und doch wollt Ihr Euch nicht darin fügen – wie sonst soll ich eine solche Sturheit nennen als pure Narrheit?«
    Er hielt kurz inne, dann fuhr er fort. »Denkt darüber nach. Versprecht mir, dass Ihr nie wieder die Hand gegen einen Eurer Mitbrüder erheben werdet. Willigt ein, Euren Bart zu kürzen und Teil der Gemeinschaft zu sein, und ich werde Euch vertrauen und Euch entlassen, sobald Ihr mich rufen lasst und sagt, dass Ihr Euch der Regel unterwerft. Doch ich warne Euch, Martelet – ändert Ihr Eure Haltung nicht, so wird es Euer sicherer Tod sein. Ruft mich, wenn Ihr zur Vernunft gekommen seid.« Damit machte er kehrt, verließ den Kerker und schickte den Wächter auf seinen Posten zurück.
    Zwei Tage später saß er an einem sonnigen, aber kalten Nachmittag auf der Außentreppe und schärfte sein Schwert, als ihm Tam – dem Henry wie ein Hündchen auf den Fersen folgte – die Nachricht überbrachte, dass er gerufen wurde. »Martelet fragt nach Euch. Geht Ihr zu ihm?«
    Will lehnte sein Schwert an die Wand und stand auf. »Ein Bad, Tam, so heiß und so schnell wie Ihr könnt.«
    »Ein Bad? Aber Ihr habt doch erst vor drei Tagen gebadet.«
    »Doch nicht für mich, Mann, für Martelet. Er ist völlig verdreckt und wimmelt von Ungeziefer. Legt ihm auch frische Kleidung bereit und verbrennt das, was er am Leibe trägt, mitsamt der Läuse und Flöhe. Beeilt Euch. Henry, helft ihm.«
    Kurz darauf stand er Martelet erneut durch das Gitter getrennt gegenüber. Das Gesicht des Gefangenen war jetzt ruhig, und die Rage und Verbitterung waren daraus verschwunden. Will nickte ihm zu. »Seid Ihr zu einem Entschluss gekommen?«
    Als Martelet dann sprach, war seine Stimme genauso ruhig wie seine Miene. »Ja. Ich bekenne, dass mein Verhalten arrogant und damit unverzeihlich gewesen ist. Ich war wie von Sinnen.«
    »Nicht

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