Der Schwur der Ritter
Ring küssen sollte, der das einzige sichtbare Zeichen seiner Bischofswürde war, als er sich schon in der herzlichen Umarmung des Kirchenmannes in der Ritterrüstung wiederfand.
»Bischof Moray«, brachte er schließlich hervor, als er wieder einen Schritt zurückgetreten war. »Es überrascht und ehrt mich, Sir, Euch hier zu sehen. Woher habt Ihr gewusst, wann ich kommen würde?«
Der Bischof feixte und wies zum Himmel. »Vergesst nicht, dass die Kirche ihre Spione überall hat, Sir William. Es war einer der meinen, der Euch die Einladung nach Ayr überbracht hat, und bei seiner Rückkehr hat er mir von Euren Plänen berichtet. Da mich mein Weg in der Nähe vorbeigeführt hat, habe ich beschlossen, Euch abzuholen. Kommt mit, ich habe ein Pferd für Euch und ein Dach für die Nacht.«
Will blickte noch einmal zurück. Tam Sinclair und Henry standen bereits auf dem Kai und schimpften lautstark auf die Besatzung ein, die mit dem Entladen ihrer Ausrüstung und ihrer Pferde begonnen hatte.
»Bitte erlaubt mir, meinem Steward mitzuteilen, wohin wir gehen. Wo werden wir denn übernachten?«
»Zwei Meilen südlich von hier. Dort lebt mein Vetter Thomas Moray in einer kleinen Burg, die Ihr von der Straße aus gar nicht übersehen könnt.«
Sie waren zu zehnt, er selbst, Tam und Henry sowie drei Ritter und vier Sergeanten, die natürlich für Außenstehende nicht mehr zu unterscheiden waren. Sie hatten nicht viel Gepäck dabei, waren aber bewaffnet und trugen ihre Rüstungen.
Einige Minuten später hatte der Bischof Will seinen Männern vorgestellt, und nun schwang sich dieser in den Sattel des braunen Wallachs, den de Moray für ihn mitgeführt hatte. Er winkte Tam und seinem Knappen zu, dann trieb er sein Pferd an, den anderen landeinwärts zu folgen.
Als er den Bischof einholte, der statt einer Mitra und eines Messgewandes immer noch lieber dasselbe vom Kampf gezeichnete rostige Kettenhemd trug wie vor vier Jahren, winkte ihn dieser an seine Seite.
»Sir William. Kommt zu mir. Ich möchte mich mit Euch unterhalten.«
Ohne dass der Bischof etwas sagen musste, fiel der Rest seines Trupps zurück, sodass sie ungestört und ungehört sprechen konnten. De Moray ritt noch einige Momente schweigend weiter, bis das Hufgetrappel seiner Männer weit genug zurückgefallen war, dann betrachtete er Will von Kopf bis Fuß.
»Ich bin beeindruckt, Sir William; Ihr habt den Templer ja wirklich ganz und gar abgelegt. Und ich muss Euch sagen, dass Ihr den König und seine anderen Berater nicht minder beeindruckt habt. Eure Männer haben einen bedeutenden Beitrag zur Sache des Königs geleistet, und das hat er Euch nicht vergessen.«
Er sprach fließendes, elegantes Französisch, und Will entging nicht, dass diesmal keine Spur von der sorglosen Kameradschaftlichkeit zu hören war, die er an den Tag legte, wenn er Schottisch sprach. Dies war also der mondäne Bischof, der die Kunst der politischen Diplomatie genauso beherrschte wie das Protokoll der Kirche.
»Ihr und Eure Männer habt weitaus mehr geleistet, als aufgrund Eurer bloßen Verpflichtung notwendig gewesen wäre – und das ist der Grund, warum Euch der König eingeladen hat, dem Parlament als Ehrengast beizuwohnen.« Abermals lenkte er seinen Blick auf Will. »Habt Ihr schon einmal eine Parlamentssitzung miterlebt?«
Will lächelte. »Nein, Mylord Bischof, das habe ich nicht. Philipp von Frankreich glaubt, als Monarch von Gottes Gnaden zu regieren. Er hält es nicht für nötig, sein Volk mit einzubeziehen. Doch warum in Ayr, Mylord Bischof? Das Parlament, meine ich – und warum mitten im Sommer?«
Sein Begleiter nahm die Zügel in die linke Hand und kratzte sich an der Wange. »Erstens verbitte ich mir diese Anrede, solange Ihr mich nicht in Bischofsrobe und Mitra seht. Ich bin für Euch schlicht Davie, denn so nennen mich meine Freunde, und ich würde Euch gern dazu zählen. Zweitens reiten wir nach Ayr, weil es der Wunsch des Königs war, den Menschen seiner Heimat diese Ehre angedeihen zu lassen. Der König von Schottland regiert sein Volk, nicht sein Land, und er hat die Volksvertreter aus dem ganzen Reich eingeladen, um ihnen am Beispiel Ayrs zu zeigen, wie er sich ein von ihm regiertes Land vorstellt. Und drittens herrscht in England Bürgerkrieg. Edward Caernarvon und der Herzog von Pembroke gegen einen Haufen Adeliger, die gern selbst Profit aus der Herrschaft über England und Schottland schlagen würden. Solange sie sich gegenseitig an die Kehle gehen,
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