Der Schwur der Ritter
sich dazu von der Seite des Königs zurückziehen werden.«
»Und was soll ich dagegen tun?«
»Beruft eine Zusammenkunft der Brüder in Schottland ein, unter der Obhut der Gemeinschaft von Arran. Sie müssen sehen, dass ihr dort Wurzeln geschlagen habt und dass auch sie dort ihre Wurzeln wiederfinden können.«
Will zögerte. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, jetzt schon davon zu sprechen – doch er konnte es nicht zulassen, dass der König falsche Hoffnungen in ihn setzte, und so sprach er das Unglaubliche aus.
»Meine Männer und ich werden nicht mehr lange auf Arran bleiben.«
»Aber wohin wollt ihr gehen? Es gibt doch in der ganzen Christenwelt keinen besseren Ort für euch. Wohin wollt Ihr sie denn bringen?«
Will überlegte noch einmal kurz, doch seine Entscheidung war gefallen.
»An einen Ort weit jenseits der Christenwelt.«
Er beobachtete belustigt, wie sich das Gesicht des Bischofs mehrmals veränderte, bis sich schließlich Verständnislosigkeit darin niederließ.
»Jenseits der Christenwelt? Das kann ja nur das Heilige Land sein – aber es wäre doch Selbstmord, einen solchen Kurs einzuschlagen. Ihr wärt dort allein unter Feinden, die euch auslöschen würden, sobald ihr einen Fuß an Land setzt.«
»Aye, das ist richtig, doch das ist nicht mein Ziel.« Mit großem Ernst sah er de Moray an. »Davie, wenn Ihr mir absolutes Stillschweigen gelobt, erzähle ich Euch eine Geschichte, die zu glauben Euch schwerfallen wird, die aber bis auf das letzte Wort die Wahrheit ist.«
De Moray zog überrascht die Augenbrauen hoch, doch er zögerte keine Sekunde. »Ich schwöre es Euch. Erzählt mir diese Geschichte.«
»Dann schenkt mir bitte noch etwas aus Eurer Flasche ein, denn dies wird eine durstige Angelegenheit. Und trinkt unbedingt selber ebenfalls davon.«
5
N
ACHDEM ER DIE unvorhergesehene Entscheidung getroffen hatte, sich dem Bischof anzuvertrauen, sammelte Will im Stillen seine Gedanken, während der Bischof noch einmal ihre Becher füllte. Als die Flasche wieder in ihrem Lederbeutel verschwunden war, nippte er genießerisch an seinem uisge beatha – und begann dann von Admiral de St. Valéry und seinem Wunsch zu erzählen, sich mit einigen Männern und Schiffen auf die Suche nach dem legendären Land der Templerüberlieferungen zu machen, dem Ort, der Merica hieß und jenseits des westlichen Meeres lag.
De Moray saß da wie gebannt und hob nur hin und wieder seinen Becher an die Lippen. Als Will damit endete, wie die Schiffe des Admirals am westlichen Horizont verschwunden waren, strich sich der Bischof mit dem Finger über die Unterlippe.
»Vor fünf Jahren, sagt Ihr?«, fragte er schließlich. »Und seitdem habt Ihr nichts mehr von ihm gehört?«
»Bis vor vier Tagen -- kurz bevor ich hierher aufgebrochen bin.«
»Und was ist da geschehen?«
»Eins seiner Schiffe ist auf Arran gestrandet.«
»Und woher ist es gekommen?«
»Von dem Ort, nach dem er suchte.«
Der Bischof richtete sich auf.
»Der Admiral ist tot«, fuhr William fort, »doch seine Suche war erfolgreich. Acht Wochen nach seinem Aufbruch hat er sein Merica gefunden. Er hat mit seinen Männern dort überwintert, in der brutalen Kälte eines schneebedeckten Urwaldes, der voller gigantischer Wildtiere war. Im Frühjahr haben sie erneut die Segel gesetzt und sind entlang einer endlosen Küste südwärts gefahren, bis sie wärmere Gefilde erreicht haben. Dort haben sie ein dunkelhäutiges Volk angetroffen – ein edles Volk von großer Herzenswärme, wie es scheint – und eine Siedlung gegründet. Ihre Siedlung ist prächtig gediehen, bis der General letztes Jahr in einem Sturm von einem Baum erschlagen wurde. Schon vor seinem Tod hatten sie den Plan gefasst, eines ihrer Schiffe mit der Nachricht von ihrer Entdeckung heimzuschicken. Jetzt hat es uns nach großen Strapazen auf Arran angetroffen.«
»Hattet Ihr damit gerechnet?«
»Nein. Nach all den Jahren des Schweigens war ich davon ausgegangen, dass sie alle umgekommen waren. Doch ich hatte mich geirrt. Sie haben ihre neue Heimat gefunden, eine Zuflucht vor der Christenwelt und deren Wahn.«
»Warum sind sie dann zurückgekehrt und warum nur so wenige?«
»Weil sie nicht mehr viele waren. Sie sind zurückgekehrt, um sich Verstärkung für das Überleben in der neuen Welt zu erbitten.«
»Und jetzt sind sie auf Arran?«
»Ja.«
»Großer Gott, Sir William, wisst Ihr, was das bedeutet?«
»Aye, das tue ich, Bischof Moray. Es bedeutet, dass unser Orden seine
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