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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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die Wunde frei von Eiter gewesen, als er den Verband wechselte, und es sickerten nur noch wenige Tropfen Blut heraus.
    »Ist es denn nicht ungewöhnlich, dass er schon wieder fest schläft, nachdem er die ganze Nacht geruht hat?«, raunte Will dem Mönch zu.
    »Für ihn ist Schlaf das beste Heilmittel«, sagte der junge Mönch mit einem schüchternen Lächeln.
    Will nickte. »Nun denn. Ich glaube Euch, und ich danke Euch. Und nun muss ich aufbrechen. Wisst Ihr vielleicht, wo ich die Baronin finden kann?«
    Bruder Matthew schüttelte den Kopf. »Nein, Sir William. Doch sie hat bereits nach dem Jungen gesehen, aber ich weiß nicht, wohin sie dann gegangen ist.«
    »Nun, ich muss mich von ihr verabschieden. Wenn der Junge erwacht, sagt ihm, dass er hierbleiben soll, bis er wieder bei Kräften ist. Ich hole ihn, wenn er wieder gesund ist. Adieu, mon frère. «
    Jessies Stimme rief seinen Namen, als er auf den Hof hinaustrat. Sie stand mit ihrer Nichte und ihren Zofen am Tor.
    »Mylady, meine Damen, guten Morgen«, begrüßte er die Frauen, bevor er sich an Jessie wandte. »Auch ich muss nun aufbrechen, Mylady. Meinem Neffen geht es vorerst gut, und Master Balmyle kann nicht mehr lange auf mich warten.«
    »Bitte begleitet mich ein kleines Stück. Ich möchte Euch etwas zeigen, und es wird nicht lange dauern.« Sie winkte ihren Frauen, schon ohne sie in den Garten zu gehen.
    Will folgte ihr zu einem langgezogenen, flachen Gemäuer, das sich als Kuhstall entpuppte. Er musste gebückt eintreten, um sich an der niedrigen Tür nicht den Kopf zu stoßen, doch innen konnte er aufrecht stehen. Durch die Tür fiel ein Balken aus gleißendem Sonnenlicht in den Stall, doch jenseits davon herrschte angenehmes Halbdunkel. Der Stall war leer und sauber, denn im Sommer war das Vieh auf der Weide. Das Heu war bereits eingebracht und lagerte lose auf einem niedrigen Heuboden, der an der hinteren Giebelwand eingezogen war.
    Jessie hielt wortlos auf den Heuboden zu und erkletterte die hölzerne Plattform, sodass ihm nichts anderes übrig blieb als ihr zu folgen. Dicht an der Wand blieb sie stehen und zeigte auf eine Heugabel, die am Geländer lehnte.
    »Könntet Ihr das Heu aus der Ecke beiseiteschaufeln?«
    Neugierig ergriff er die Gabel und begann, sie wortlos in das Heu zu stoßen, das er in großen Büscheln beiseitehob. Es dauerte nicht lange, bis er fand, wonach sie suchten. Dicht an der Wand stand eine lange, schmale Holzkiste unter dem Heu verborgen – eine Kiste, die er augenblicklich erkannte.
    Jessie lächelte ihn an. »Wir haben vier Mann gebraucht, um sie hier hinaufzuhieven. Macht sie auf. Hier ist der Schlüssel.«
    Das geölte Schloss ließ sich mühelos öffnen, und als sich der Deckel hob, hielt Will die Luft an und blieb reglos neben der Truhe knien.
    Diese war dicht an dicht mit kleinen, in Stoff gewickelten Rollen gefüllt, die an beiden Enden mit einem Wachsplättchen verschlossen waren. Ganz oben hatte jemand eine der Rollen mit einem Messer aufgeschlitzt, und durch den Schlitz schimmerte ihm Gold entgegen.
    »Guter Gott. Kein Wunder, dass Ihr so viele Männer gebraucht habt.«
    »Goldmünzen«, flüsterte Jessie und beugte sich über die Truhe. »Fünfzig Stück pro Rolle, fünfzehn Rollen pro Schicht, fünf Schichten. So steht es in Yeshua Bar Simeons Büchern. Der Jude war ein ehrlicher Mensch und ein gewissenhafter Geschäftsmann. Etienne hätte sich keinen vertrauenswürdigeren Partner aussuchen können.«
    »Das war zu schnell für mich, um mitzuzählen«, sagte Will, der immer noch ehrfürchtig in die Truhe blickte.
    »Dreitausendsiebenhundertfünfzig Goldstücke.«
    »Dreitau – großer Gott. Aber Ihr wolltet doch alles dem König geben. Warum habt Ihr denn diese Truhe behalten?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Weil es Bar Simeons persönliches Vermögen war. Er hatte keine Verwandten, und diese eine Truhe war das persönliche Geschenk eines sterbenden Mannes an Etienne. Also habe ich sie behalten. Ich habe gedacht, vielleicht kommt einmal ein Tag, an dem es sich als nützlich erweist.«
    »Nützlich?« Staunend schüttelte er den Kopf. »Jessie, mit dem Inhalt dieser Truhe könnte man ein Königreich kaufen.«
    Sie grinste. »Vielleicht, doch da sich unser König gerade bei den Engländern bedient, hat dieses Königreich es nicht mehr nötig. Ich hingegen schon.«
    Er blinzelte. »Was habt Ihr vor?«
    »Vielleicht könnte ich ein Schiff kaufen, wie Ihr es gestern beschrieben habt, in Genua. Vielleicht ja

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