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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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dann nickte er. »Gut. Und nun will ich Eurem Tribunal als Zeuge beiwohnen. Das bin ich Sir Arnolds Andenken und seinem Seelenfrieden schuldig. Geht voraus, Sir William.«

4
    T
    AM SINCLAIR WARTETE mit seinen Sergeanten bereits am Eingang des Zellentraktes, als Sir William und der Admiral dort eintrafen. Tam führte sie in die mit Zellen gesäumte Galerie, jene zur Linken mit massiven Eichentüren, in die vergitterte Fensterchen eingelassen waren, jene zur Rechten offene Käfige mit dicken Eisengittern auf drei Seiten und einer gemauerten Rückwand. Godwinson befand sich in einer der Gitterzellen. Er saß im Dunklen auf einer schmalen Holzpritsche, die Hände und Füße in Eisen. Seine beiden Bewacher sprangen auf und traten beiseite, als Sir William, St. Valéry und ihre Begleiter eintraten und sich um die Gitterzelle scharten. Der Mann grinste sie frech an. Plötzlich spuckte er aus und begann zu fluchen – er sprach zwar Französisch, war aber eindeutig Engländer, und sein starker Akzent verstümmelte die französischen Wörter.
    Sir William schenkte dem Mann, der nun eine unflätige, heftige Schimpftirade begann, nur einen kurzen Blick und betrachtete dann den Gang zwischen den Zellen. Er war eng und fensterlos wie ein Sarg; das schräge Dach über den nackten Sparren war mit roten Tonziegeln gedeckt, und ein kühler Luftzug verhinderte, dass es hier jemals warm oder trocken wurde. Die Wände bestanden aus nackten Steinen, die mit Gips oder Lehm verfugt waren, und die einzigen Möbel waren ein langer, schmaler Holztisch, drei Stühle und ein glimmendes Kohlebecken an der Wand.
    Unter den ehrfürchtigen Blicken der Garnisonswachen schritt er zu dem Kohlebecken hinüber, dessen Glut mit einer Schlackenkruste bedeckt war. Sir William griff nach einem Schüreisen und durchstieß die Kruste, sodass die Funken aufflogen. Er schürte die Holzkohle, bis sie wieder zu brennen begann, dann schob er das Schüreisen ins Feuer und steckte ein zweites hinein. Nun griff er nach dem Eimer mit Kohle, der für die Wachen bereitstand, und schüttete frischen Brennstoff in das Kohlebecken.
    Admiral St. Valéry trat an seine Seite.
    »Was macht Ihr da, Sir William?«
    »Ich zünde das Feuer wieder an, Sir Charles. Es ist kalt heute Abend, und es ist zugig hier.« Dann trat er vor Godwinsons Zelle hin, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte schweigend auf den tobenden Mann auf der anderen Seite der Gitterstäbe.
    Es dauerte eine Weile, bis Godwinson begriff, dass sein Wüten keinen Eindruck auf den hochgewachsenen, weiß gewandeten Ritter machte. Schließlich verstummte er und betrachtete Sir William höhnisch, ohne ihm jedoch eine Reaktion entlocken zu können. Absolute Stille senkte sich über die hohe, finstere Kammer, bis Sir William schließlich wieder an den Tisch schritt.
    »Bringt ihn her.«
    Godwinson wehrte sich nach Leibeskräften, als die Wachen ihn ergriffen, doch da er in Ketten lag und sie zu sechst waren, war sein Ringen nutzlos. Sie packten ihn und trugen ihn an den Tisch, an dessen einem Ende Sir William Platz genommen hatte, die Hände flach auf der Tischplatte.
    »Setzt ihn dorthin«, sagte der Ritter und wies auf den Stuhl am anderen Ende des Tisches. »Wickelt seine Ketten um die Stuhlbeine, damit er sich nicht erheben kann.«
    Auch jetzt war Widerstand zwecklos, und so ergab sich Godwinson in sein Schicksal, als sich zwei der Sergeanten neben ihn knieten und seine Beinketten um die Stuhlbeine schlangen. Doch sobald sie fertig waren, sprach er Sir William an, und seine Stimme war voller Verachtung.
    »Wer seid Ihr, Hurensohn? Ich verspreche Euch …«
    »Knebelt ihn.«
    Tam bekam von einem Wärter ein Stück schmutzigen Stoff gereicht, das er in zwei Hälften riss. Die eine ballte er zusammen, um sie dem Engländer in den Mund zu stopfen und sie dann mit der anderen festzubinden.
    William Sinclair stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf seine Fäuste. »Und nun, Engländer, hört mir zu. Dieser Mann dort«, sagte er und zeigte auf St. Valéry, »ist der zweite Mann, den Ihr hier töten wolltet. Sir Charles de St. Valéry, Admiral der Tempelflotte. Ihr habt versagt – konntet ihn nicht einmal verwunden –, und das wird Eurem Herrn gar nicht gefallen. Doch es ist Euch gelungen, seinen ältesten Freund zu ermorden, den Präzeptor dieser Kommandantur, einen Mann, der es hundertmal mehr wert war zu leben als Ihr es seid. Ihr habt ihn getötet, das wird jeder hier bezeugen.

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