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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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hätten ja sofort das Kommando übernommen und wären damit die rechtmäßigen Empfänger gewesen.«
    »Ihr habt Euch bis jetzt sehr taktvoll verhalten, Sir William, aber mir ist klar, dass ich Euch jetzt unterstellt bin. Nur einem Mitglied des Rates würde man den Schatz anvertrauen.«
    Sir William neigte nur den Kopf.
    St. Valéry spitzte die Lippen. »Darf ich dann neugierig sein, während wir auf die anderen warten? Wo werdet Ihr den Schatz in Sicherheit bringen? Hat Euch de Molay diesbezüglich Anweisungen gegeben?«
    »Nein, Sir Charles. Alles, was ich im Moment weiß, ist, dass wir damit in See stechen werden.« Er hob die Hand, um weiteren Fragen zuvorzukommen. »Mehr ist mir nicht bekannt. Ursprünglich wollte der Großmeister, dass ich nach England fahre und mich an den Hof Edward Plantagenets begebe. Doch in Paris haben wir erfahren, dass König Edward vor einigen Monaten gestorben ist, während er wieder einmal damit beschäftigt war, in meine Heimat einzufallen. Das hat alles verändert, da man Edwards Sohn offenbar nicht trauen kann.«
    »Man kann dem König von England nicht trauen, noch bevor er überhaupt die Krone übernommen hat? Wie kann das sein? Und wie kommt es, dass ich nichts davon weiß? Lebe ich denn hier in La Rochelle so isoliert, dass ich gar nichts mehr von der Außenwelt erfahre?« St. Valérys Stimme verriet aufrichtige Überraschung.
    Sir William sah ihn direkt an und zuckte mit den Achseln. »Der Orden ist Eure Welt, Admiral. Ihr habt keine Zeit, die Ihr mit minder wichtigen Dingen verschwenden könntet, und der Charakter des neuen Königs von England ist das Letzte, was Euch interessieren sollte. Der Mann lebt wider die Natur, Sir, ein Päderast, der lieber die Frau spielt als den Mann. Er geht offen mit seinem perversen Verhalten hausieren, ohne sich darum zu kümmern, was seine Barone denken. Und er ist berüchtigt für seinen indiskreten Umgang mit Staatsangelegenheiten. Seine Liebhaber führt er schamlos in der Öffentlichkeit vor und überschüttet sie mit Geschenken, Privilegien und Ämtern, für die sie gar nicht geeignet sind. Seine Barone bringen ihm weder Respekt noch Toleranz entgegen, und man geht nicht davon aus, dass er lange leben wird, wenn er seinen Lebenswandel nicht ändert. Sei es, wie es sei, für uns besitzt er jedenfalls keinerlei Wert.«
    »Ich verstehe. Dann beantwortet mir meine nächste Frage bitte genauso offen: Wohin werdet Ihr gehen, wenn das Befürchtete eintritt? Irgendeine Vorstellung müsst Ihr doch haben.«
    Sinclair erhob sich langsam und richtete sich zu seiner ganzen eindrucksvollen Größe auf. »Nach Schottland«, sagte er, und es klang wie eine Herausforderung.
    Eine lange Pause folgte diesen Worten, bis St. Valéry schließlich laut ausatmete.
    »Schottland … aye. Unsere Bruderschaft ist stark in Schottland.« Es lagen weder Zögern noch Unsicherheit im Tonfall des alten Mannes, und doch war seinen Worten beides anzuhören.
    »Aye, so ist es«, sagte Sir William, »sie ist in den letzten zweihundert Jahren immer stärker geworden. Das Templerkreuz ist im ganzen Land ein vertrauter Anblick, wenn nicht gar ein willkommener, dank unseres jüngsten Einsatzes gegen den Engländer Plantagenet. Man wird uns gern dort aufnehmen.«
    »Aye, zumindest unsere Ordensbrüder. Doch was ist mit dem König?«
    »Robert Bruce. Er wird uns nicht abweisen.«
    St. Valéry runzelte die Stirn. »Sir William, selbst mir ist hier in der Einöde meines Unwissens zu Ohren gekommen, dass dieser König von Schottland ein ungezügelter Hitzkopf ist und ein gotteslästerlicher Mörder noch dazu, der einen Mann auf den Altarstufen getötet hat.«
    »Aye, Admiral, das ist mir alles bekannt, und vieles davon ist wahr, wenn auch nicht alles. Der ›Mord‹, von dem Ihr sprecht, wurde provoziert, und ich glaube nicht, dass Bruce bewusst war, wo er sich befand. Ich gehe davon aus, dass er im Eifer des Gefechts auf Lord Comyn eingestochen hat – und das nicht einmal tödlich. Dann ist er entsetzt aus der Kirche geflohen, und es waren seine Männer, die in die Kirche geeilt sind und Comyn umgebracht haben. Der Mord ist geschehen, das lässt sich nicht leugnen, doch es würde mir widerstreben, Robert Bruce als Mörder zu bezeichnen.«
    »Wie könnt Ihr nur so etwas sagen?«
    Sir William zog eine Augenbraue hoch. »Ich bin es nicht, der es gesagt hat, Mylord Admiral. Es war die Kirche von Schottland in Person Robert Wisharts, des Bischofs von Glasgow, und William Lambertons,

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